Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln – so unentschieden müssen sich derzeit all jene fühlen, denen die Zukunft der Wiesenburg als Kulturort etwas bedeutet. Was vor allem daran liegt, dass komplett unklar ist, ob dort demnächst eine MUF, eine Modulare Unterkunft für Flüchtlinge, errichtet wird. Oder eben nicht. Auf der aktuellsten Liste des Senats jedenfalls ist der Standort Wiesenstraße wieder aufgeführt. Eine Tatsache, die für entsprechende Unruhe sorgt.
Und nun auch Mittes Bezirksbürgermeister, Dr. Christian Hanke, dazu nötigte, sich zu erklären. „Ich habe kein Interesse, dass uns durch eine MUF die Entwicklung der Wiesenburg zerstört wird“, betonte Hanke bei einem Pressegespräch. Und schob gleichzeitig ein großes Aber hinterher: Die Wiesenstraße komme dann von der Liste, wenn der Bezirk Alternativen benennen kann. Kann er aber nicht! Noch nicht, wie Hanke betont, denn bei jeder Fahrt durch den Bezirk schaue er nach möglichen Standorten und stelle sich die Frage: „Kann man hier Container oder MUFs hinstellen?“
Dass Hanke in dieser Frage eher wie ein Getriebener wirkt, hat seine Gründe. Als Folge der früheren Immobilienpolitik musste sich Mitte in den zurückliegenden Jahren von vielen Gebäuden und Grundstücken trennen, die nicht genutzt worden sind. Folge ist, dass der Bezirk über so gut wie gar keine Reserven mehr verfügt. Gleichzeitig aber sollen noch in diesem Jahr 2.500 Flüchtlinge in Containern und MUFs untergebracht werden. Das bedeutet bei geplanten 500 Menschen pro Unterkunft fünf Standorte. Und obwohl Hanke betonte, dass er die Linie des Senats teilt, fehle ihm „die Fantasie, wie ich auf fünf Standorte komme“. Deshalb habe er mit Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen verabredet, dass der Bezirk auch kleinere Grundstücke anbieten könne als eigentlich vorgesehen. Dazu gehört unter anderem der landeseigene Parkplatz hinter dem Haus der Statistik am Alexanderplatz.
“Wir überlegen aber auch”, so Hanke, “ob wir die eine oder andere Grünfläche, die durch mangelnde Pflege in schlechtem Zustand ist, temporär für Container nutzen können.“ Mögliche Standorte wollte aber Hanke nicht nenne. Wohl, um sich – vorerst jedenfalls – den vorhersehbaren Streit mit Naturschützern zu ersparen. Streit hat der Bezirksbürgermeister dennoch schon jetzt zu befürchten. Und zwar mit dem Berliner Schaustellerverband. Der kritisiert Pläne, am Zentralen Berliner Festplatz eine Fläche für Container oder MUFs auszuweisen. „Genug Platz wäre da“, meinte Hanke, „dort auch trotz einer temporären Flüchtlingsunterkunft weiterhin Volksfeste zu veranstalten“. Was ihn an diesem Areal schon eher stört, ist die Tatsache, dass es alles andere als zentral ist. „Das ist“, so Hanke, „nicht wirklich geeignet, weil es überhaupt keine Anbindung an den Stadtteil gibt.“ Doch getreu dem Motto „In der Not frisst der Teufel Fliegen“ ist das Bezirksoberhaupt bereit, Kompromisse einzugehen, um die Wiesenburg als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft zu verhindern.
Vorschläge für freie Grundstücke nimmt das Bezirksamt bestimmt jederzeit gern entgegen.
Autor: Ulf Teichert
Na – wenn es so ist “Was ihn an diesem Areal schon eher stört, ist die Tatsache, dass es alles andere als zentral ist.” wäre doch ein erster Schritt, den “zentralen” Festplatz zumindest umzubenennen.
Für die Berliner war er doch immer zentral genug! Warum dann nicht auch für die Flüchtlinge ??
Wäre auf jeden Fall ein erster Schritt, auch Unterkünfte im sog. Outback einzurichten!!
Ich sehe absolut nicht ein, warum die Flüchtlinge MITTEN in der Stadt (z.B. Tempelhofer Feld) untergebracht werden müssen! Alle haben doch einen BVG-Fahrschein und ausserdem nichts zu tun (Bahnfahren wäre doch auch ein Zeitvertreib!)