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Hurra! Ein Haus aus Pappe

23. November 2016
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Steht seit fünf Jah­ren leer: der ehe­ma­li­ge Stand­ort des Dies­ter­weg-Gym­na­si­ums in der Put­bus­ser Stra­ße. Foto: Hensel

Ein Haus steht leer. Kommt eine gute Idee um die Ecke. Wird das Haus umge­baut, ent­steht Platz zum Woh­nen, ent­steht eine Biblio­thek, ent­steht ein Gar­ten. So ein­fach gin­ge es mit dem ehe­ma­li­gen Schul­ge­bäu­de in der Put­bus­ser Stra­ße, dürf­ten Kin­der ent­schei­den. Und weil es die Gro­ßen seit fünf Jah­ren nicht schaf­fen, neu­en Wohn­raum oder Platz für irgend­et­was zu schaf­fen, machen die Kin­der nun erst­mal das, was man in der Erwach­se­nen­welt hoch­tra­bend Bür­ger­be­tei­li­gung nennt. Sie sam­meln Ideen und bau­en das Haus ein­fach um.

Lei­der, das muss man zuge­ben, han­delt es sich bei dem Umbau nur um ein Kunst­pro­jekt. Und umge­baut wird auch nur ein Haus aus Pap­pe. Der Club der inter­na­tio­na­len Raum­for­scher, ein Jugend­kunst­klub im Brun­nen­vier­tel, beschäf­tigt sich der­zeit und noch bis Mit­te Janu­ar 2017 mit dem ehe­ma­li­gen Stand­ort des Dies­ter­weg-Gym­na­si­ums. „Hur­ra! Wir bau­en die Schu­le um“ steht auf dem Pla­kat zum neu­es­ten Pro­jekt des ideen­rei­chen Clubs. An jedem Mitt­woch und Don­ners­tag kön­nen Kin­der zwi­schen 13 und 17 Uhr im Kunst­raum des Olof-Pal­me-Zen­trums in der Dem­mi­ner Stra­ße an dem Modell arbeiten.

Bei der Projektmesse im Brunnnenviertel zeigte der Club der internationalen Raumforscher den Anfang ihres Schulumbaus. Foto: Schnell.
Der Anfang des Umbau­pro­jek­tes des Clubs der inter­na­tio­na­len Raum­for­scher. Foto: And­rei Schnell

Die Umbau­werk­statt beschäf­tigt sich nicht ohne Grund mit dem ehe­ma­li­gen Schul­haus. Zwi­schen Erwar­tung, Unver­ständ­nis und Frus­tra­ti­on schwan­ken die Gefüh­le in Vier­tel hin­sicht­lich die­ses Gelän­des. Nach­dem das Gym­na­si­um 2011 näm­lich aus­ge­zo­gen war, folg­te auch die Hugo-Heimann-Biblio­thek – zurück blieb ein lee­res oran­ge­far­be­nes Haus, das lang­sam ver­fällt und das dem Bezirk angeb­lich bereits meh­re­re Mil­lio­nen Euro Leer­stands­kos­ten verursachte.

Vor drei Jah­ren fiel dann sozu­sa­gen eine Stern­schnup­pe vom Him­mel über der Put­bus­ser Stra­ße. Die Archi­tek­ten Bern­hard Hum­mel, Sabi­ne Hor­litz und Oli­ver Cle­mens (ps wed­ding) prä­sen­tier­ten ein ambi­tio­nier­tes Umbau­pro­jekt für die alte Schu­le. Es umfass­te eigent­lich alles, was gebraucht (güns­ti­ge Woh­nun­gen) und im Kiez gewünscht (Nach­bar­schafts­zen­trum, Gemein­schafts­gar­ten, eine Sport­hal­le, eine Kita) war. Es soll­te eines der größ­ten alter­na­ti­ven Bau­pro­jek­te in der Stadt wer­den (Bei­spiel­pro­jekt im Brun­nen­vier­tel?) Die Poli­tik war begeis­tert, die Brun­nen­viert­ler auch.

Wie die orangefarbene Schule zu Wohnungen umgebaut werden soll - Grafik pswedding
Wie die oran­ge­far­be­ne Schu­le zu Woh­nun­gen umge­baut wer­den soll. Gra­fik: pswedding

Was danach geschah, kann aus Sicht der Kin­der nur mit einem Wort beschrie­ben wer­den: nichts. Ab und zu hört man, wird in der Ver­wal­tung gere­det. Dann ist plötz­lich die dege­wo als Part­ner mit im Boot, dann hört man wie­der gar nichts mehr. Mit dem Kunst­pro­jekt ver­trei­ben sich die Kin­der jetzt sozu­sa­gen die War­te­zeit. „An einem Modell der Schu­le kön­nen wir den Umbau zu Woh­nun­gen und sozio­kul­tu­rel­lem Zen­trum mit­ge­stal­ten“, sagt Club­lei­te­rin Sil­ke Rie­chert. „Wäh­rend die Initia­to­ren von ps wed­ding noch mit dem Senat und dem Bezirk ver­han­deln, kön­nen wir bereits erfin­den und fan­ta­sie­voll den Bau verwandeln“.

Ein Plakat des Clubs der internationalen Raumforscher im Brunnenviertel. Grafik: Riechert
Ein Pla­kat des Clubs der inter­na­tio­na­len Raum­for­scher im Brun­nen­vier­tel. Gra­fik: Riechert

Was die Erwach­se­nen nicht schaf­fen, machen die Kin­der jetzt mit ihren Mög­lich­kei­ten: sie bau­en ein Haus aus Pap­pe. Und haben sich sogar Exper­ten ein­ge­la­den. An eini­gen Ter­mi­nen kom­men Sabi­ne Hor­litz und Oli­ver Cle­mens, die Archi­tek­ten von ps wed­ding, zur Umbau­werk­statt dazu. Sie wer­den bei drei Abend­ter­mi­nen dabei sein: am 29. Novem­ber, am 13. Dezem­ber und am 10. Janu­ar 2017, jeweils ab 20 Uhr. Viel­leicht kommt ja an einem Abend auch mal jemand vor­bei, um den Kin­dern zu erklä­ren, war­um ihre Ideen zusam­men mit denen der ech­ten Archi­tek­ten wahr­schein­lich noch Jah­re in der War­te­schlei­fe schmo­ren werden.

Mehr zum The­ma auf dem Wed­ding­wei­ser: Gor­di­scher Kno­ten im ehe­ma­li­gen Diesterweg-Gymnasium

 Text: Domi­ni­que Hensel

1 Comment Leave a Reply

  1. Dan­ke für den Bei­trag! Es ist mehr als beschä­mend was da abläuft!! Und die Äuße­rung von Herrn Hand­ke, dass es nun nicht mehr klappt, weil man die Kos­ten eben so “so pi mal Daum berech­net” hat­te und dass man sie eben falsch berech­net hat­te, ist noch unglaublicher!!

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