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Franziskanerkloster: Nachschlag gegen die Armut

23. Dezember 2016

64-a-2008-franziskanerkloster_300_225 Abge­kehrt von den Mühen des All­tags, ins Inne­re ein­ge­kehrt und fern­ab vom „wirk­li­chen Leben“: so stel­len sich die meis­ten ein Klos­ter vor. Doch im Fran­zis­ka­ner­klos­ter an der Wollank­stra­ße in Pan­kow, unmit­tel­bar hin­ter der Gren­ze zum Wed­ding, geht es mit­un­ter recht tur­bu­lent zu. Den vier Brü­dern und den Mit­ar­bei­tern des Klos­ters kann man jeden­falls nicht vor­wer­fen, dass sie den Bezug zur Rea­li­tät ver­lo­ren haben.
Mit sei­ner Sup­pen­kü­che, der Klei­der­kam­mer und der Hygie­ne­sta­ti­on ist das Klos­ter ein wich­ti­ger Anlauf­punkt für Men­schen, denen das Nötigs­te zum Leben fehlt. Mit Hil­fe von Lebens­mit­tel- und auch Geld­spen­den wur­de in den Jah­ren seit dem Mau­er­fall eine Küche auf­ge­baut, in der oft mehr als 300 Mahl­zei­ten pro Tag aus­ge­ge­ben wer­den. „Wir fra­gen nicht nach einem Nach­weis für die Bedürf­tig­keit“, erklärt Bru­der Flo­ri­an. Er zeigt den Teil­neh­mern einer Füh­rung die moder­nen und gut aus­ge­stat­te­ten Räum­lich­kei­ten, über die die Ein­rich­tung heu­te ver­fügt. In einem moder­nen Anbau wer­den die Mahl­zei­ten aus­ge­ge­ben und ver­zehrt. „Es ist wich­tig, dass viel Licht in den Essens­saal kommt“, erklärt Bru­der Flo­ri­an. Es lässt sich leicht nach­voll­zie­hen, wel­che psy­cho­lo­gi­sche Wir­kung die­ser licht­durch­flu­te­te Raum für die Essens­gäs­te haben muss.

64-a-091101-franziskanerkloster_300_400Durch die Küche geht es in den Alt­bau an der Wollank­str. 19, wo sich im Ober­ge­schoss eine Hygie­ne­sta­ti­on mit drei Dusch­ka­bi­nen befin­det. „Der War­te­saal zum gro­ßen Glück“, wie der dazu­ge­hö­ri­ge Auf­ent­halts­raum genannt wird, erin­nert an einen gemüt­li­chen Lese­saal mit sei­nen Bücher­re­ga­len an der Wand. Hier gibt es auch die Mög­lich­keit, Klei­der waschen zu las­sen. Die Klei­dung selbst kann man in einer gro­ßen Klei­der­kam­mer im Kel­ler des Gebäu­des erhal­ten – laut Bru­der Flo­ri­an wird der Ort scherz­haft „Ka de Wo” genannt, wobei „Wo“ für Wollank­stra­ße steht. Dass die zahl­lo­sen Klei­dungs­stü­cke sorg­sam nach Grö­ßen sor­tiert sind, lässt erah­nen, mit wel­chem Auf­wand die vie­len ehren­amt­li­chen Hel­fer und die Klos­ter­brü­der hier arbeiten.
Den Abschluss des Rund­gangs bil­det ein Besuch in der klei­nen Kapel­le. „Es kommt vor, dass Got­tes­dienst­be­su­cher drau­ßen anste­hen müs­sen“, sagt Bru­der Flo­ri­an. Der Got­tes­dienst des Klos­ters fin­det in Pan­kow immer grö­ße­ren Anklang. Dazu dürf­te auch bei­tra­gen, dass die Pre­digt­tex­te nicht abge­ho­ben sind – die Klos­ter­brü­der haben nicht nur einen Bezug zur sozia­len Rea­li­tät: sie arbei­ten auch ganz aktiv dage­gen an. Das Klos­ter ist übri­gens auf Spen­den ange­wie­sen und erhält kei­ne direk­ten staat­li­chen Zuwendungen.

Bei allem Tru­bel: wer den­noch Ruhe und Ein­kehr sucht, kann sie schließ­lich doch noch im Fran­zis­ka­ner­klos­ter Pan­kow fin­den: ein lang­ge­zo­ge­ner Klos­ter­gar­ten erstreckt sich fast bis zum Bür­ger­park Pan­kow. Spä­tes­tens hier wird dem Besu­cher klar, dass die­ser Ort am Rand der Mil­lio­nen­stadt Ber­lin etwas ganz Beson­de­res sein muss.

Web­site

Wollank­str. 19, S‑Bahnhof Wollankstraße

(Text aus dem Jahr 2008)

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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