Im Brunnenviertel gibt es nun einen Superhelden. Bruno, ein grasgrüner Frosch mit rotem Umhang schaut von Aufklebern auf Hauswänden und Laternenmasten die Kiezbewohner an. Selbstbewusst präsentiert er sein Viertel als hipsterfreie Zone oder als entspannten Multikulti-Kiez. Bruno aus dem Brunnenviertel wurde von Studenten der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in der Ackerstraße als Maskottchen für den Stadtteil erdacht. Mit Bruno sind in den vergangenen Wochen weitere grafische Elemente im Viertel aufgetaucht.
Die Studenten des Fachbereichs Grafikdesign und Visuelle Kommunikation beschäftigten sich in einem Seminar von Dozent Jan-Henning Raff mit Grafiken im öffentlichen Raum. Sie nahmen statistische Daten über das Viertel als Ausgangspunkt für ihre farbenfrohe und kreative Arbeit. Sie illustrierten die Jugendarbeitslosigkeit und die Anzahl der Transferleistungsbezieher auf Begrenzungsstäben. An einem Stromkasten tauchte eine Tafel auf. „Toll!“ – das war der häufigste Kreidekommentar der Kiezkinder. Einige verdutzte Passanten standen bei ihrem Weg durch den Kiez plötzlich in einem grünen Kreis. Er machte deutlich, dass auf jeden Einwohner elf Quadratmeter Grünfläche kommen. Diese und viele weitere Infografiken schmücken nun das Brunnenviertel.
Bevor die Studenten begannen, die statistischen Zahlen in Szene zu setzen, haben sie den Kiez und seine Bewohner beobachtet. Dabei hatten sie herausgefunden, dass das der öffentliche Raum eigentlich nur ein Durchgangsbereich ist. An der Haltestelle warten, Handy schauen, Auto fahren – das ist es, was die Menschen zwischen Brunnenstraße und Nordbahnhofpark, zwischen dem Bahnhof Gesundbrunnen und er Bernauer Straße nach der Beobachtung der Studenten tun. „Es fehlen die Haltepunkte, die Orte zum Verweilen“, bestätigte Jan-Henning Raff. Das war der Anlass für das Projekt „Popup-Haltepunkte im öffentlichen Raum“ der privaten Universität, das vom Quartiersmanagement Ackerstraße mit Mitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ gefördert wird.
Die ersten öffentlichen Grafiken sind im Herbst im Brunnenviertel verteilt worden. Die ersten sind bereits wieder verschwunden. Doch die Universität hat das Projekt bereits zum zweiten Mal durchgeführt, weshalb es jetzt neue Haltepunkte gibt. Dazu gehört das Wall Gardenning – Minigärten in aufgeschnittenen Flaschen. Sie können an einen Zaun gehängt werden und sollen die Nachbarn zum gemeinsamen Gärtnern einladen. Auch der Bück-Zähler gehört zu den Ergebnissen des jüngsten Seminars von Jan-Henning Raff. Dabei wurde ein 5‑Cent-Stück auf den Gehweg geklebt. Ein Zähler registriert, wie viele Menschen das Geldstück aufheben wollten und zeigt die Zahl auf einer digitalen Anzeige. Auch Bruno Superheld ist neu im Kiez. Wer möchte, kann sich Aufkleber beim Quartiersmanagement in der Ackerstraße 16 abholen, seinen aufgesprühten Fußspuren folgen, über die Sprüche auf den Plakaten nachdenken oder sich im Internet ein Plakat mit einem eigenen frechen Brunnenviertel-Spruch erstellen.
Eine Übersicht aller Haltepunkte gibt es auf einer Karte im Internet: www.bit.ly/1qirpxs. Bruno aus dem Brunnenviertel ist online auf www.ichbinbruno.tk.
Text: Dominique Hensel, Fotos: Andrei Schnell/Dominique Hensel
allet een riesijer zirkus! ick lach mir n ast!!
Ein Multikulti-Kiez muss auch tolerant gegenüber Hipsters sein.
warum?
das eine ist ein künstliche zuschreibung durch nationalgrenzen, in die man
geboren wird. das andere ist eine konsumistische pseudoindividuelle mode,
deren ideale man sich freiwillig zueigen macht. wo ist da jetzt der zusammenhang?
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Niem%C3%B6ller#Zitat