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"Nudel-Berghain" im Wedding:
Warum Foodies für Mr Noodle Chen Schlange stehen

7. März 2025

Als McDonald's in den 90er-Jahren seine ersten beiden Filialen in China eröffnete, standen die Menschen Schlange. Eine Umkehrung dieser Verhältnisse, wenn auch im kleinen Maßstab und mit besserem Essen, findet sich seit einigen Wochen in der Willdenowstraße 12 Ecke Triftstraße. Ende Januar eröffnete hier die erste europäische Filiale des chinesischen Franchises Mr Noodle Chen, von dem es in China rund 300 Restaurants gibt.

Foto: Joachim Faust

Anwohner haben dem Eckrestaurant, das die Räume der alteingesessenen Osteria de Pino übernommen hat, bereits einen Spitznamen verpasst: "Nudel-Berghain" – wer rein will, muss vor allem am Wochenende lange Schlange stehen. Food-Blogger überschlagen sich mit Lob, besonders solche aus China. Auf Xiaohongshu (international bekannt als RedNote), einer auch bei Auslandschinesen äußerst beliebten Social-Media-App, feiern sie das Restaurant als kleines Stück Heimat: Sieben verschiedene Nudelsorten zur Auswahl, großzügige Portionen und auf Nachfrage gibt es sogar einen kostenlosen Nudel-Nachschlag.

Karg eingerichtet, aber mit offener Küche

Kein Wunder also, dass sich in der Schlange vor der Tür viele asiatische Gesichter finden und oft Chinesisch zu hören ist. Übrigens lockt nicht nur Mr Noodle Chen die chinesischen Foodies in die Nachbarschaft – auch das in Milch getränkte Schoko-Baklava von Şengüloğlu Antep Baklava Café in der Müllerstraße 31 oder die fleischigen Fladenbrote von Sarajevo gegenüber von Noodle Chen werden auf der Xiaohongshu-App heiß gehandelt. Der Wedding – für viele Chinesen ist er offenbar längst ein kulinarischer Treffpunkt.

Screenshot

Aber zurück zu Mr Noodle Chen. Was macht diesen Ort anders als andere Hype-Nudelrestaurants wie Wen Cheng im Prenzlauer Berg, vor dem man ebenfalls regelmäßig für authentisch handgezogene Nudeln Schlange steht? Die chinesische Studentin Xiao, die ganz in der Nähe im Studentenwohnheim wohnt und schon vor der Eröffnung in Vorfreude gepostet hat, erklärt es so:

„Meine Eltern kommen aus Xinjiang im Nordwesten Chinas, daher ist mir die Küche aus dieser Region sehr vertraut. Allein in der ersten Woche war ich schon dreimal hier – mit Freunden und sogar bei einem Date. Und jedes Mal war ich begeistert. Die Gewürze, die Aromen, die Nudelsuppe, die Auswahl – es schmeckt genau wie zu Hause." Besonders angetan hat es ihr die offene Küche. „Auf Chinesisch nennt man diese Garküchen-Atmosphäre 烟火气 yān huǒ qì – man kann den Köchen direkt dabei zusehen, wie sie die Nudeln ziehen, schneiden und die frischen Gerichte zubereiten. Diese lebendige Szenerie – das fühlt sich für mich wie Heimat an. Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade erst aus China zurückgekommen bin, aber ich glaube, das wird einer meiner Lieblingsorte in Berlin."

Und es geht längst nicht nur um Nudeln. Auf der Karte stehen auch herzhafte gegrillte Spieße, sogenannte 串儿 Chuar, Vorspeisen wie Salat aus hauchdünnem Tofu und der bei vielen beliebte Rou Jia Mo – ein chinesischer Burger mit zartem Rindfleisch und grünem Chili.

Fotos, wenn nicht anders angegeben: Fabian Peltsch

Willdenowstraße 12, 13353 Berlin. Mo-So 11.30–14 Uhr und 17–21 Uhr

Instagram

Fabian Peltsch

Seit Jugendtagen wollte Fabian Peltsch in immer größeren Städten leben. Vom Dorf am Bodensee arbeitete er sich langsam hoch bis nach Peking. 2013 verschlug es ihn in den Wedding, wo er endlich die Balance zwischen urbanem Wahnsinn und nachbarschaftlicher Heimeligkeit gefunden hat. Hauptberuflich schreibt er als China-Experte für das Medienhaus Table.Media und als Kulturjournalist für den Rolling Stone und den Musikexpress. Sein Hauptquartier liegt am Nordufer.

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