Kolumne Alles begann mit einem kleinen blauen Button. Der kleine Weddinger machte ganz große Augen als er ihn sah. Er war klein und blau mit roter und weißer Schrift drauf. Das war 2011, der kleine Weddinger war drei Jahre alt und er wurde von Papa in die Hugo-Heimann-Bibliothek im Brunnenviertel mitgeschleppt, weil die große Schwester bei der U18-Jugendwahl dort ihre Stimme abgeben sollte. Wer sich eine Partei aussucht und ankreuzt, bekommt einen Button, erklärte Papa dem kleinen Sohn. Sofort war klar: Ich will auch!
Dabei ist es geblieben. Kaum hört der kleine Weddinger, dass wieder eine Wahl ansteht, leuchten seine Augen und er verkündet: Ich will aber auch wählen! Ob Abgeordnetenhauswahl, Europa- oder Bundestagswahl – er ist sicher dabei. Bei der letzten Berlin-Wahl hatten wir Eltern ein wenig Mühe, ein Wahllokal in der Nähe zu finden. Auf der offiziellen Seite der U18-Wahl waren im Wedding leider keine Wahllokale verzeichnet. Die Bibliothek im Kiez ist schon lange weg und es fand sich keine andere öffentliche Stelle, die das übernehmen wollte. Auf Nachfrage bei einigen Stellen im Wedding hieß es, dass es ja mit dem Wahllokal allein nicht getan wäre. Man müsste ganz professionell Demokratiebildung betreiben, die Kids sofort über alles genauestens aufklären.
Ehrlich gesagt hat mich das als Mutter geärgert. Sicher ist Aufklärung wichtig und es ist bestimmt nicht falsch, Demokratie von A bis Z durch zu deklinieren. An meinem eigenen Kind habe ich aber erlebt, dass wir Erwachsene hier mal wieder viel zu kompliziert denken. Manchmal reicht eben schon ein bunter Button, um das Interesse zu wecken. Die Fragen kommen dann irgendwann von allein, so wie beim kleinen Weddinger. Der kennt sich inzwischen ziemlich gut aus in der Parteienwelt und weiß schon genau, wen er im September warum wählen wird. Die U18-Wahl findet im Vorfeld der Bundestagswahl bereits am 15. September statt.
Weil uns der Wedding hinsichtlich der Wahlmöglichkeiten für den kleinen Weddinger bei der letzten Berlin-Wahl leider verlassen hatte, haben wir damals für unseren Sohn die U18-Briefwahl erfunden. Und schon konnte er mitmachen und hatte wieder etwas gelernt. Dass es Briefwahl gibt. In diesem Jahr haben wir übrigens rechtzeitig vorgesorgt und sind allen möglichen Institutionen auf den Wecker gefallen mit unserer U18-Wahllokal-Frage. Es hat geholfen. Zwei Wahllokale in der unmittelbaren Nähe wird es auf jeden Fall geben. Damit der kleine Weddinger bei der Symbolwahl für die unter 18-Jährigen mitmachen kann. Einen Button will er inzwischen übrigens gar nicht mehr, weil er Button blöd findet. Aber wählen, das findet er gut und wichtig.
Weddinger Wahllokale für die U18-Wahl im Wedding am 15. September
- Olof-Palme-Zentrum, Demminer Straße 28
- (Herbert-Hoover-Oberschule, Pankstraße 18–19)
- (Gesundbrunnen-Grundschule, Prinzenallee 8)
- Medienhof Wedding, Prinzenallee 25⁄26
- Abenteuerspielplatz Panke, Wilhelm-Kuhr-Straße/Ecke Gottschalkstraße
- Haus der Jugend Mitte, Reinickendorfer Straße 55
- Schillerbibliothek, Müllerstraße 149
Die Lokale in den Schulen sind meist nicht öffentlich und nur für die Schüler der Schule gedacht. Weitere Wahllokale gibt es auf der Seite der U18-Wahl.
Text: Dominique Hensel