Das Holz macht beim Barbecue den Unterschied. Mit unserer Art des Grillens im Park hat die Zubereitung des Fleisches in Lino’s Barbecue-Restaurant in der Malplaquetstraße wenig zu tun. Hier wird nämlich nach texanischer Art im Holzofen gegart – und zwar richtig lang. Die Technik, mit der Lino sein Essen zubereitet und mit Beilagen versieht, sucht in Berlin und ganz Deutschland ihresgleichen.
Der frühere Standort der W.G.-Bar hat sich in ein Restaurant verwandelt, für das sich der Besitzer Lino Brandi ein einmaliges Konzept ausgedacht hat. „Ich bin als Sohn deutscher Eltern in Texas geboren und in Paderborn aufgewachsen“, erzählt der Restaurantbetreiber, der seit fünf Jahren im Wedding wohnt. Als gelernter Koch ist er 2011 zum Arbeiten in sein Geburtsland gegangen, zum “Stiles Switch BBQ”. Dort hat er die typisch zentraltexanischen Barbecue-Restaurants kennengelernt. Der vier Meter lange „Pit“ ist das Herzstück der Küche von Lino’s Barbecue. Er wurde als Einzelstück gebaut und dient dazu, das Fleisch zwischen sechs und zwölf Stunden bei 90 – 160 Grad zu garen. Die Fleischwaren haben im Ofen keinen direkten Kontakt mit offenem Feuer, werden also nicht gegrillt. Sie nehmen im “Pit” aber eine spezielle Rauchnote an. Schweineschulter wird gegart – daraus wird Pulled Pork. Brisket ist Rinderbrust. Diese Teile werden bei Niedrigtemperatur mit indirekter Hitze gegart. Für die nötige Wärme sorgt ab sechs Uhr morgens der mit Holzscheiten beheizte Ofen, der sich am rechten Rand des “Pit” befindet. Sobald das Fleisch ausreichend gegart und ganz besonders zart ist, kommt es in den Wärmeschrank im Eingangsbereich.
Von deutschen Fleischern in Texas erfunden
Wer den mit viel hellem Holz ausgestatteten Gastraum betritt, bekommt gleich ein Tablett und stellt sich an einer langen Theke an. Man wählt die Fleischsorte beziehungsweise die Wurst und kann dann sein Sandwich belegen lassen. Die Beilagen sind vegetarisch, aber Lino arbeitet noch an weiteren vegetarischen Fleischalternativen. Das Essenholen selbst geht sehr schnell, hat deswegen aber noch lange nichts mit Fast-Food zu tun. „Die Art des Garens haben deutschstämmige und tschechische Fleischer perfektioniert“, erklärt Lino. Die hohe Qualität des Fleisches ist neben dem Holz entscheidend. Das regional bezogene Schweinefleisch stammt vom Havelländer Apfelschwein, dessen Fütterung auf Äpfeln basiert.
Das Rindfleisch der Sorte Black Angus kommt jedoch aus den USA und muss die höchsten Qualitätsstandards aufweisen. Die scharfen Würste mit Jalapenos werden eigens von einem Fleischer nach Linos Rezept hergestellt. Auch die Barbecue-Saucen, eine rauchig und eine eher süßlich, stellt Lino selbst her. „Die rein natürlichen Zutaten werden aber nicht verraten“, sagt der Deutsch-Amerikaner schmunzelnd.
Texanische Leichtigkeit
Das einfach und hell eingerichtete Barbecue-Restaurant vermittelt einen Eindruck von der lockeren Lebenseinstellung, die für Texas typisch ist. Die dortige Barbecue-Kultur weist viele Einflüsse aus dem benachbarten Mexiko auf. Eine Original-Flagge des Lone-Star-Bundesstaats hängt auch im mit viel Holz gestalteten Gastraum – hinter Glas, ganz wie die Schwarz-weiß-Fotos, die Lino bei seinen Texas-Aufenthalten gemacht hat. Auch die Einrichtung hat Lino mit einem Freund selbst gebaut. „Ich hoffe, mein positives Texas-Bild nach Berlin transportieren zu können“, sagt Lino. Denn er hat in Austin eine offene, liberale Seite Amerikas kennengelernt. Wie in Texas, wo die Picknick-Barbecue-Kultur im Alltag sehr präsent ist, muss man das Essen selbst an seinen Platz bringen. Das Tragen von Waffen ist bei Lino allerdings nicht erlaubt, ergänzt er schmunzelnd. Zu trinken gibt es übrigens Craft Beer von BrewBaker oder Flensburger Pilsner.
Das mutige und konsequent umgesetzte Konzept passt gut in den Wedding, findet Lino. Die hohe Qualität des Fleisches zu bezahlbaren Preisen dürfte junge Leute ansprechen, glaubt er. Und allein das einmalige Aroma des Fleisches dürfte sich schnell herumsprechen, denn so geräuchert und zart wie es aus Linos Ofen herauskommt, dürfte es anderswo kaum schmecken.
Mi-So 17 – 22.30 Uhr
Malplaquetstraße 43 Ecke Nazarethkirchstraße
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