Im ersten Teil sind wir schon von der Mündung der Panke am Nordhafen bis zur Pankstraße entlanggewandert – durch eine Art Niemandsland, zwischen Wohnhauszeilen und alten Fabrikgebäuden. Jetzt geht es weiter durch Gesundbrunnen bis fast zum Bürgerpark Pankow.
Wir starten an der Pankstraße 83. Idyllisch fließt hier die kanalisierte Panke zwischen den Brücken der Pankstraße und der Wiesenstraße, entlang begrünter Hinterhöfe und Wohnhäuser der 1950er Jahre. Der erste nachweisbare Siedlungskern des Wedding, ein landwirtschaftliches Gut im Besitz der Stadt Berlin und später des Kurfürsten, erstreckte sich genau hier ab dem 13. Jahrhundert. Die letzten Gebäude des Weddinghofes verschwanden erst während des Mietskasernenbaus der Gründerzeit. Genauso schwer ist heute vorstellbar, dass am 1. Mai 1929 in der Kösliner Straße, die sich hinter den Neubauten befindet, Straßenschlachten tobten, die mindestens 19 zivile Todesopfer forderten. Dieses Gebiet war eine kommunistische Hochburg, die den Beinamen des Bezirks “Roter Wedding” prägte. Nur ein Findlings-Gedenkstein an der Wiesenstraßenbrücke erinnert heute noch daran – die einst so stadtbildprägenden Mietskasernen sind hier jedenfalls verschwunden.
Auf dem nun folgenden Abschnitt kann man auf beiden Seiten der Panke weiterlaufen. Auf der großen Brachfläche an der Uferstraße erstreckte sich bis vor wenigen Jahren die 1989 geschlossene Rotaprint-Fabrik, von der nur noch wenige Gebäude stehen geblieben sind. An der Panke-Seite findet man noch das Verwaltungsgebäude (Wiesenstr.29) von 1957–58. Das Projekt ExRotaprint bemüht sich erfolgreich um eine künstlerisch-gewerbliche Nutzung des ausgedehnten Areals. An der nächsten Brücke (Schönstedtstraße) kann man sich in den beiden Eck-Cafés Uferlos und Dujardin auf der anderen Pankeseite entspannen – eine der wenigen Einkehrmöglichkeiten direkt an der Panke!
Von Justitia und der Straßenbahn
An der Schönstedtstraße lohnt sich auch ein kurzer Abstecher nach rechts auf den Brunnenplatz, da das 1906 fertiggestellte Amtsgericht der Panke nur seine Rückseite zuwendet. Der Gerichtsbau wurde von den Architekten Thoemer und Mönnich entworfen und ist als Justizgebäude besonders repräsentativ gestaltet worden. Als stilistisches Vorbild diente die Albrechtsburg in Meißen. Die Justitia-Statue über dem Eingang wurde in den 1980er Jahren gestohlen und erst 2006 wieder ersetzt. Auch der Brunnenplatz vor dem Amtsgericht, der nach seiner Wiederherstellung wieder ein Schmuckplatz mit symmetrischen Formen und einem Wasserbecken mit Fontäne ist, gilt als sehenswertes Gartendenkmal.
Zurück zur Panke: gegenüber dem Amtsgericht erstrecken sich verschiedene Gebäude der BVG. Hier befand sich zunächst ein Betriebshof der Pferdebahn und später der Straßenbahn. 1929 wurde der langgestreckte, markante Ziegelbau von BVG-Hausarchitekt Jean Krämer ans Pankeufer gebaut. Die links der Uferstraße liegenden Werkstatthallen sind unter dem Namen Uferhallen seit 2008 Atelier- und Ausstellungsräume von Künstlern. Im ehemaligen Pförtnerhäuschen befindet sich das einzige Café auf dem ausgedehnten Areal.
An der Spitze des Werksgeländes mit dem markanten Fabrikschornstein begann einst ein künstlich angelegter Nebenarm der Panke, der der pankeaufwärts gelegenen Getreidemühle als Mühlengraben diente. Der Seitenarm wurde 1891 für die Anlage der Tresorfabrik Arnheim zugeschüttet. Die neben dem verschütteten Graben verlaufende Uferstraße heißt aber immer noch so – auch ohne Ufer.
Wo ist an der Badstraße bitteschön ein Bad?
Am Ende der neu angelegten Promenade parallel zur Gropiusstraße überquert die Badstraße die Panke. Der Name Badstraße verweist, ebenso wie der Name des ganzen Ortsteils Gesundbrunnen, auf die Tradition des Kurbetriebs, den es an dieser Stelle einst gab. Da hier ein Geländer in der Straßenmitte den Weg behindert, sollte die Badstraße am besten auf der anderen Pankeseite an der Ampel Ufer-/Ecke Exerzier-/Schweden-/Koloniestr. überquert werden.
An der Ecke zur Travemünder Straße erkennt man drei denkmalgeschützte Gebäude: auf der anderen Pankeseite befindet sich das rot verklinkerte Wohnhaus für Arbeiter der Tresorfabrik Arnheim (1892÷93), die pankeaufwärts lag. Das Haus nimmt die gesamte Breite der früheren Insel ein. Eine verblichene Inschrift mit einer Tresorwerbung ziert noch immer die fensterlose Brandmauer des Hauses. Rechts daneben lässt sich die traditionsreiche Pankemühle ausmachen, auf die die Umrisse des Mühlrads aufgemalt wurden. Dabei handelt es sich um ein Gebäude aus dem Jahr 1843⁄44, da die Vorgängerbauten allesamt abgebrannt waren. Der Mühlenbetrieb endete 1890. Ein Vorgängerbau war eine Papiermühle, in der das Papier für König Friedrich II. hergestellt wurde.
Das Eckhaus Badstr.39/Travemünder Str. (Luisenhaus) selbst ist ein überdekoriertes Haus mit einem großen Formenreichtum (1892÷93). In der obersten Etage ist ein Relief angebracht, in dem das Trinkbrunnenhaus dargestellt ist. Dieses Haus wurde im 18. Jahrhundert aufgestellt, nachdem festgestellt wurde, dass eine eisenhaltige Quelle, die dort entsprang, als Heilquelle vermarktet werden kann. Mit königlicher Förderung entstand ein Kurbetrieb mit bis zu 1000 Wannenbädern am Tag. Lange hat der „Friedrichs-Gesundbrunnen“ nicht bestanden, und auch der Wiederbelebung als “Luisenbad” ab dem 19. Jahrhundert war kein lang anhaltender Erfolg beschieden. Der Name Gesundbrunnen hat sich allerdings auf lange Sicht durchgesetzt… Die Umfassung des 1869 bereits ausgetrockneten Brunnens befindet sich noch heute im Keller des Hauses Badstraße 39. Die Anlage der Kanalisation und der Bau der dichten Mietshausbebauung waren der Hauptgrund für das Versiegen der Quelle.
Moderne Bibliothek in alten Gemäuern
Was als Nebenverdienst des Pankemüllers begann – der Bierausschank -, führte zu einer rasanten Entwicklung des Stadtteils zu einem Ausflugs- und Vergnügungsviertel. Zwischen Bad- und Osloer Straße erstreckte sich zu Spitzenzeiten ein Biergarten mit 30.000 Sitzplätzen! Der rege Besucherverkehr beeinträchtigte den Kurbetrieb erheblich, aber auch die zunehmende Verschmutzung der Panke durch flussaufwärts gelegene Gerbereien hat zum Niedergang des Heilbads beigetragen. Aber erst der Mauerbau hat ab 1961 zu einem fast völligen Absterben der Kinos und Lokale an der Badstraße geführt, von dem sich die Gegend nur langsam wieder erholt. Heute gibt es wieder einige Geschäfte an der oberen Badstraße, rund um den Bahnhof Gesundbrunnen, und die kulturelle Nutzung der Uferhallen bringt wieder neues Leben in den traditionsreichen Stadtteil.
Die Vergnügungsstätte Marienbad ist nur noch zum Teil erhalten; nachdem in den 1980ern ein Totalabriss verhindert werden konnte, baute der Bezirk bis 1995 durch einen geschickt eingefügten Neubau eine Bibliothek. Den Eingang bildet eine Halle mit neobarocker Fassade, während am verklinkerten Nebengebäude noch die Aufschrift „Kafé Küche“ auf die frühere Nutzung als Vergnügungsort verweist. Der unterirdisch liegende moderne Lesesaal liegt in einem kreisförmigen Neubau. Wer sich den sehenswerten Hof rechts von der Bibliothek anschaut, entdeckt vielleicht auch den Kellereingang, der zu der oben erwähnten Gesundbrunnenquelle führt. Leider kann diese nur zu besonderen Gelegenheiten besichtigt werden.
Auf der anderen Pankeseite erstrecken sich die Hallen der Tresorfabrik Arnheim aus dem Jahr 1890, deren Arbeiterwohnhaus wir schon an der Badstraße gesehen haben. Hier befand sich der einst bedeutendste Hersteller von Geldschränken in Deutschland. Wo sich heute das Regenrückhaltebecken befindet, befand sich die eigentliche Maschinenhalle. Heute werden die übrigen Fabrikräume als Werkstätten für Bildhauer genutzt. Die Sheddach-Hallen bieten optimale Platz- und Lichtverhältnisse für diese Künstler.
Bis zur Osloer Straße fließt die Panke in einem natürlich wirkenden Flussbett. Man kann heute noch erkennen, wo die Mühleninsel begonnen hat. Hier befand sich zu den Zeiten des Vergnügungsviertels Gesundbrunnen der oben erwähnte Biergarten. Später lag rechts der Panke die Malzbrauerei Groterjan. An der Prinzenallee 75 – 79⁄80 kann man noch einige Teile dieser Fabrik im Stil der Neuen Sachlichkeit besichtigen.
Die verkehrsreiche und sehr breite Osloer Straße ist Teil des Straßenrings rund um die Innenstadt. Sie kann hier an zwei Fußgängerampeln überquert werden. Wer kurz auf dem Mittelstreifen nach links einbiegt, sieht gegenüber der Hausnummer 102 eine Skulptur von Rolf Scholz (Granit, Räder) namens “Wir nennen es Fortschritt” aus dem Jahr 1986.
Stockholmer und Gotenburger Straße
Auf der linken Pankeseite führt ein geteerter Weg durch eine kleine Grünanlage bis zur Soldiner Straße. Bleibt man auf der rechten Seite, folgt man der hier einsetzenden Beschilderung des Pankewegs, der bis Bernau führt. Die Stockholmer Straße bietet einige sehenswerte Gebäude. In der Hausnummer 4 befindet sich eine alte Feuerwache (Architekt Ludwig Hoffmann, 1912⁄13). Stilistisch lehnt sich dieses Gebäude an den Barock an. Die Feuerwache ist eingerahmt von einheitlichen rötlichen Wohngebäuden im Stil der Moderne.
Die in der abknickenden Gotenburger Straße liegende langgezogene Grundschule wurde 1895⁄96 von Hermann Blankenstein errichtet. Die leuchtend roten Backsteine wurden in gotisierenden Formen verwendet. Bis zur Soldiner Straße geht es durch eine neu angelegte Grünanlage an der Panke entlang. Wir überqueren die Soldiner Straße. Rechts erkennt man den 80 m hohen Turm der Stephanuskirche (1904). Die Stockholmer Straße geht jetzt auf der anderen Pankeseite weiter. Wir bleiben jedoch auf dem Weg rechts der Panke.
Der Kiez von Harald Juhnke
In einem der gegenüber liegenden Häuser ist der Schauspieler Harald Juhnke aufgewachsen. Bei den dortigen hell verputzten Häusern mit Flachdach handelt es sich um die Siedlung Brunnenhof aus den späten 1920er Jahren. Der Kombination von Putzfassaden, Klinkerbändern und Klinkergebäuden lässt ein sehr abwechslungsreiches Gesamtbild entstehen. Mit dieser Siedlung endet die durchgehende Bebauung des alten Berlin. Hier befand sich bis 1920 auch die Stadtgrenze.
Es geht nun beidseitig am so genannten Franzosenbecken (der namensgebende Französische Kirchhof liegt gleich nebenan) vorbei, das dem Hochwasserschutz der Panke dient. Auf dem linken Pankeufer befindet sich eine große Kleingartenkolonie.
Der nun folgende Abschnitt gehörte bis 1935 zum Bezirk Pankow. Es handelt sich um das Nordbahnviertel, ein geschlossenes gründerzeitliches Erweiterungsgebiet der expandierenden Gemeinde Pankow rund um den Bahnhof Wollankstraße. Wer mag, kann sich hier das Bahnhofsgebäude und die sehr schönen Wohngebäude Nordbahnstr. 9, Kattegatstr. 5 und Wollankstr. 96 ansehen.
Wir halten uns aber auf dem Pankeweg links und gehen über die Fußgängerbrücke. Hier geht es an der Panke entlang bis zur Hugo-Heimann-Brücke, wo der Pankeweg einige Meter die Nordbahnstraße entlang führt. Hier kann man erkennen, wie die Panke, von ihrer Quelle bei Bernau und aus Pankow kommend, unter der Nordbahnbrücke hindurch auf Weddinger Gebiet fließt.
[…] der roten Bank am Pankebalkon geht das seit einigen Jahren wieder. Die Bank befindet sich auf der linken Pankeseite ungefähr auf […]
[…] Text ist ein Auszug aus einem ausführlichen Beitrag über die Panke, erschienen bei unserem Kooperationspartner Weddingweiser. Text: Joachim Faust, Fotos: […]
[…] Das Wetter ist frühlingshaft schön. Wie wäre es da mit einem Spaziergang entlang der Panke? Unser Kooperationspartner Weddingweiser macht heute mit einem Beitrag Lust auf eine Tour durch den Gesundbrunnen – von der Pankstraße bis zum Bürgerpark Pankow. Wir finden das eine gute Idee und empfehlen Beitrag und Wanderung gleichermaßen! Beitrag: Die Panke entlang (Teil 2) […]