Seit über drei Jahren schreibt der Weddinger Tobias Weber aka Johnny in seinem Blog übers Papa-Dasein. Warum das vor allem Mütter interessiert, ihn an seinem Bezirk die Nostalgie stört und wo er mit seiner Tochter gern hingeht, das erfahrt ihr im Interview.
Wir treffen uns ganz schön früh am Morgen am Leopoldplatz, unsere beiden Kinder sind gerade in der Kita abgegeben. Trotzdem landen wir in der familienfreundlichen Pâtisserie GáTô , weil uns die französischen Croissants ganz schön anlachen – und es (noch) schön ruhig ist … Der studierte Sozialwissenschaftler und Pädagoge Tobias Weber hat sich freiwillig von seiner Festanstellung verabschiedet. Im Grunde sogar aus seinem ganzen alten Berufsfeld, um als Papa-Blogger und Autor durchzustarten.
Glückwunsch zu deinem Erfolg mit Johnnys Papablog! Wie kamst du denn auf die Idee?
Johnny: “Als meine Freundin vor fast vier Jahren mit unserer Tochter schwanger war, habe ich mal im Internet recherchiert und nicht viel über andere väterliche Erfahrungen gefunden. Deshalb habe ich mir überlegt, mit einem eigenen Blog etwas zu bieten, was andere nicht haben.”
So war dein Weddinger Berg Blog geboren. In diesem sollte dein Bezirk tatsächlich Hauptthema sein …
“Es war so eine wilde Vorstellung von mir, einen Stadthintergrund mit dem Vatersein zu verbinden – aber das sind zwei Paar völlig verschiedene Schuhe!”
Der Wedding oder das Papa-Leben als Schwerpunkt? Johnny hat sich schnell für letzteres entschieden. Was können wir denn auf deinem Blog lesen?
“Der Blog ist ein Mix aus Erfahrungsberichten und Statements zu Themen wie familienfreundlicher Unternehmenskultur, durchaus auch mal kritisch, aber immer mit einem Augenzwinkern geschrieben. Es ist eher eine Plattform für mich, eine Möglichkeit, über das zu schreiben, was mich in dem Bereich beschäftigt. Und auch mal das eine oder andere Buch, die Kinderbettmatratze oder eine neue App zu testen.”
Auf keinen Fall will Johnny Ratgeber sein! Wer ist denn aber deine Zielgruppe, vornehmlich die Papas, oder?
“Nein, witziger Weise wird mein Blog zu 60 bis 70 Prozent von Müttern gelesen. Väter fühlen sich komischer Weise weniger angesprochen. Vielleicht bin ich nicht männlich genug. Ich schreibe eben auch nicht über die geilsten Gadgets in Sachen Carrera-Bahn oder die neue Werkbank. Es gibt auch keine 10 Tipps für den Super-Daddy – wobei über solche Listen könnte man mal nachdenken. Aber dann bloß keine Erziehungstipps! Eher sowas wie: Wo kriege ich im Wedding vor 10 Uhr guten Kaffee?”
Auf Familien-Events bist du meist der EINE Vater unter all den Mami-Bloggerinnen. Im Grunde machst du ja einen Mama-Blog aus Papasicht. Wenn du selbst einen Mami-Blog empfehlen solltest, dann wäre das:
” … FamilieBerlin, ich mag Bella mit ihrer unkomplizierten Art sehr gern. Sie bloggt auf sehr moderne Art und Weise.
Seit 2001 wohnst du schon im Wedding, seit 2010 im Afrikanischen Viertel. Zu deinem Kiez kannst du sagen …
“Ich war schon vorher da – bevor er sich verändert hat. Bevor alte Läden, wie etwa das Schirmfachgeschäft um die Ecke, zugemacht haben. In meinem Viertel gibt es viele schöne Altbauten, es ist grün, ruhig, ein sehr entspanntes Leben, es gibt 30er-Zonen – dadurch geht es auch mit dem Verkehr. Es gibt den Schillerpark und die Rehberge . Und trotzdem ist man mit den Öffentlichen sofort erreichbar, obwohl es schon knapp außerhalb des Rings liegt. Plus: Es hat einen sehr familiären Charakter.”
Gibt es etwas, das dich nervt?
“Früher war es hier dunkel und dreckig. Gut, dreckig ist es immer noch. Der Sperrmüll an der Ecke nervt manchmal, aber das ist eigentlich ein Spießerthema, mit dem ich mich nicht weiter beschäftige. Ich sehe grundsätzlich lieber das Schöne, das Positive. Was ich aber auch nicht mag am Wedding, das ist die Nostalgie. Diese verklärte Meinung, dass früher alles gut gewesen wäre und genau deshalb alles so bleiben solle wie bisher. Ich war schon vor mehr als 15 Jahren hier und kann sagen: Nein, war es nicht. So ein bisschen Aufwertung in Maßen tut uns allen ohnehin mal ganz gut.”
Würdest du in einen anderen Bezirk ziehen wollen?
“Nein. Eine gesetzte Nachbarschaft wie etwa in Zehlendorf so Richtung Wannsee schreckt mich immer wieder ab. So schön ich das auch finde, so weit draußen ist es. Da habe ich lieber alles fußläufig und brauche kein Auto, um zum Supermarkt zu kommen.”
Und jetzt bitte noch deine ultimativen Experten-Familientipps im Wedding …
“Vor wenigen Wochen wurde das erste richtige Familiencafé im Wedding eröffnet, direkt bei uns im Kiez: der Zaunkönig , sowohl für kleinere als auch für größere Kinder. Im Wildgehege im Volkspark Rehberge kann man Damwild und Wildschweine gucken. Und zum Schlittenfahren im Schnee gibt es hier die sogenannte Knochenbrecherbahn für die Kleinen. Außerdem gibt es noch den Kinderbunten Bauernhof , auf dem man Tiere füttern und Schweine angucken kann. Geht auch immer.”
Auch auf dem Weddingweiser ist Tobias als Autor aktiv. Zu seinem Blog geht es hier.
Interview: Tina Gerstung
Dieser Beitrag erschien zuerst bei unserem Kooperationspartner QIEZ.de
Recht so!ich wohne seit 81 aufm wedding-seit gebietsreform meine ecke in gesundbrunnen umdeklariert.….es hat sich in der zeit sooo viel geändert und ich bin begeistert.bunt vielfältig viele wunderschöne grüne und bunte ecken viele kinder viele junge leute vieeeel kulturangebote viele cafes gute verkehrsanbindung ein auto braucht man nicht: LEBEN . ich kann gar nicht aufhören mit dem schwärmen über meinen wedding und möchte hier n i e weg.und ich bin…70j alt!
Leider hat hier gentrifizierung und kommerzialisierung auch schon einzug gehalten…ich bleibe hier!!!