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Rot sehen an der Fußgängerampel

3. Juli 2016
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Ampel Seestr Togostr Antwerpener Str
Foto: Stef­fen Prowe

Das Auto ist König auf der See­stra­ße, und es sieht nicht so aus, als ob irgend­wer den König vom Thron sto­ßen wird. Zumin­dest so lan­ge die Ver­kehrs­len­kung Ber­lin (VLB) für die Ampel­schal­tun­gen zustän­dig ist. Ein Fahr­rad­pend­ler ärgert sich über die dop­pel­te Rot­pha­se an der Fuß­gän­ger- und Fahr­rad­am­pel Togo-/Ant­wer­pe­ner Stra­ße und hat die BVV und die VLB auf die lan­gen War­te­zei­ten auf­merk­sam gemacht. Das Ergeb­nis ist ernüchternd.

Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer brau­chen min­des­tens zwei Umläu­fe, um den Auto­bahn­zu­brin­ger See­stra­ße auf der wich­ti­gen Grün­ver­bin­dung Togostraße/Antwerpener Stra­ße zu über­que­ren. Dazwi­schen fährt auch noch die Stra­ßen­bahn, die aus Grün­den der Ver­kehrs­si­cher­heit eben­falls eine eige­ne, drit­te, den ÖPNV bevor­zu­gen­de Fuß­gän­ger­am­pel erfor­dert. Und von allein springt die Ampel nie auf Grün für die nicht moto­ri­sier­ten Ver­kehrs­teil­neh­mer, die die Grün­pha­se zwei Mal per Knopf­druck anfor­dern müssen.

Steffen Prowe
Foto: Stef­fen Prowe

Stef­fen Pro­we aus Pan­kow ist dies ein Dorn im Auge. Er nutzt die Stre­cke fast jeden Tag, um zu sei­nem Arbeits­platz an der Beuth Hoch­schu­le zu gelan­gen. Die lan­gen War­te­zei­ten und die oft­mals defek­ten Anfor­de­rungs­schal­ter füh­ren dazu, dass auch dem Lang­mü­tigs­ten irgend­wann der Gedulds­fa­den reißt: „Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer über­que­ren die See­stra­ße oft bei Rot. Ich fin­de das kon­tra­pro­duk­tiv, denn dies ist ein wich­ti­ger Schul­weg und eine Ver­bin­dung zum Spiel­platz auf dem Zep­pe­lin­platz.“ Dies fin­det Pro­we gera­de wegen der Vor­bild­wir­kung für Kin­der pro­ble­ma­tisch. Pro­wes Selbst­ver­such Ende Juni ergab als extrems­te War­te­zeit 2 Minu­ten 24 Sekun­den an der Ant­wer­pe­ner Stra­ße, was dazu führ­te, dass vie­le ent­nerv­te War­ten­de bei frei­er Stra­ße ein­fach losgingen.

Noch ärger­li­cher: Die Stre­cke ist Teil des über­ge­ord­ne­ten Rad­rou­ten­net­zes des Senats (Radi­al­rou­te 5, „Rei­ni­cken­dorf-Rou­te“). Mit vie­len Mil­lio­nen Euro wur­den die Togo­stra­ße und der Zep­pe­lin­platz als Teil die­ser Grün­ver­bin­dung auf­ge­wer­tet; wer die zwei neu­en attrak­ti­ven Spiel­plät­ze mit sei­nen Kin­dern besu­chen will, muss die See­stra­ße überqueren.

In einem Umlauf keine Querung möglich

Die BVV hat Pro­we an die VLB ver­wie­sen, die ihm auf sei­ne Anfra­ge Fol­gen­des ant­wor­te­te: „In der Steue­rung der Anla­ge ist vor­ge­se­hen, dass der Fuß- und der Rad­ver­kehr den Kno­ten inner­halb eines Umlau­fes pas­sie­ren kann, wie sinn­ge­mäß in der Richt­li­nie für Licht­si­gnal­an­la­gen gefor­dert. Dar­über hin­aus­ge­hen­de Ansprü­che an die Ver­kehrs­qua­li­tät las­sen sich nicht begrün­den, und wür­den die Sicher­heit und die Leich­tig­keit des Ver­kehrs für ande­re Teil­neh­mer ein­schrän­ken.“ Die Ant­wort lässt dar­auf schlie­ßen, dass die VLB die Ampel gar nicht in Augen­schein genom­men hat. Die Que­rung inner­halb eines Umlaufs ist näm­lich in kei­nem Fal­le mög­lich. Dabei lie­ße sich mit weni­gen Mit­teln viel errei­chen, glaubt Pro­we: „Man könn­te den Über­gang deut­li­cher mar­kie­ren, damit er bei Stau frei­ge­hal­ten wird, die Anfor­de­rungs­zei­ten könn­ten der Ver­kehrs­la­ge ange­passt wer­den und die War­te­zeit lie­ße sich tech­nisch zum Bei­spiel per Count­down anzeigen.“

Doch die VLB fin­det, dass zwi­schen den Inter­es­sen aller Ver­kehrs­teil­neh­mer bereits sorg­sam abge­wo­gen wur­de. Und so wer­den die vie­len Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer wohl wei­ter den Autos beim Rasen oder beim Stau­en auf der See­stra­ße zuschau­en kön­nen. Denn erst wenn in den nächs­ten Jah­ren eine Moder­ni­sie­rung ansteht, so die VLB, wer­de man eine Opti­mie­rung der Umlauf­zei­ten prüfen.

Natür­lich tritt das Pro­blem an allen Fuß­gän­ger­kreu­zun­gen mit der See­stra­ße und der Oslo­er Stra­ße auf: ins­be­son­de­re die Ampeln am Eckern­för­der Platz/Nordufer (Rad­fern­weg), an der Tra­ve­mün­der-/Stock­hol­mer Stra­ße (Pa nke­weg) und an der Gro­nin­ger Stra­ße haben extrem lan­ge Wartezeiten. 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

11 Comments Leave a Reply

  1. Mal wie­der nen Update der Ampel. Ges­tern wur­de die Ampel umge­baut für Leu­te mit Han­di­cap. Jetzt gibt es die­se akus­ti­schen Hin­wei­se und die Bedarfs­tas­ter sind nied­ri­ger mon­tiert damit auch Roll­stuhl­fah­rer die errei­chen könnnen.

  2. Also ich den­ke der Arti­kel hat lei­der einen Feh­ler. Die Ampel schal­tet auch ohne Anfor­de­rung abund­zu auf grün. Die Tas­ter waren aber alle­samt defekt und daher kam es zu den extremst lan­gen War­te­zei­ten. Vor eini­gen Wochen wur­den die maro­den alten Tas­ter / Anfor­de­rungs­knöp­fe durch neue ersetzt. Seit­dem ist es etwas bes­ser gewor­den. Offen­sicht­lich hat der Brief von Herrn Prow doch etwas genützt.

  3. No sowas! Auch ich habe über genau die­se Ampel bereits mit Eva Högl MdB kom­mu­ni­ziert, es han­delt sich offen­bar um ein seit lan­gem bekann­tes Pro­blem. Wir knab­bern auf Gra­nit. Aber durch mein Enge­ge­ment im Radent­scheid habe ich gemerkt, dass es wirk­lich vie­le gibt, die sich ein ande­res Mit­ein­an­der im Stra­ßen­ver­kehr wün­schen. Natür­lich lässt sich da was ändern!

  4. Ich bin auch genervt von der Ampel See­stras­se /Togostr. Ich muss da jeden Mor­gen mit mei­nen Jungs zum Kin­der­gar­ten. Oft ist die Stra­ße minu­ten­lang frei, weil die Autos an der Mül­lerstras­se ste­hen. Da könn­te man locker eine Grün­pha­se für die Fuß­gän­ger vor­se­hen. Wenn die Bvv dich nicht damit beschäf­ti­gen will, kön­nen wir es ja mal mit den Gewähl­ten Abge­ord­ne­ten für Wed­ding ver­su­chen. Ist doch gera­de Wahlkampf. 

  5. Und war­um muss das so sein? Es ist nicht auf der Auto­bahn son­dern im Stadt­ge­biet, und gera­de jetzt sind da bei schö­nem Wet­ter sehr vie­le Men­schen zu Fuß und per Rad unter­wegs, wol­len an die­ser Stel­le die Stra­ße über­que­ren, und müs­sen viel zu lan­ge warten.

  6. Das­sel­be am Nord­ufer / See­stra­ße am Weg zum Plötzensee.

    Die Inter­es­sen aller Ver­kehrs­teil­neh­mer wur­den sorg­fäl­tig abge­wo­gen und anschlie­ßend nur die der Auto­fah­rer berücksichtigt.

  7. Ich fah­re hier auch oft lang und habe letz­tes Jahr dem Bezirks­äm­ter gemel­det, dass die Anfor­de­rungs­tas­ter defekt zu sein schei­nen. Zumin­dest geben sie kei­ne Rück­mel­dung durch Auf­leuch­ten. Ergeb­nis: kei­ne antwort.
    Ich stand auch schon vier­ein­halb Minu­ten ( lt. Kirch­turm­uhr) an der nörd­li­chen Überführung.
    Mitt­ler­wei­le fah­re ich nun auch, wenn die Stra­ße frei ist. Ich hof­fe dass sich etwas durch den Volks­ent­scheid tun wird. Der Bezirk Mit­te scheint erst nach Unfäl­len etwas zu tun – sie­he Ampel zur Über­que­rung der Fenn­str. Im wei­ter süd­li­chen Ver­lauf des Radwegs.

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