Aktualisiert August 2017
Bei der Theater-Sitcom Gutes Wedding Schlechtes Wedding wird sie – da Einfallstor für Prenzlwichser – als “böse Brücke” tituliert. Viele Berliner bezeichnen sie fälschlich als Bornholmer Brücke. Und beim Mauerfall am 9. November 1989 spielte sie eine besondere Rolle. Die Rede ist von der Bösebrücke, einer fast 100 Jahre alten Bogenbrücke aus Stahl. Auch heute schon ist sie mit nur 31 Metern Breite ein schmaler Durchlass – mit einem Gleis für die Straßenbahn und vier Autospuren. Jetzt ist Halbzeit bei der Sanierung.
Daher muss saniert werden
Als die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt 2012 die Bösebrücke statisch überprüfte, stellte sich heraus, dass die geforderte Belastbarkeit langfristig nicht mehr gewährleistet ist. Insbesondere die Menge der Lkw’s, die durch ihr hohes Gewicht die Brücke stark beeinträchtigen, lässt sich kaum reduzieren.
So soll saniert werden
Das Eigengewicht der Brücke muss also vermindert werden, damit die Konstruktion entlastet wird. Dazu wird der Schutzbeton der Fahrbahn (ca. 12,5 bis 15,5 cm) entfernt und ein neuer Leichtbeton (ca. 8 cm) aufgebracht. Auch das Widerlager, die beiden Treppen und die Stützwände auf der Ostseite werden saniert. Die Kosten der Gesamtmaßnahme belaufen sich voraussichtlich auf ca. 5,3 Mio. Euro.
Das bedeutet es für Autofahrer
Autofahrer, die 138 Meter lange Verbindung zwischen Mitte/Gesundbrunnen und Pankow/Prenzlauer Berg nutzen, müssen sich auf erhebliche Einschränkungen in West-Ost-Richtung einstellen. Während der Bauarbeiten wird der Verkehr in Ost-West-Richtung weiterhin über die Bösebrücke geführt. Ab 22. August 2016 wird der Verkehr auf die südliche Fahrbahn umgeleitet. Auch die Radfahrer müssen in beide Richtungen den südlichen Radweg benutzen. Fußgänger können auch den nördlichen Gehweg und beide S‑Bahnzugänge nutzen.
Für den Lkw-Verkehr wird in Fahrtrichtung Ost eine weiträumige Umleitung eingerichtet: Sie verläuft über die Schwedenstraße bzw. die Prinzenallee, durch die Bad- und Brunnenstraße bis zur Bernauer und Eberswalder Straße. Über die Schönhauser Allee kommen die Lkw wieder nach Norden auf die Bornholmer Straße. Dadurch sollen Anwohnerinnen und Anwohner in der Jülicher Straße, Behmstraße und Malmöer Straße wenig belastet werden, teilt die Senatsverwaltung mit.
Der Verkehr wird zweispurig durch die Jülicher Straße, Behmstraße und Malmöer Straße (Prenzl. Berg) geführt. In der Behmstraße wird tagsüber ein beidseitiges Halteverbot eingerichtet.
Das bedeutet es für Anwohner in Gesundbrunnen
Die Jülicher und Malmöer Straße werden zu Einbahnstraßen. Beide Pflasterstraßen wurden asphaltiert. Aus ruhigen Wohnstraßen werden nun lärm- und dauerstauanfällige Strecken für täglich 10.000 Autos. Ein kleines Trostpflaster für Anwohnerinnen und Anwohner der Behmstraße besteht darin, dass von abends bis morgens auf einer Fahrbahn geparkt werden kann. In der Behmstraße wird außerdem eine provisorische Fußgängerampel installiert, damit die Straße zwischen Sport- und Wohnanlagen sicher passiert werden kann.
Das bedeutet es für S‑Bahn- und Tramkunden
Fußgänger und Radfahrer können die Brücke während der gesamten Bauzeit überqueren. Auch der S‑Bahn- und Fernverkehr ist weiterhin nutzbar. Straßenbahnen sollen während der Sanierung der Fahrbahn durchgängig fahren.
Am Nachmittag des 9. August 2017 wird die Umleitung aufgehoben. Der Verkehr kann dann wieder in beide Richtungen fließen.
[…] Sanierung Bösebrücke […]
Hallo – gerne hier ein aktuelles Stimmungsbild vom Malmöerkiez (der von der Umleitung – so wie die Vorkommentatorin hier vermutet – alles andere als verschont geblieben ist).
Die Umleitung der Bornholmer Straße über die Jülicher, Behm- und Malmöer Straße existiert nun seit bald einem Jahr und die Situation wird immer schlimmer. Weite Teile des Tages stockt oder staut sich der Verkehr, was mit einem enormen Lärmpegel (Motorengeräusche, ständiges Hupen, Martinshörner der Einsatzfahrzeuge, die im Stau stecken bleiben und nicht vom Fleck kommen), Abgaswolken und Vibrationen einhergeht – wenn ein Autotransporter oder Schwerlaster im Stop-and-Go-Verkehr steht, klirren sogar die Fenster. Aber auch umgekehrt ist es problematisch: Wenn die Straße in den Abend- und Nachtstunden leerer und frei befahrbar wird, rasen die Autos und Motorräder mit hohem Tempo und entsprechendem Lärm die Behmstraßenbrücke hinunter (die lange Gerade wirkt offenbar sehr einladend, wie eine Art Rennstrecke), was nicht nur Fußgänger und Fahrradfahrer gefährdet, sondern auch uns Anwohner regelmäßig aus dem Schlaf reißt. Durch die schlechte Luft der Auspuffgase des stehenden Verkehrs lassen sich Balkone nicht mehr benutzen und ein Wohnungslüften ist kaum möglich. Kurzum, die Lebensqualität an der Behmstraße (vermutlich ist es an der Jülicher Straße nicht anders) ist seit dieser unglücklichen Umleitung derart beeinträchtigt, dass es nicht vorstellbar ist, wie diese Situation nun noch über ein Jahr länger auszuhalten sei.
Es ist natürlich klar, dass eine Umleitung des Verkehrs Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Im Vorfeld versicherte die Senatsverwaltung in ihrem Ankündigungsfolder jedoch, dass diese so gering wie möglich gehalten werden sollten. Dies – und das war auch der Kompromiss mit der entstandenen Bürgerinitiative – sollte vor allem auf zwei Wegen erreicht werden: (1) Die Einrichtung einer weiträumigeren Umleitung für LKW und (2) Tempo 30 für die gesamte PKW-Umleitungsstrecke.
Die Realität sieht jedoch anders aus: Da entgegen der Zusicherung für die Umleitung durch das kinderreiche Wohngebiet kein Fahrverbot für LKW erlassen wurde, wird sie in immer stärkerem Maße auch von diesen genutzt. Dies erhöht nicht nur das Verkehrsaufkommen und die Stauhäufigkeit, sondern auch die Lärm- sowie Feinstaubbelastung erheblich. Die Geschwindigkeitsbegrenzung Tempo 30 wird viel zu selten kontrolliert, weshalb sich kaum jemand daran hält. Laut einer schriftlichen Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (siehe http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/SchrAnfr/s17-18174.pdf) wurden bei den bisher in der Behmstraße durchgeführten 18 Kontrollen über 3.100 (!) Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt. Umso weniger ist es nachvollziehbar, dass keine verstärkten Geschwindigkeitskontrollen stattfinden.
Die Forderung an die Senatsverwaltung, hier Abhilfe zu schaffen, die Umleitung für LKW wie ursprünglich angekündigt zu sperren und die Einhaltung der Tempo 30 Zone zu forcieren, wurde mit nicht nachvollziehbaren Argumenten abgelehnt: Angeblich würde ein Verbot die Versorgung des Viertels gefährden, aber abgesehen von der BSR (für deren Fahrzeuge es eine Ausnahme vom Verbot geben könnte) liegen an der Umleitung keine Einrichtungen oder Geschäfte, die mit dem LKW angefahren werden. Die Herkunft der Kennzeichen und die Planenbeschriftungen belegen zudem, dass es mitnichten Fernverkehr zur Versorgung des Viertels ist. Somit wäre es auch völlig unproblematisch, die Jülicher Straße für LKW zu sperren. Sollte dann doch einmal ein LKW in der Behmstraße oder Malmöer Straße notwendig sein, könnte er über Gesundbrunnen fahren oder von der Schönhauser Allee kommen.
Die Geschwindigkeitsbegrenzung müsste öfter kontrolliert und durch flankierende Maßnahmen (nächtliche Parkerlaubnis auf der rechten Spur nicht nur westlich, sondern auch östlich der Behmstraßenbrücke, um die Straße zu verengen, Wiederaufbau der automatischen Geschwindigkeitsanzeige, aber diesmal vor die BSR statt hinter die Ampel an der Kreuzung Behm-/Malmöer Straße, wo die Autos ohnehin langsam fahren) durchgesetzt werden.
Die hohen gesundheitlichen Risiken von Lärm, Feinstaub und Tiefenschall (insbesondere auch nachts) braucht man gar nicht weiter darzulegen. Mitzubekommen, wie kleine Kinder in den betroffenen Wohnungen immer wieder vom Verkehrslärm hochschreckt, aus dem Schlaf gerissen und mit dem Kinderwagen an den Abgasen des Staus vorbei geschoben werden müssen, macht das Ganze noch schlimmer und unverantwortlicher. Allein die Optik, wie sich Kolonnen von Autos und LKW direkt an den Kinderspielplätzen in der Behm- und Schönfließerstraße vorbeiwälzen, spricht traurig-ignorante Bände.
Die damals gegründete Bürgerinitiative hat leider (kurz nach der erfolgreichen Kiezdemo) frühzeitig aufgegeben und sind eine ziemliche Enttäuschung, nachdem sie im Kiez so erfolgreich mobilisiert hatten und Hoffnungen weckten. Es ist zudem kein guter Stil, dass die Verantwortlichen auf keine der Anfragen zum Stand der Dinge reagieren. Von denen braucht man sich also nichts mehr erwarten.
Die Umleitung soll noch mindestens bis zum Sommer 2017 bestehen bleiben, daher muss sich an der unerträglichen Situation etwas ändern! Doch was wäre aus Sicht der Betroffenen noch möglich? Sich neu organisieren? Bitte um Kommentare!
Hallo!
Bei Facebook gab es die Frage “wie ergeht es den Anwohnern”. Die einzige antwort dort war “Anwohner sind entspannt.” … Also entspannt sind wir hier in der Jülicher Straße aber ganz und gar nicht!
Die Bewohner der Malmöerstr. scheinen sehr verschont zu bleiben, denn immerhin fahren die meisten Autofahrer nicht links rum in die Malmöerstraße, sondern weiter geradeaus bis direkt zur Schönhauser. Bin selbst einige male die strecke abgefahren, um selbst zu beobachten, wie sich das in der Behmstr. und in der Malmöerstr. verhält.
In der Jülicher Str. hingegen ist absolutes Chaos. Keiner hält sich an die 30. Die Straße wird als Beschleunigungsspur genutzt. Und die “verbotenen” LKWs fahren hier mit vorliebe und schnellen Tempos durch.
Fenster offen lassen? Höchstens, wenn man selbst nicht zu Hause ist. Viel zu laut.
Die Straße überqueren? Sehr gefährlich geworden und laaaaange Wartezeiten, bis endlich mal frei ist.
Nun hat die Schulzeit wieder begonnen, wir sind angespannt – es ist ja fast nur eine Frage der Zeit, wann etwas passiert.
Nein, ich möchte nicht darüber meckern, dass der Verkehr hier durch geleitet werden muss. Was muss, das muss eben – wie auch sonst? Aber ich frage mich, warum hier keine Polizei präsent ist, keine Blitzer aufgestellt werden und nicht stärker danach geschaut wird, ob die Umleitung angemessen und nach vorgegebenen regeln genutzt wird.
Wir sind wirklich genervt.
Hallo, wir würden uns sehr über eine ausführliche Lesermeinung zu diesem Thema freuen. Auf der Seite der Anwohnerinitiative steht ja gar nichts Aktuelles… Sehr gerne veröffentlichen wir einen Beitrag. Bitte an [email protected]
Guten Tag! 🙂
Die Anwohnerinitiative scheint sich auch nur dann “stark” zu machen, wenn es sich um den Malmöerkiez handelt. Als das Thema rund um die Sanierung der ‘Böse Brücke’ laut wurde, haben sie zwar Handzettel in unserer Straße verteilt und einige haben sich zur offiziellen Demo hinzugesellt. Aber jetzt, wo das Problem hier in der Jülicher Straße akut wird, hören und sehen wir Niemanden mehr von der Bürgerinitiative und auch die Website ist nicht mehr aktuell. An dieser Stelle möchte ich aber freundlich darauf hinweisen, dass ich mit diesen Sätzen niemanden kränken oder angreifen möchte … ich freue mich ehrlich, dass der Malmöerkiez scheinbar teilweise verschont bleibt bzw. es erträglich für Kind, Mann, Frau und Hund bleibt. Hier in der Jülicher Straße aber ist es wirklich nicht mehr schön.
Ich versuche in den nächsten Tagen ein paar Fotos zu schießen, wie es in den Stoßzeiten in der Jülicher Straße zugeht. Ich werde wieder berichten und eine Mail an euch senden. 🙂
Noch ein Hinweis für Radfahrer und Fußgänger: Die Brücke soll zwar immer befahr- und begehbar bleiben, der Radfahrverkehr von West nach Ost wird aber ab der Tramhaltestelle Bornholmer Straße auf die Gegenseite geleitet, d.h. die Räder beanspruchen 2 Spuren (Überholmanöver im Gegenverkehr?), die Fußgänger dürfen dann den restlichen “Platz” nutzen (Kinderwagen? Rollatoren?).
Beim alltäglichen Weg über die Bösebrücke muss man sowohl als Fahrradfahrer, aber vor allem als Fußgänger sehr aufmerksam sein!