Sie ist wieder da, die unverblümt Kulturexpedition! Am 28. April findet die erste Expedition statt. Dieses Mal gibt es Musik über den Dächer der Stadt – im “Klunkerkranich des Wedding”. Von dort aus zieht die unverblümte Karawane weiter von Konzert zu Konzert.
Eines der bekanntesten und wahrscheinlich auch markantesten Gebäude im Wedding ist Karstadt am Leopoldplatz. Doch wer hat sich, wenn nicht um sein Auto abzustellen und sich anschließend in einen Shoppingrausch auf vier Etagen zu stürzen, jemals auf das obere Parkdeck des Gebäudes begeben? Der Ort erinnert an den Klunkerkranich in Neukölln. Im Gegensatz zu seinem hippen Bruder beherbergt er jedoch weder Club, noch Garten oder Strandbar – nackt und unscheinbar kommt er daher, ganz ohne Klunker. Anlässlich der ersten unverblümt Kulturexpedition in diesem Jahr erwacht er für eine Stunde zu neuem Leben.
Alphorn auf dem Gipfel des Wedding
Am 28. April um 18.15 Uhr wird dort der Startpfiff ertönen – in Form eines Blaskonzertes. Die Künstlerin Anna Schubert spielt jedoch kein gewöhnliches Blechblasinstrument. Sie beherrscht das „Handy der Hirten“, das Alphorn. Es ist das Nationalsymbol der Schweiz und kann über 10 Kilometer weit gehört werden. Vermutlich müsst ihr nun nur noch die Augen schließen und statt in windiger Höhe auf einem Parkdeck im Herzen des Weddings, fühlt ihr euch plötzlich auf einen Gipfel in die Alpen versetzt.
Macht ihr nun mit geschlossenen Augen noch einen Sonnengruß, so ist die Entspannung komplett. Denn auch ein Yoga-Kurs soll hier, begleitet von den Klängen des Alphornes, stattfinden. Durchgeführt wird er von Ghost Yoga. Das „alternative to a yoga studio“ Yoga Studio befindet sich in einer ehemaligen Fabriketage in der Gerichtstraße 23. Im Vergleich zu den Yoga-Angeboten in zahlreichen Fitnessstudios und anderen kommerziellen Clubs der Stadt, wird auf Gemütlichkeit statt Wettbewerb gesetzt. Hier könnt ihr die für euch passendsten Praktiken von Yoga bis Meditation entdecken und alle Übungen in eurem Tempo machen oder einfach entspannt auf einer Yogamatte der Musik lauschen und in den Weddinger Himmel schauen.
Boule in der Turniner Straße
Entstresst und tiefenentspannt wird die unverblümte Karawane gegen 19 Uhr zum Bouleplatz an der Nazarethkirchstraße Ecke Turiner Straße weiterziehen. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Wedding französische Besatzungszone und obwohl die Franzosen dadurch für die Weddinger eine besondere Rolle eingenommen haben, sind die Bouleplätze im Kiez weitestgehend unbekannt geblieben und finden in keinem Berliner Trendmagazin Erwähnung. Also ist es nun an der Zeit mit Hilfe der sport- und bewegungsaffinen Baufachfrauen dem Spiel und vor allem dem Platz zu neuer Beliebtheit zu verhelfen. Vielleicht werden demnächst dann öfter mal Weddinger die silbernen Kugeln vor der Neuen Nazarethkirche in der Abendsonne tanzen lassen…
Und auch hier soll es musikalische Unterstützung geben. Sängerin Caroline du Bled und die Akkordeonistin Sirid Heuts, gemeinsam Piaf Royal, sorgen für noch mehr französisches Feeling am hinteren Leopoldplatz. Die beiden haben sich dem Lebenswerk Edith Piafs mit all seinen Facetten verschrieben. In dem abwechslungsreichen Programm werdet ihr Teil des Geschehens und erlebt hautnah nicht nur die vielfältige Musik, sondern erfahrt auch Überraschendes und Berührendes aus dem Leben des „Spatzen von Paris“.
Musik im Garten – funky!
Weiter geht es ab 20.20 Uhr auf dem Gelände des interkulturellen Gemeinschafsgartens himmelbeet in der Ruheplatzstraße 12. Hier wird die Kultur- und Konzertreihe ihrem Namen gerecht und es findet ein unverblümtes Gärtnern mit fachkundiger Unterstützung der Mitarbeiter statt. Das himmelbeet gehört mit zahlreichen Aktionen für Kinder und Jugendliche für viele inzwischen zum festen Bestandteil des Kiezes. Seit 2013 verbindet es Gärtnern mit der Inklusion von Menschen mit Behinderung, Integration von Geflüchteten, Themen der Umweltbildung und gesunder Ernährung. Doch dem himmelbeet geht es wie vielen etablierten Einrichtungen in Berlin, es muss um seinen Standort bangen. Mehr über die aktuelle Situation und Möglichkeiten der Unterstützung erfahrt ihr hier: Alarmstufe Rot im himmelbeet und Himmelbeet befürchtet Kündigung.
Auf der Tour könnt ihr euch selbst vom Konzept des himmelbeets überzeugen. Der Steinofen wird angefeuert und es gibt Köstlichkeiten aus Ofen und Garten! Auch zwischen Sträuchern, Kräutern und bunten Blumen wird selbstverständlich für musikalische Untermalung gesorgt. Die seit 2011 musizierende und inzwischen achtköpfige Band aus Berlin nennt sich Turbine Treptow. So heißt sie nicht etwa, weil ihre Mitglieder dort verwurzelt oder zu Hause sind, sondern gerade deshalb, weil niemand irgendeinen Bezug zu Treptow hat.
Die Band hatte ihren Proberaum mal im Friedrichshain und war damals der festen Überzeugung, er liege in Treptow. So oder so ähnlich kam es wohl zu dem Namen. Mit melodiös bis funkig geprägten Vocals, gepuscht von einer Bläsersection, funkigen Gitarrensounds, knackigen Beats von Bass und Schlagzeug, angereichert mit unerwarteten Breaks und harmonischen Spielarten bringt die Turbine ihr vielfältiges und tanzbares Programm auf die Bühne. Unterm Sternenhimmel wird sie mit einem Akustik-Set zu hören sein und die unverblümte Kulturexpedition ausklingen lassen.
Der Eintritt ist wie immer frei! Mehr und aktuelle Infos gibt es auf der Facebook-Seite von unverblümt
Text: Anna Lindner, Fotos: Promo, georg+georg (Credits direkt bei den Fotos)