Ungereimtheiten in Sachen Stattbad
Das Stattbad ist dicht. Nach einer anonymen Anzeige und der Begehung durch die zuständigen Stellen des Bezirksamtes wurde der komplette Gebäudekomplex geschlossen. Für die dort arbeitenden Firmen und Künstler eine die Existenz bedrohende Maßnahme. Die beiden Stattbad-Betreiber klagten darüber, „in vollem Umfang attackiert“ worden zu sein. Ihnen allerdings sollte unser Mitgefühl nicht gelten.
Denn obwohl sie wussten, dass das Gemäuer in keinster Weise für den Clubbetrieb taugt, ließen sie es zu, dass sich dort seit 2013 Woche für Woche junge Menschen tummelten, die im Falle eines Brandes in der Falle gesessen hätten. Gemeinsam mit dem Eigentümer gelang es den Betreibern sogar, eine Baugenehmigung verfallen zu lassen, die eigentlich dazu gedacht war, die ehemalige Badeanstalt zu einem für alle Nutzer sicheren Kultur- und Veranstaltungszentrum, nicht aber zu einem Club aufzurüsten. Stattdessen wurde für viel Geld die verfallene Terrasse zu einer Sommerspielwiese mit eingebauter Einnahmemaximierung ertüchtigt. Dass dabei Fördergeld vom Quartiersmanagement Pankstraße und damit eben auch vom Bezirksamt geflossen sein soll, ist nicht nur eine Randnotiz wert.
Hier nämlich stellt sich schon die Frage, warum das Bezirksamt erst nach drei Jahren auf das ungesetzliche Treiben im Stattbad aufmerksam wurde beziehungsweise gemacht werden musste. Baustadtrat Spallek lächelte meine entsprechende Frage locker weg und begründete diesen Umstand mit dem Alter der Mitarbeiter, das kaum dem der Zielgruppe entspräche. Schon dies taugt nicht als Erklärung für Unwissenheit.
Noch weniger vorstellbar ist, dass weder Kulturstadträtin Weißler noch einer ihrer Mitarbeiter so rein gar nichts von den Clubabenden mitbekommen haben wollen. Obwohl der umtriebige Stattbad-Mitbetreiber Küpper im Quartiersmanagement Pankstraße für Kultur zuständig ist, obwohl er beim Kulturfestival Wedding-Moabit kräftig mitmischt und sich auch sonst als eine ziemliche Größe im bezirklichen Kulturbetrieb geriert.
So viele Ungereimtheiten waren selten…
Autor: Ulf Teichert
Zum Thema:
16. Mai 2015
Immer in Bewegung: die Stattbad-Terrasse
https://weddingweiser.wordpress.com/?s=Stattbad
Zur Ergänzung die Info vom 18.Mai:
Eine weitere Info:
Kunst statt Köpper
Das 1908 eröffnete Stadtbad Wedding steht seit 2002 leer. Die Bäderbetriebe hatte aus Kostengründen den Stöpsel gezogen. Arne Piepgras hat die Schwimmhalle vor fünf Jahren gekauft. Die Firma Stattbad Berlin hat aus den alten Waschräumen mit Badewannen, Umkleidekabinen und Schwimmbecken abgefahrene Ausstellungsflächen gemacht und vermietet an Kreative, die hier arbeiten. Es gibt auch ein Bistro im Erdgeschoss. Piepgras will das Haus sanieren. Der 58-Jährige hatte das Schwimmbad auch dem Senat für die Kunsthalle Berlin zur Miete angeboten.
Ursprünglich wollte Piepgras das Stadtbad unter dem Namen Poolhouse-Gallery zum kulturwirtschaftlichen Zentrum für Kreative umbauen. Bis auf die Schwimmhallen sollten alle Gebäude abgerissen werden. Rundherum waren neue Loftbüros, Ateliers, Musik-Probenräume und Aufnahmestudios im alten Technikkeller geplant. Es gab detaillierte Pläne für 169 Ateliers. Die Sanierung des Hauses kostet bis zu vier Millionen Euro. Geld, das Piepgras nicht hat.
Und auch Arne Piepgras setzt auf die Zusammenarbeit mit dem Bezirk. Er spricht von Bildungsprojekten mit Schülern, die im Stattbad laufen sollen. Dadurch will Piepgras Fördermittel akquirieren, um das Haus zu sanieren. “Wir brauchen die Unterstützung vom QM und vom Bezirk”, so Piepgras. In den kommenden sechs Monaten will er anfangen zu bauen. Gelder aus dem Senatsprogramm “Bildung im Quartier (BiQ)” will der Investor beantragen.
http://www.berliner-woche.de/wedding/bauen/stadtbad-wedding-will-foerdergelder-d75624.html
Geld das Piepgras nicht hat, aber für die Dragoner Kaserne in Kreuzberg:
Februar 2015
Piepgras ist nur ein Zwischenverwerter und vermittelt nach einigen Querelen ‘sein Angebot’ an Herrn Dr. EbM, Geschäftsführer eines verschachtelten Firmenkonsortiums, dessen Zentrum die EPG Global Property Invest mit Sitz in Prag ist. Für das ehemalige Kasernengelände wird die Dragonerhöfe GmbH aus der Taufe gehoben. Piepgras ist mit 10% durch seine Gerichtstraße 65 GmbH daran beteiligt.
http://upstall.36komma7.de/index.php?id=61