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Unverblümt-Kulturexpedition im Mai

12. Mai 2017
Das Plakat zur unverblümt-Kulturexpedition im Mai. Grafik: georg+georg
Das Pla­kat zur unver­blümt-Kul­tur­ex­pe­di­ti­on im Mai. Gra­fik: georg+georg

Alles neu macht der Mai – und so steht auch am 19. des Won­ne­mo­nats schon die nächs­te nie­gel­na­gel­neue unver­blüm­te Kul­tur­ex­pe­di­ti­on ins Haus.

Singer Songwriter Mellie Meteors auf der Panke-Terrasse

Mellie Meteors: © Mellie Meteors
Mel­lie Mete­ors. © Mel­lie Meteors

Los geht es dies­mal mit Mel­lie Mete­ors. Der nie­der­län­di­sche Sin­ger Song­wri­ter, der klingt wie „Jeff Buck­ley trifft Jens Lek­man an einer Bar in einem 50er-Jah­re-Film“, tritt gegen­über der Wie­sen­burg auf, umge­ben von idyl­li­scher Fluss­land­schaft und graf­fi­ti­be­sprüh­tem Fabrik­char­me. Eigent­lich wohnt er in Ams­ter­dam, sieht sich aber selbst in der Tra­di­ti­on eines „Wan­de­ring Musi­ci­an“. Nach­dem er mehr als drei Jah­re mit sei­ner Elek­tro-Rock-Band „Man­nen Met Snor­ren” nie­der­län­di­sche Clubs und Fes­ti­vals spiel­te, ver­ab­schie­de­te er sich 2015 von Schnurr­bart, anrü­chi­gen Song­tex­ten und sei­ner (nicht mehr ganz so) wei­ßen Leder­ja­cke. Er tramp­te nach Kopen­ha­gen und Mal­mö mit sei­ner Gitar­re im Gepäck und trat mit neu­en, sehr per­sön­li­chen Songs vor einem klei­nen Publi­kum auf. Seit die­ser Zeit wan­delt er nun durch Nord­eu­ro­pa und spielt und schreibt auf den Stra­ßen und Clubs von Paris, Lon­don und natür­lich auch Ber­lin – allei­ne oder zusam­men mit ande­ren Musi­kern, „making fri­ends and ser­ana­ding life“.

Zu einem Mann mit Gitar­re gehört zwangs­läu­fig was? Rich­tig – ein Grill! Lecke­re vege­ta­ri­sche und  fleisch­li­che Snacks sowie köst­li­che Drinks erwar­ten die Zuhö­rer am Fuße der Pan­ke-Ter­ras­se. Die Aus­re­de: “Sor­ry, ich habs nicht frü­her geschafft, weil ich noch essen muss­te!”, zählt also dies­mal nicht.

Bewegung auf dem Trimm-Dich-Pfad

Auf dem Weg zur nächs­ten Sta­ti­on der Kul­tur­ex­pe­di­ti­on wer­den die Bau­fach­frau­en den mit Grill­gut gefüll­ten Kör­per der Besu­cher auf dem „Pan­ke Par­cours“ etwas Bewe­gung ver­schaf­fen. Ganz im Sin­ne der Trimm-Dich-Bewe­gung der 1970er Jah­re, die seit eini­ger Zeit mit alten und neu­en Trimm-Dich-Pfa­den ein Come­back fei­ert, wur­den im letz­ten Jahr ent­lang der Pan­ke Tafeln errich­tet, die dazu ein­la­den, sich sport­lich zu betä­ti­gen. Und zwar so, dass wirk­lich alle dar­an teil­neh­men kön­nen – vom Klein­kind bis zur Grei­sin. Es sind ein­fa­che Bewe­gungs- und Dehn­übun­gen, die das Gefühl für den eige­nen Kör­per stei­gern und die Freu­de an Bewe­gung wecken sollen.

Lesung über der Panke

Die binooki-Verlagsgründerinnen Inci Bürhaniye (links) und Selma Wels. © Stephan Pramme
Die binoo­ki-Ver­lags­grün­de­rin­nen Inci Bürhaniye (links) und Sel­ma Wels. © Ste­phan Pramme

Belohnt wird die Anstren­gung anschlie­ßend mit einer Lesung auf der klei­nen Brü­cke über der Pan­ke. 2011 grün­de­ten die bei­den Schwes­tern Sel­ma Wels und Inci Bürha­ni­ye aus Lie­be zur tür­ki­schen Lite­ra­tur den unab­hän­gi­gen Ver­lag „binoo­ki“. Er wid­met sich aus­drück­lich der Über­set­zung tür­ki­scher Lite­ra­tur ins Deut­sche. Einer der ers­ten Autoren im Ver­lags­pro­gramm der bei­den Schwes­tern war Emrah Ser­bes. Er ist nicht nur einer der erfolg­reichs­ten Schrift­stel­ler der Tür­kei, son­dern gilt seit den Gezi-Pro­tes­ten im Som­mer 2013 durch sei­ne akti­ve Teil­nah­me am Wider­stand und sei­ne öffent­li­che freie Mei­nungs­äu­ße­rung gegen den Pre­mier­mi­nis­ter auch als “Schrift­stel­ler und Stim­me des Vol­kes”. Eli­sa­beth vom binoo­ki-Ver­lag wird aus sei­nem Erzähl­band „jun­ge ver­lie­rer“ zwei Geschich­ten vor­le­sen. Es geht um Jungs, die alle irgend­wie die glei­chen Sehn­süch­te in sich tra­gen: end­lich erwach­sen zu wer­den, Respekt zu bekom­men, cool zu sein und sich zu ver­lie­ben. Sie sind gleich­zei­tig männ­lich, stolz, kind­lich und sensibel.

Besuch im Baumhaus in der Gerichtstraße

Das Baumhaus in der Gerichtstraße. Foto: Hensel
Das Baum­haus in der Gericht­stra­ße. Foto: Hensel

So rich­tig erwach­sen ist man aber eigent­lich nie und des­halb ist der nächs­te Ort auf der unver­blümt-Tour das Baum­haus in der Gericht­stra­ße. Baum­haus? Ja, Baum­haus! Das Baum­haus ist ein offe­nes sozio­kul­tu­rel­les Pro­jekt im Wed­ding, eine selbst­or­ga­ni­sier­te Gras­wur­ze­l­in­itia­ti­ve, die aus der Nach­bar­schaft her­aus gewach­sen ist. Seit 2012 haben, zusam­men mit den bei­den Baum­haus-Grün­dern Karen und Scott, über 300 Leu­te das Pro­jekt mit­ent­wi­ckelt, Ver­an­stal­tun­gen und Tref­fen orga­ni­siert, neue Grup­pen initi­iert, ein Laden­lo­kal reno­viert und zu einem ein­zig­ar­ti­gen Pro­jekt­raum aus­ge­baut. Aber was hat das alles mit einem Baum­haus zu tun? Vor­bei­kom­men und es her­aus finden!

Crashkurs im Beatboxing

Moritz Eickworth: © Riders Connection
Moritz Eick­worth. © Riders Connection

Neben einer kur­zen Füh­rung durch das Baum­haus kan man auch an einem Crash­kurs im Beat­bo­xen teil­neh­men. Beat­boxing ist die Kunst, allein mit Mund und Stim­me Drum­com­pu­ter­beats, Scrat­ches oder Schlag­zeug- und ande­re Per­kus­si­ons­rhyth­men zu imi­tie­ren und dabei außer einem Mikro­fon kei­ne wei­te­ren Hilfs­mit­tel zu ver­wen­den. Der Fokus liegt hier­bei auf den ver­schie­de­nen Klang­mög­lich­kei­ten der Kon­so­nan­ten, im Gegen­satz zu ande­ren Gesangs­küns­ten, die sich vor allem mit Voka­len befas­sen. Human Beat­boxing wird auch als die „fünf­te Säu­le“ oder das „fünf­te Ele­ment“ der Hip­Hop-Kul­tur bezeich­net und ist damit eines ihrer Wesens­merk­ma­le. Das gesam­te Spek­trum der Mund­mu­sik reicht heu­te von Hip­Hop über Club, Latin, Drum’n’ Bass bis hin zu Jazz oder Welt­mu­sik. Die Künst­ler erset­zen in Bands den Drum­mer oder Bas­sis­ten oder erzäh­len teil­wei­se Geschich­ten mit Geräusch­un­ter­ma­lung. Mit etwas Geduld, Zeit und Krea­ti­vi­tät kann jeder zur Beat­box wer­den. Wie das geht, zeigt Moritz Eick­worth, Human Beat­box der Ber­li­ner Band Riders Connection.

Stippvisite mit Klaviermusik im neuen französischen Bistro

Wei­ter geht es zum Net­tel­beck­platz. Dort wird Mit­te Mai in einem ehe­ma­li­gen Fri­seur­sa­lon das fran­zö­si­sche Bis­tro Mira­ge eröff­nen (der Wed­ding­wei­ser berich­tet in Kür­ze!). Neben einer Früh­stücks- und Mit­tags­kar­te mit lan­des­ty­pi­schen Pro­duk­ten, gibt es eine gro­ße Aus­wahl an Wei­nen und Cock­tails. Ähn­lich wie unver­blümt haben es sich die Macher zum Ziel gesetzt, Leu­te aus der Anony­mi­tät der Groß­stadt her­aus­zu­ho­len und ein stär­ke­res Gemein­schafts­ge­fühl zu för­dern. Hin­ter dem Pro­jekt ste­hen Jochen Küp­per (ehe­ma­li­ger Initia­tor und Betrei­ber des Statt­ba­des), Dami­en Kamil Sah­ri und Ste­pan Kus­mit­schow. Sie alle kom­men aus unter­schied­li­chen Tei­len der Welt, aber haben eine Sache gemein­sam – sie leben und lie­ben den Wedding!

Mischa Blanos. © Mischa Blanos
Mischa Bla­nos. © Mischa Blanos

Auch kul­tu­rel­le Akti­vi­tä­ten wie zum Bei­spiel fran­zö­si­sche Film­aben­de, Lesun­gen, Vinyl-Floh­markt und Live-Kon­zer­te sind geplant. Anläss­lich der unver­blümt Kul­tur­ex­pe­di­ti­on spielt im Mira­ge der in Ber­lin leben­de rumä­ni­sche Pia­nist Mischa Bla­nos. Er stu­dier­te Musik und dar­stel­len­de Kunst an der Uni­ver­si­ta­tea Naţio­nală de Muzică Bucu­reş­ti und der Uni­ver­si­ty of Kent und kom­po­niert, per­formt und trans­for­miert Kla­vier­klän­ge in neue Klang­er­leb­nis­se durch die Bei­ga­be elek­tro­ni­scher Ele­men­te. Sei­ne Musik öff­net einen neu­en Zugang zur aktu­el­len neo­klas­si­schen Bewe­gung, der zum Bei­spiel auch Nils Frahm ange­hört. Es geht um eine Fei­er des Inni­gen, des Wah­ren, des Sublimen.

Zeit­plan
18.45 Uhr Mel­lie Mete­ors, Pan­ke-Ter­ras­se (zwi­schen art­l­oft und Wiesenburg)
19.50 Uhr Lesung binoo­ki-Ver­lag (Emrah Ser­bes), Brü­cke über der Pan­ke (Zugang auch über Gerichtstraße)
20.30 Uhr Beat­box-Work­shop und Baum­haus-Füh­rung, Das Baum­haus (Gericht­stra­ße 23, Vor­der­haus Erdgeschoss)
21.15 Uhr Mischa Bla­nos, Mira­ge (Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße 110/Nettelbeckplatz)

Wei­te­re Infos gibt es auf der unver­blümt-Face­book­sei­te: https://www.facebook.com/unverbluemt.kulturexpeditionen

Wei­te­re unver­blümt-Ter­mi­ne 2017: 30. Juni, 25. August, 20. Oktober

Text: georg+georg, Fotos: Pro­mo, georg+georg (Cre­dits direkt bei den Fotos)

Gastautor

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