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Die Ehrung von deutschen Kolonialverbrechern beenden

16. Februar 2016
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War­um die Lüde­ritz­stra­ße umbe­nannt wer­den muss – ein Kommentar

lüderitz

Im Wed­ding gibt es das bun­des­weit ein­zig­ar­ti­ge Afri­ka­ni­sche Vier­tel. Es wur­de seit den 1890er Jah­ren als Kolo­ni­al­vier­tel ange­legt. Die Stra­ßen­na­men bestehen aus geo­gra­fi­schen Bezeich­nun­gen wie die Togo­stra­ße oder die Afri­ka­ni­sche Stra­ße, aber es wur­den auch drei deut­sche Kolo­ni­al­ver­bre­cher mit einer Stra­ßen­be­nen­nung geehrt. Die Anla­ge des Vier­tels dien­te der Ver­herr­li­chung der deut­schen Kolonialverbrechen.

Ein zivil­ge­sell­schaft­li­ches Bünd­nis for­dert seit Jah­ren die Umbe­nen­nung der Peter­s­al­lee, des Nach­ti­gal­plat­zes und der Lüde­ritz­stra­ße. Die­ser Arti­kel befasst sich mit der Lüde­ritz­stra­ße, Arti­kel zu Nach­ti­gal und Peters folgen.

Lüderitzstraße umbenennen

Sie wur­de 1902 zu Ehren von Adolf Lüde­ritz, dem Begrün­der der Kolo­nie Deutsch-Süd­west­afri­ka, benannt. Lüde­ritz war Kauf­mann aus Bre­men und betrog 1883 die Nama von Betha­ni­en um einen Groß­teil ihres Lan­des. Er war Kolo­ni­al­pio­nier und leg­te gewalt­sam den Grund­stein für Deutsch­lands Kolo­ni­sie­rung Afri­kas mit der damit ein­her­ge­hen­den Ver­skla­vung der Bewoh­ner. Bis in die Nazi-Zeit – in deren Ger­ma­ni­sie­rungs­welt­bild Lüde­ritz pass­te – wur­de der skru­pel­lo­se Geschäfts­mann als wage­mu­ti­ger „Vater der ers­ten deut­schen Kolo­nie“ gefeiert.

Hel­den der Nazis kön­nen nicht unse­re Hel­den sein! Ich fin­de: Es ist an der Zeit, dass die Namen der deut­schen Kolo­ni­al­ver­bre­cher aus dem Stadt­bild ver­schwin­den. Auch wenn vie­le Wed­din­ger und Wed­din­ge­rin­nen die jah­re­lan­ge Dis­kus­si­on um die Umbe­nen­nung leid sind: Für vie­le afri­ka­ni­sche Bewoh­ner des Wed­dings ist die Erin­ne­rung an die deut­schen Kolo­ni­al­her­ren ein täg­li­cher Schlag in Gesicht. Ber­lin soll­te umge­hend dem Bei­spiel Kölns fol­gen, das sei­ne Lüde­ritz­stra­ße schon 1990 umbe­nannt hat.

In der Com­mu­ni­ty wer­den ver­schie­de­ne Namen dis­ku­tiert. Etwa Cor­ne­li­us Fre­de­riks, der zu den von Lüde­ritz betro­ge­nen Nama von Betha­ni­en gehör­te und jah­re­lang akti­ven Wider­stand gegen die deut­sche Kolo­ni­al­herr­schaft leis­te­te. Er starb 1907 im deut­schen Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger auf der Hai­fisch­in­sel bei Lüde­ritz. Eine Alter­na­ti­ve wären aber auch eine Mar­ga­re­te-Wit­booi-Stra­ße, die sich selbst noch in deut­scher Gefan­gen­schaft mutig gegen die Besat­zer wandte.

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren gab es vie­le Dis­kus­sio­nen im Kiez, es wur­de ein Lern- und Gedenk­ort Afri­ka­ni­sches Vier­tel geschaf­fen und das Bewusst­sein für das The­ma geschärft. Lasst uns nun einen wei­te­ren Schritt gehen und die Ehrung der deut­schen Kolo­ni­al­ver­bre­cher been­den. Es ist längst an der Zeit.

Autor: Dani­el Gollasch

4 Comments Leave a Reply

  1. Ändert sich durch die Umbe­nen­nung die deut­sche Geschich­te, die Klo­ni­al­ge­schich­te in Afri­ka? Ändern sich mit einem poli­tisch kor­rek­ten Namen die gan­zen Pro­ble­me die es in die­sem Kiez gibt? ? Als ob wir kei­ne rich­ti­gen Pro­ble­me hätten.

  2. @sinovelo

    Hat die Umwid­mung nicht schon stattgefunden?
    Heißt das Are­al nicht ” Parkviertel ”
    https://weddingweiser.wordpress.com/tag/parkviertel/
    PDF]ZUKUNFTSWERKSTATT PARKVIERTEL PROTOKOLL
    https://www.berlin.de/ba-mitte/…/protokoll_zukunftswerkstatt_.pdf
    Als Beauf­trag­te für den Akti­ons­raum­p­lus Wedding/Moabit begrü­ßen Felix Dörs­tel­mann … Wedding/Moabit mit beson­de­rem Bezug auf das Park­vier­tel, das als …
    ??

  3. Und ist dann der Kompromiss?
    Rich­tig: Man macht eine Umwidmung!

    Damit wird der Büro­kra­ti­sche Auf­wand gering gehal­ten und alle sind zufrie­den: Anwoh­ner, Gewer­be­trei­ben­de und Poli­ti­ker. Punkt.

  4. Ange­sichts der Vor­wahl­kampf­pha­se fehlt mir hier der Hin­weis, das der Ver­fas­ser par­tei­po­li­tisch aktiv ist. Und damit ist auch klar, wohin die Rei­se geht: Es wer­den mal wie­der Fähn­chen in den Wind gehängt, die vor allem geeig­net sind, Unfrie­den zu säen. Die Schwächs­ten im Kiez dür­fen es dann wie­der aus­ba­den. Und mich widern bei­de Frak­tio­nen an: Die Umbe­nen­nungs­fe­ti­schis­ten eben­so wie die Ban­ge­ma­cher, die mit den Ängs­ten vor Ver­än­de­rung auf Stim­men­fang gehen. http://www.pro-afrikanisches-viertel.de/images/pav/Plakat_CDU-Wedding.jpg Kein Wun­der, dass sich immer mehr ent­täuscht von “der Poli­tik” abwenden.

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