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Wer kennt sie? Geschichten aus der Vergangenheit:
Sagen und Legenden aus dem Wedding

25. Dezember 2024
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Der Wed­ding ist nicht nur vol­ler “mensch­li­cher Legen­den”, son­dern auch Schau­platz von Mär­chen, Gru­sel­ge­schich­ten und Sagen. Man­che sind wahr, man­che erfun­den. Es macht auf jeden Fall Spaß, sie zu lesen. 

Das versunkene Dorf

Wo im Som­mer Ruder- und Tret­boo­te gemäch­lich über das kla­re Was­ser des Plöt­zen­sees glei­ten, soll vor vie­len Jahr­hun­der­ten ein Dorf gestan­den haben. Die Legen­de erzählt von einem klei­nen Ort mit Kir­che, Dorf­platz und einem Zieh­brun­nen unter einer schat­ten­spen­den­den Lin­de. Der See, benannt nach dem Fisch Plöt­ze, ist der Schau­platz die­ser Erzäh­lung, die bis heu­te fasziniert.

Im Dorf leb­te ein hart­her­zi­ger Schul­ze, der die Bewoh­ner uner­müd­lich drang­sa­lier­te. Eines Abends, als er von einem benach­bar­ten Dorf zurück­kehr­te, wo er sein Holz gewinn­brin­gend ver­kauft hat­te, sprang plötz­lich ein Geist auf sei­nen Rücken. „Trag mich zurück ins Nach­bar­dorf!“, don­ner­te die Gestalt, die sich fest in den Nacken des ent­setz­ten Man­nes klam­mer­te. Der Schul­ze fluch­te und wehr­te sich, doch der Geist trieb ihn mit kräf­ti­gen Stö­ßen, wie man ein wider­spens­ti­ges Pferd antreibt, vor­an. Wider­wil­lig muss­te der Schul­ze sei­nem unheim­li­chen Rei­ter gehorchen.

Über holp­ri­ge Wege und durch die Dun­kel­heit ging der anstren­gen­de Ritt. Doch kurz vor dem Nach­bar­dorf befahl der Geist plötz­lich die Umkehr. Der Rück­weg war noch beschwer­li­cher, und die Last auf dem Rücken des Schul­zen schien immer schwe­rer zu wer­den. Schließ­lich brach er erschöpft zusam­men. „Jetzt spürst du selbst, wie du die Armen bedrückt hast! Vor­wärts, du Pei­ni­ger!“, don­ner­te der Geist und trieb den Schul­zen uner­bitt­lich weiter.

Als sie den Dorf­brun­nen erreich­ten, locker­te der Geist sei­nen Griff. Der Schul­ze nutz­te die Gele­gen­heit, schleu­der­te mit letz­ter Kraft die geis­ter­haf­te Gestalt in die Tie­fe des Brun­nens und schick­te ihr einen höh­ni­schen Fluch hin­ter­her. Doch in die­sem Moment begann die Erde zu beben. Mit tosen­dem Lärm brach der Boden auf und ver­schlang alles: Häu­ser, Bäu­me, Fel­der und die Bewoh­ner des Dor­fes. Aus dem Brun­nen schoss Was­ser empor und bedeck­te das gesam­te Gebiet. So ent­stand der Plöt­zen­see, der seit­her die Stät­te des unter­ge­gan­ge­nen Dor­fes verbirgt.

Bis heu­te erzählt man sich, dass die Plöt­zen im See gele­gent­lich von einem rie­si­gen Hecht auf­ge­scheucht wer­den, der uner­müd­lich umher­zieht. Und in stil­len Voll­mond­näch­ten, wenn das Mond­licht den See sil­bern erhellt, sol­len lei­se die Glo­cken der ver­sun­ke­nen Dorf­kir­che aus der Tie­fe erklin­gen. Dann ver­harrt der Hecht im Schilf, und die Plöt­zen ste­hen wie erstarrt, als lausch­ten sie ehr­fürch­tig den Klän­gen aus längst ver­gan­ge­ner Zeit.

Der Teufel treibt sich auf dem Wedding herum

Schon 1728 sag­te die Pro­sti­tu­ier­te Doro­thea Stef­fin im letz­ten Hexen­pro­zess Ber­lins aus, dass der Teu­fel auf dem Wed­ding umge­he. Sie hat­te ange­ge­ben, dass sie dort bei einem Spa­zier­gang einen vor­nehm geklei­de­ten Mann begeg­net sei, der ihr Kun­de wur­de. Als sie ihn wie­der­traf, gab er zu, der Teu­fel zu sein und bot ihr einen Ver­trag an, der ver­hin­dern soll­te, dass sie beim Steh­len erwischt wer­den wür­de. Geld für ihre Diens­te brauch­te er dafür nicht mehr zu zah­len. Die Stef­fin zeig­te sich selbst an und ent­ging ihrer Hin­rich­tung, muss­te dafür lebens­lang in einer Spin­ne­rei arbei­ten. Der Beweis, dass es den Teu­fel im Wed­ding gebe, wur­de natür­lich nie­mals erbracht. 

Die letzte Hinrichtung

Der Scharf­rich­ter war­tet schon. Er hat es nicht weit, denn er wohnt in der Scharf­rich­te­rei, die unmit­tel­bar neben dem Gerichts­platz liegt. Hier woh­nen die Hen­ker und Scharf­rich­ter, zwi­schen den Hin­rich­tun­gen ist die Abde­cke­rei, die Besei­ti­gung von Tier­lei­chen, ihr all­täg­li­ches Geschäft. End­lich wird die Wit­we Mey­er, die sich durch Gat­ten­mord eigen­hän­dig in den Wit­wen­stand beför­dert hat, zum Gal­gen geführt. Die Men­ge johlt und schreit. Es ist die letz­te öffent­li­che Hin­rich­tung in Ber­lin. Was eine abschre­cken­de Wir­kung auf Preu­ßens Unter­ta­nen haben soll­te, ist längst zu einem Volks­fest ver­kom­men. Bis in die spä­te Nacht wird gefei­ert, zehn Tage lässt man ihren Leich­nam von Schau­lus­ti­gen begaffen. 

Es ist ein küh­ler Mor­gen und den­noch haben sich bereits tau­sen­de Men­schen an die­sem Ort ver­sam­melt. Män­ner und Frau­en, Ange­hö­ri­ge aller Stän­de war­ten auf das gro­ße Ereig­nis. Die Stra­ßen sind voll, die Men­schen leh­nen sich neu­gie­rig und erwar­tungs­voll aus ihren Fens­tern. Flie­gen­de Händ­ler ver­kau­fen Brannt­wein und klei­ne Lecke­rei­en. Sol­da­ten des Königs bah­nen sich an die­sem 2. März 1837 einen Weg durch die Men­ge, um die Ver­ur­teil­te zum Richt­platz zu füh­ren. Die Hin­rich­tungs­stät­te der preu­ßi­schen Haupt­stadt besteht aus einem zwei Meter hohen qua­dra­ti­schen Stein­ku­bus, auf den eine Trep­pe führt. Auf die­sem Fun­da­ment steht der drei­fü­ßi­ge Gal­gen, an dem das Urteil voll­streckt wer­den soll. Im Volks­mund wird er “Schind­berg” oder “Teu­fels Lust­gar­ten” genannt.Wer heu­te den Gar­ten­platz im Brun­nen­vier­tel auf­sucht, fin­det eine fried­li­che grü­ne Oase mit Kin­der­spiel­platz und Park­bän­ken vor. 

Dort, wo zahl­lo­se Men­schen gerä­dert und geköpft, auf­ge­hängt und ver­brannt wur­den, erhebt sich heu­te die katho­li­sche Kir­che St. Sebas­ti­an, 1890 bis 1893 erbaut, majes­tä­tisch in den Him­mel. Die „alte Scharf­rich­te­rei“ muss­te dem Stet­ti­ner Bahn­hof, dem heu­ti­gen Nord­bahn­hof, wei­chen. Falls Sie Ihren Besuch um Mit­ter­nacht machen, gehen Sie ruhig zur alten Richt­stät­te auf dem Gar­ten­platz. Mit ein wenig Glück kön­nen Sie durch die Kir­chen­fens­ter ein Licht sehen, das unru­hig fla­ckert. Es ist die alte Wit­we Mey­er, die in der Gruft unter der Kir­che kei­ne Ruhe fin­det. Der Ort ihres schau­ri­gen Able­bens hat sich seit­her so ver­än­dert, dass sie mit einer Later­ne ihre Grab­stät­te sucht. (Autor: Mat­thi­as Eberling)

Als der Gesundbrunnen noch ein Heilbad war

Vor drei­hun­dert Jah­ren bestand hier an der Pan­ke eine ein­sa­me Was­ser­müh­le und dane­ben ein mäch­ti­ges Jagd­re­vier. Dann spä­ter wur­de noch eine zwei­te Müh­le gebaut. Die eine lag auf dem lin­ken Ufer der Pan­ke, da, wo jetzt die Restau­ra­ti­on neben dem Brun­nen­haus steht. Die ande­re stand und steht heu­te noch auf der klei­nen Pank­ein­sel, die etwa 15 Mor­gen groß, damals mit vie­len Erlen bewach­sen war. In der Nähe der ers­ten Müh­le lag das fürst­li­che Jagd­re­vier, 60 Mor­gen groß, rings­um ein­ge­hegt. Hier wur­den damals wil­de Kanin­chen, Fasa­nen, Hasen und Hüh­ner gehal­ten. Wie sei­ne Vor­gän­ger, so lieb­te es auch König Fried­rich I. hier zu jagen, und so kam er 1701, ermü­det von der Jagd, bei der Müh­le an und for­der­te ein Glas Was­ser zur Erfrischung.

Im Mül­ler­gar­ten spru­del­te eine Quel­le, wild, unein­ge­fasst, der dem Mül­ler den Brun­nen erspar­te. Aus die­ser Quel­le erhielt der König den begehr­ten Trunk. Er fand das Was­ser treff­lich an Geschmack und bemerk­te sei­nen Eisen­ge­halt, ließ das Was­ser che­misch unter­su­chen und die Quel­le einfassen.

Die ›Heil­quel­le‹ wur­de bekannt und berühmt, und man trank sein Was­ser. Die unschein­ba­re Quel­le an der Pan­ke war über Nacht ein ›Gesund­brun­nen‹ gewor­den. Doch Bäder haben zu allen Zei­ten, wenn sie gedei­hen woll­ten, die rich­ti­ge Rekla­me nötig gehabt, und so kam auch der Pan­ke-Gesund­brun­nen erst dann recht in Blü­te, als ein tüch­ti­ger Regis­seur sich sei­ner annahm. Etwas gesund ist ja – mit ein­zi­ger Aus­nah­me des magis­trät­li­chen Tege­ler Was­ser­lei­tungs-Was­sers – am Ende jedes Was­ser, heil­kräf­tig, koh­len­säu­er­lich, Sool‑, Eisen- und Fich­ten­na­del­bad wird es immer erst durch den Bade­arzt. So auch der “Gesund­brun­nen”.

Der Arzt Dr. Hein­rich Wil­helm Behm, der von fremd her unter dem Alten Fritz nach Ber­lin gekom­men war, gab dem Bad das rech­te Anse­hen. Er ließ durch das ›Ober­kol­le­gi­um Medi­kum‹ den Quell unter­su­chen und kon­sta­tie­ren, dass der Ber­li­ner Gesund­brun­nen durch sei­nen Eisen­ge­halt und sein Mit­tel­salz, dem Glau­ber­sal­ze ähn­lich, einem schwa­chen Eger­brun­nen gleich­kom­me. Er erbat sich auf die­ses Gut­ach­ten hin vom König das Land, das nöti­ge Bau­holz und die Kalk­stei­ne, alles gra­tis, und bau­te all das auf, was zu einem rech­ten Bad nötig ist. Unser Bild auf Sei­te 80 zeigt uns das Bad in sei­ner dama­li­gen Gestalt, das Brun­nen­haus, das Brun­nen­in­spek­tor­haus, das Bade­meis­ter­haus etc. Ein Gar­ten wur­de ange­legt und die gan­ze Gegend mit 120 000 Frucht- und wil­den Bäu­men bepflanzt, von denen heu­te noch ein gro­ßer Teil in präch­tigs­tem Wuch­se blüht und grünt. Der Gesund­brun­nen bei Ber­lin im Jahr 1760. Der unter­neh­men­de Arzt steck­te ein Kapi­tal von 22 000 Taler in sei­nen Gesund­brun­nen, schrieb eine Bro­schü­re 1760, war befreun­det mit vie­len Ärz­ten des preu­ßi­schen Vater­lan­des und brach­te dar­um sein Bad in Schwung. In den Jah­ren 1760 bis 1780 hat­te es sei­ne Blü­te­zeit und zu Ehren Fried­richs II. wur­de die Anla­ge ›Fried­richs-Gesund­brun­nen‹ getauft.

Damals lie­fer­te die Quel­le in jeder Stun­de 10 Ton­nen Was­ser und wur­de dar­um mehr zum Baden als zum Trin­ken benutzt. Dr. Behm mach­te gute Geschäf­te, er nahm den gan­zen Wed­ding in Erb­pacht, ver­bes­ser­te die Wege, befes­tig­te durch Aus­sä­en von Sand­ha­fer den Flug­sand, der stets aufs neue sei­ne Äcker zu ver­schüt­ten droh­te und mach­te sich auch hier­durch um Ber­lin verdient. 

Das Luisenhaus erinnert an das Heilbad
Das Lui­sen­haus erin­nert an das Heilbad

In die­ser Zeit besuch­te die Köni­gin Lui­se den Brun­nen häu­fig, was ganz natür­lich einen neu­en Auf­schwung des Bades her­bei­führ­te. Nach 1807 wech­sel­ten die Besit­zer schnell, bis im Jahr 1809 Medi­zi­nal­as­ses­sor, Apo­the­ker Flitt­ner den Brun­nen kauf­te. Er bat die in Königs­berg wei­len­de Köni­gin, dem Bad ihren Namen geben zu dür­fen und so wur­de denn der ›Fried­richs-Gesund­brun­nen‹ ein “Loui­sen­bad”. Gegen­wär­tig besitzt Herr Galusch­ki die noch immer aus­ge­dehn­te Besit­zung, wel­che die Num­mern 36 – 39 der Bad­stra­ße führt.

Einst war das Loui­sen­bad alles, die Umge­bung eine dörf­li­che, jetzt hat der neu ent­stan­de­ne Stadt­teil den Kern­punkt selbst etwas in den Hin­ter­grund gedrängt. Über der Quel­le im Gar­ten steht noch heu­te der klei­ne durch den gegen­wär­ti­gen Besit­zer mit aller Pie­tät sau­ber und geschmack­voll her­ge­rich­te­te Brun­nen­tem­pel, lei­se plät­schert das eisen­hal­ti­ge küh­le Was­ser in das Bas­sin und an den Wän­den liest man die alten Inschrif­ten, die dem jun­gen Besu­cher von frü­he­ren Tagen berichten.

Als König Fried­rich Wil­helm III. in den Jah­ren 1832 – 35 die Ber­li­ner Vor­städ­te im Nor­den mit Kir­chen bedach­te, als die St. Eli­sa­beth­kir­che in der Inva­li­den­stra­ße, die Naza­reth­kir­che auf dem Wed­ding, die St. Johan­nis­kir­che in Moa­bit ein­ge­weiht wur­den, da emp­fing auch der Gesund­brun­nen an der Ecke der Bad- und Pank­stra­ße nach einem Plan Schin­kels sei­ne St. Pauls­kir­che, und Bischof Dr. Nean­der hielt am 12. Juli 1835 die Einweihungsrede.

Und da im Som­mer 1869 durch die Bad­stra­ße der unter­ir­di­sche Kanal nach der Pan­ke gesto­chen wur­de, um der abschüs­si­gen Stra­ße bei Regen schnel­len Abfluss zu schaf­fen, da spru­del­ten mit einem Male in dem tie­fen Gra­ben unzäh­li­ge eisen­hal­ti­ge Quel­len empor, so dass man Pump­ma­schi­nen anle­gen muss­te und sich vor dem andrin­gen­den Was­ser kaum ret­ten konn­te. Die­se sind seit­dem wie­der ver­siegt. Quell­klar aber spru­delt noch immer wie vor längst­ver­gan­ge­nen Tagen der “Gesund­brun­nen” des ehr­wür­di­gen Loui­sen­ba­des, lie­fert noch heu­te 15 – 30 Kubik­me­ter Was­ser in 24 Stun­den und ist heu­te noch so heil­kräf­tig wie vor alter Zeit.

Ent­nom­men aus dem Buch: Emil Domi­nik Quer durch und rings­um Ber­lin. Eine Fahrt auf der Ber­li­ner Stadt- und Ring­bahn im Jahr 1883

Die Pankgrafen

Die Pankgra­fen gab es tat­säch­lich, es gibt sie auch heu­te noch. Offi­zi­ell gehen sie auf das Jahr 1881 zurück, als 15 Ber­li­ner Bür­ger eine „Anti­po­li­ti­sche Ver­ei­ni­gung (APV)“ grün­de­ten. Dar­aus ent­stand dem dama­li­gen Geist der Zeit ent­spre­chend eine Gemein­schaft, die auf mit­tel­al­ter­li­che Tra­di­tio­nen und Vor­bil­der zurück­griff.  Wich­tig war dabei, dass der Humor nicht zu kurz kam. So wur­de der Ver­ein als „Alte Pankgra­fen-Ver­ei­ni­gung von 1381 zu Ber­lin bey Wed­ding an der Pan­ke (APV)“ mit dem Mot­to „Wohl­tun, Freund­schaft, Vater­land“ beti­telt. Die­se wid­me­te sich kul­tu­rel­len Akti­vi­tä­ten in Ber­lin und der nähe­ren Umge­bung.  Nach der APV wur­den spä­ter Stra­ßen, Brun­nen und sogar Bin­nen­schif­fe benannt.

Es gibt auch eine skur­ri­le Grün­dungs­le­gen­de, wonach bereits 1381, also 500 Jah­re vor Grün­dung der APV, die Pankgra­fen unter ihrem Heer­füh­rer „Graf Udo mit der gespal­te­nen Klaue“ nach einer Schlacht in den Reh­ber­gen den „Wed­ding bey Ber­lin“ erober­ten. „Der Legen­de nach soll sich der kampf- und sieg­ge­wohn­te Udo am Ende sei­nes Lebens aus Gram dar­über, daß man das Flüß­chen Pan­ke, die­sen herr­li­chen mär­ki­schen Strom mit sei­nem schwarz-grün-grau-blau­en Wel­len­gang, zuschmei­ßen woll­te, nach einem Umtrunk in vol­ler Rüs­tung in die Flu­ten gestürzt, […] aber lei­der in die­sem Moder­grab nicht die gewünsch­te Ruhe gefun­den haben. [Denn alle 50 Jah­re füh­re ihn] sein schau­er­li­ches Geschick in die Erden­welt zurück, um zu schau­en, ob das Gewäs­ser noch vor­han­den sei und ob die Nach­fah­ren sei­ner Devi­se Wohl­tun – Freund­schaft – Vater­land noch treu geblieben.“

So sei es gesche­hen auch vor 140 Jah­ren im Jah­re 1881. Bei die­sem „letz­ten Erschei­nen“ des Urgra­fen Udo „muß­te er lei­der fest­stel­len, daß dem kei­nes­wegs und mit­nich­ten so war“. Im Gegen­teil, eini­ge der direk­ten Nach­kom­men der rit­ter­li­chen Pankgra­fen saßen zwar beim her­kömm­li­chen gewal­ti­gen Schop­pen, zank­ten sich um einen Stamm­tisch in der Nord­deut­schen Braue­rei am Pan­kestrand sit­zend um Par­tei­dok­tri­nen und jeder woll­te recht haben. Als nun Graf Udo die­ses Geschrei und Gezan­ke hör­te, erschien er in vol­ler Rüs­tung unter den Strei­ten­den, die schon erheb­lich in den Hum­pen geblickt hat­ten, schlug mit der Faust auf den Tisch und gebot ihnen, sich des alten Wahl­spru­ches zu erin­nern und danach zu han­deln. Er ver­lang­te von ihnen, die Alte Pankgraf­schaft wie­der­erste­hen zu las­sen und mit neu­em Leben zu erfül­len. Sie soll­ten ech­te Deut­sche, aber kei­ne klein­li­chen Bür­ger sein. „Dar­auf ver­schwand er wie­der in den schwarz-grün-grau-blau­en Flu­ten der Pan­ke.“ So die Chro­nik der Pankgra­fen.

2 Comments Leave a Reply

  1. Zum The­ma Richt­platz ver­fol­ge ich die Theo­rie daß sich im 14. Jahr­hun­dert der Richt­platz des alten Ber­lins „vor den Toren der Stadt“ auf dem Gelän­de des heu­ti­gen Mau­er­parks an der Ber­nau­er Str. befand. Wo flei­ßig gerä­dert, geköpft und erhängt wur­de. Sie­he „Der Blut­vogt“ von Rai­ner Castor.

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