“Wer klaut denn bitteschön vonde Kinder?” höre ich meine Nachbarin aus dem Seitenflügel fragen. Jeden Tag führt sie ihren etwas aus dem Leim geratenen Mischlingshund über den Grünstreifen auf der Togostraße. Sie bekommt vieles von dem mit, was in der Nachbarschaft passiert. Eine wahre Einbruchsserie suche die Nachbarschaft rund um die Togostraße heim, sagt sie. Erst ein Kinderladen, dann ein Restaurant und nun haben sie sogar versucht, eine Etage unter ihr einzubrechen. Auch aus dem benachbarten Brüsseler Kiez höre man ebenso vermehrt von Einbrüche in Wohnungen und Ladengeschäfte. Doch stimmt das denn? Wird der Wedding derzeit wirklich von einer Einbruchserie heimgesucht? Besonders Ladengeschäfte und Wohnungen im Erdgeschoss scheinen gefährdet. Wir haben beim Polizeiabschnitt 35 nachgefragt.
Der stellvertretende Pressesprecher der Polizei Carsten Müller.
Der stellvertretende Pressesprecher der Polizei Berlin Carsten Müller gibt an, dass im Ortsteil Wedding zwischen dem 1. Januar und 25. Februar die Beamten 74 Mal wegen des Verdachts auf Einbruch gerufen wurden – also 1,6 Mal pro Tag. Und das entspräche einem Rückgang um bis zu 34 Prozent. Daraus schließen wir: von einer Einbruchserie kann keine Rede sein. Für ganz Deutschland wird inzwischen aber eine deutliche Steigerung der Wohnungseinbrüche um fast zehn Prozent im Jahr 2015 verzeichnet¹.
Natürlich sagt die Statistik nichts darüber aus, wo im Wedding die Einbrüche genau statt finden oder ob es derzeitige Schwerpunktgebiete gibt. Dass besonders der Kiez rund um die Togostraße in den letzten Wochen gezielt ausgeplündert wurde, dafür gibt es zumindest Indizien. Aber: wenn im Erdgeschoss ein Fenster offen steht oder die Haustür unverschlossen bleibt, dann droht nicht nur im Wedding akute Einbruchsgefahr.
Wie man sich schützen kann und was man auf gar keinen Fall tun sollte und wie besonders gefährdete Einrichtungen wie Kinderläden aufrüsten können? Darauf weiß Carsten Müller einige Antworten. Hier ist das Interview
Wie viele Einbrüche hat es seit Jahresbeginn im Wedding gegeben?
Im Zeitraum vom 1. Januar bis 25. Februar 2016 kamen im Ortsteil Wedding 39 Wohnungseinbrüche und 35 Geschäfts- und Betriebseinbrüche zur Anzeige. Bei 22 der Anzeigen zu Wohnungseinbrüchen und bei acht der Anzeigen zu Geschäfts- und Betriebseinbrüchen handelt es sich um Versuchstaten.
Gibt es Anhaltspunkte zu den Tätern?
Im oben genannten Zeitraum konnten bei drei Wohnungseinbruchstaten in Wedding insgesamt vier Tatverdächtige auf frischer Tat festgenommen werden. Bei einem Gewerbeeinbruch erfolgte eine Festnahme auf frischer Tat.
Ist in diesem Jahr tatsächlich ein Anstieg der Einbruchszahlen zu bemerken?
Nein. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist im Wedding die Zahl der angezeigten Wohnungseinbrüche um 28 Prozent und die Zahl der angezeigten Geschäfts- und Betriebseinbrüche um 34 Prozent zurückgegangen.
Was sollte man tun, falls man sein gestohlenes Eigentum im Internet oder auf dem Flohmarkt findet?
Soweit gestohlenes Eigentum auf einem Flohmarkt entdeckt wird, sollte die Polizei über 110 alarmiert werden. Bei im Internet entdecktem Eigentum sollte das entsprechende Angebot ausgedruckt und der zuständige Sachbearbeiter des Einbruchs kontaktiert werden. Am Wochenende oder nachts sollte mit dem Angebotsausdruck und einem Eigentumsnachweis ein Polizeiabschnitt aufgesucht werden.
Was kann man vorbeugend tun, wenn man im Erdgeschoß wohnt oder dort ein Geschäft hat?
Bei Wohnungen im Erdgeschoss/Hochparterre kommen die Täter überwiegend durch die Fenster oder Terrassen-/Balkontüren in die Wohnung. Vielfach steigen sie durch offen stehende Fenster ein oder entriegeln angekippte Fenster. Präventiv sollten Fenster immer geschlossen werden, wenn man die Wohnung verlässt oder sich in einem Teil der Wohnung aufhält, in dem man das geöffnete Fenster nicht oder den betreffenden Raum nicht im Blick hat.
Geschlossene, aber nicht besonders gesicherte Fenster können von den Tätern mit einem Schraubendreher aufgehebelt werden. Um dies zu verhindern, ist eine zusätzliche Sicherung der Fenster notwendig, meist mit Fensterzusatzschlössern oder mit dem Austausch der Fensterbeschläge.
Für Geschäfte empfiehlt sich eine Absicherung der Fenster und Türen gegen Einbruch. Es gilt, die Fenster und Türen so zu verstärken, dass diese mehrere Minuten einem Einbruchsversuch standhalten. […] Eine Rücksprache mit der Versicherung über geforderte Schutzmaßnahmen empfehlen wir ausdrücklich. Eine Vor-Ort-Beratung für Geschäftsinhaber bietet die Polizei an. Information zum Einbruchschutz erhalten Sie auf der Internetpräsenz der Polizei Berlin unter dem Link: http://www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/diebstahl-und-einbruch/artikel.125014.php
Haben Sie insbesondere Tips für Kitas und Kinderläden?
Bei Kitas und Kinderläden empfehlen wir einen besonders abgesicherten Raum einzurichten, der mit einer einbruchhemmenden Tür und gegebenenfalls besonders gesicherten Fenstern versehen wird, und in dem ein Wertschutzschrank die kleineren Wertgegenstände, Geldkassetten et cetera aufnimmt. Dieser Raum sollte mit einer Einbruchmeldeanlage zusätzlich gesichert werden.”
Vielen Dank für die Antworten und wertvollen Hinweise.
Kann es durch unser Nachbarschaftsnetzwerk (Uferhallen) auch bestätigen, dass vermehrt eingebrochen wird. Auf die Polizei ist kaum Verlass. Nachbarn sollten sich zusammen schließen nach dem Motte “Wer sieht was?” und Beobachtungen sofort teilen.
also…ich weiß ja nicht.
Ich höre in letzter Zeit hier vermehrt von Leuten, dass eingebrochen wurde…in Wohnungen und Kellern.
Am Nauener Platz und in der Malpaquestrasse habe ich Freunde, die leider auch betroffen sind.
Sorry, aber mein Empfinden ist…dass es damit viel schlimmer geworden ist.