Clarissa Meier ist Unternehmerin und setzt sich gleichzeitig für ihren Kiez in der Koloniestraße ein. Sie sieht darin keinen Gegensatz. Denn ihr Lebensmotto lautet: „Wer Verantwortung übernehmen kann, der muss es auch.“ Verantwortung zu tragen bedeutet für Clarissa Meier, einerseits im Soldiner Kiez das „Seniorendomizil an der Panke“, das Hotel „Big Mama“ und das Café „La Tortuga“ wirtschaftlich auf Erfolgskurs zu halten. Und andererseits bedeutet dieser Lebensspruch für sie, dass sie auch ein klein wenig Verantwortung für ihr Umfeld übernimmt. Ihre Bedingung: Wenn konkrete, messbare Erfolge zu erwarten sind, dann hilft sie. „Ich bin Lebenspraktikerin“, sagt sie erklärend.
Etwas zurückgeben
Clarissa Meier hat in ihrem Leben Höhen und Tiefen erlebt. „Ich habe verantwortungsvolle Menschen in meinem Leben getroffen“, sagt sie über die Zeiten, in denen sie es schwer hatte. Sie hat damals die von diesen Menschen gebotenen Chancen genutzt. Nun ist sie in der Position, anderen Menschen Chancen zu geben. Und das tut sie. So ist es noch nicht lange her, da waren in Berlin Ausbildungsplätze für Jugendliche knapp. Clarissa Meier bildete zu dieser Zeit Jugendliche aus dem Soldiner Kiez aus, „weil damals bestimmte Adressen sofort dazu führten, bei Bewerbungen aussortiert zu werden“. Sie bildete aus in der Pflege, in der Küche, in der Verwaltung. Sie unterstützte die Gruppe der Senioren-Cheerleader. Sie hat sich verpflichtet, zehn Jahre lang die öffentliche Beleuchtung eines dunklen Weges von der Koloniestraße zur Panke zu bezahlen. Ein im Wortsinn sichtbarer Beitrag, den sie damit leistet.
Die 49-jährige nimmt sich Zeit, um sich im Kiez ehrenamtlich zu engagieren. So ist sie seit fast 20 Jahren im Quartiersrat Soldiner Kiez aktiv. Wenn bei dieser ehrenamtlichen Arbeit über Projekte diskutiert wird, denkt sie praktisch: „Es muss auch etwas herauskommen“, sagt sie. Etwas Konkretes, etwas Messbares. So theoriegeladen ein Projektantrag auch sein mag, für sie bleibt entscheidend, dass praktische Ergebnisse zu erwarten sind. Eine Kletterwand, ein sanierter Spielplatz, ein Kiezfest. Das seien handfeste Verbesserungen für den Kiez.
Das Thema Müll
Auch beim Müll auf der Straße, ein Thema das sie stark beschäftigt, geht Clarissa Meier lebenspraktisch vor. Sie weiß, dass es nichts bringt, wenn sich alle aufregen, wenn ein Kind wieder einmal eine leere Süßigkeitentüte fallen lässt. „Da gehe ich hin und rede freundlich mit dem Kind“, sagt sie. Alles andere helfe doch nichts und bringe nichts, ist sie überzeugt.
Noch ein Beispiel, wie sie die Sache mit dem Müll praktisch angeht: Dass so viele Berliner ein schlechtes Bild vom Soldiner Kiez haben, daran könne sie wenig ändern. „Aber es muss nicht sein, dass Besucher von außen in der Koloniestraße zuerst Müll sehen!“ Ihre Lösung ist: einfach handeln. So ruft sie bei der BSR an. Immer wieder. Sie spricht auch mal die orangenen Jungs an, wenn diese durch die Straße brausen, ohne den Gehweg wirklich geputzt zu haben.
Dass Clarissa Meier lebenspraktisch ist, zeigt recht gut eine Anekdote. Als sie das Hotel aufmachte, stand die Frage nach einem Namen an. „Ich wusste, dass meine Mitarbeiter sich gegenseitig warnten, wenn ich auf den Hof fuhr: Achtung, Big Mama kommt.“ So einfach war der Name vor fünf Jahren gefunden. Ohne viel Grübelei.
Text und Fotos: Andrei Schnell
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