Ganz am Ende des neuen Newsletters der Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger zur Situation auf dem Leopoldplatz kommt der Paukenschlag: „Mit der Eigentümerin des Karstadt-Gebäudes konnten wir vereinbaren, dass wir das Erdgeschoss für eine kulturelle Nutzung bis Ende 2025 bespielen dürfen.“ Heißt: Nach der SIGNA-Pleite ist die Versicherungskammer Bayern als Eigentümerin der leerstehenden Kaufhausimmobilie offenbar bereit, der weiteren Verödung der Gegend Einhalt zu gebieten.
Im Erdgeschoss könnten nach den Vorstellungen des Bezirks unter dem Motto „Ein Haus für alle“ auch Workshops, Performances, Kunst‑, Film- und Theaterveranstaltungen stattfinden und so (Ideen-)Räume der Teilhabe geschaffen werden. Die Planungen des Bezirks sehen außerdem vor, im Untergeschoss des Kaufhauses einen „Raum der Hilfe“ einzurichten, damit die Suchtkranken des Leopoldplatzes eine Anlaufstelle haben, die auch als Rückzugsort dienen kann, damit sie sich dort pflegen sowie Ruhe und Beratung finden können.
Kommentar: Also ein Konzept zur Zwischennutzung des Kaufhauses. Genau das hatten Anwohnende und insbesondere die Stadtteilvertretung Müllerstraße immer wieder gefordert. Ex-Miteigentümer SIGNA Holding zeigte sich im letzten Jahr noch überrascht, dass so eine Möglichkeit von den Bewohnern des Wedding überhaupt gefordert wurde und tat solche Ideen eher mit einem Lächeln ab. Hinter vorgehaltener Hand wurden die Chancen als aussichtslos betitelt. SIGNA ist nun pleite – und ob der Leerstand und Umbau nun in fünf Jahren vorbei sein werden oder später, weiß man dagegen auch nicht so recht. Interessant wäre noch zu vermitteln, wie festgelegt wird, welche Initiativen oder Ausstellungen an der Zwischennutzung partizipieren dürfen. Entscheidet das Amt? Gibt es eine Art Bürgerjury? Ein Leopoldplatz für alle könnte auch ein (Ex-)Karstadt für alle heißen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Negativspirale stoppen lässt. Wendet sich bald das Blatt am Leo?
Was noch am Leo geplant ist:
An dem riesigen Freigelände zwischen Müller- und Maxstraße, das in den letzten Jahren durch mehr Vermüllung, zunehmenden Drogen- und Alkoholkonsum im öffentlichen Raum und mehr Kriminalität negative Schlagzeilen produziert hat, gibt es größere Herausforderugen. Der „Leo“, das eigentliche Herz des Wedding, ist für viele zu einem Ort geworden, an dem sie sich nicht gerne aufhalten. Schon vor Jahren wurde der Runde Tisch Leopoldplatz ins Leben gerufen. Seit aber das Land Berlin im November zu einem Sicherheitsgipfel geladen hat, bei dem auch der zentrale Weddinger Platz Thema war, tut sich spürbar etwas.
Zu den vom Land versprochenen Geldern teilt Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger in ihrem Newsletter mit: „Leider sind wir bedingt durch das komplizierte Abrufverfahren auf Landesebene für die zugesicherten Finanzmittel aus dem Sicherheitsgipfel noch nicht so weit in der Umsetzung, wie wir sein könnten.“ Aber dennoch sei ein neuer Aufbruchsgeist schon spürbar, so die grüne Bezirkspolitikerin, die weiter mitteilt: „Mit dem Café Leo und seinen vielen Aktivitäten, dem Safe Hub-Sportplatz und dem neu gestalteten Maxplatz erhält der Kiez viele neue positive Impulse. Auch die Umgestaltung des Aufenthaltsbereichs für drogenkonsumierende Menschen und seine stärkere Trennung vom Spielplatz hat eine Besserung gebracht.“
Inzwischen sind die Gelder freigegeben, und als erstes wird die Verbesserung der Toilettensituation auf dem Platz in Angriff genommen. Für die City-Toilette am Leo benötigt man einen Schlüssel, den nur ein Sozialarbeiter herausgibt. Zusätzlich werden Kiezhausmeister.innen etabliert und eine Kontaktstelle für mobile Sozialarbeit daufgebaut. Zu letzterer gehörten auch aufsuchende Sozialarbeiter:innen.
Eine langfristige Perspektive scheint den Beteiligten auch wichtig zu sein. Mit kulturellen Veranstaltungen könnte der Leo ebenfalls wieder zu einem Ort gemacht werden, den die Weddinger Bevölkerung wieder als „ihren“ Platz empfindet. Auch die Wirtschaftsförderung soll nicht vergessen werden, denn der Gewerbemix am Platz lässt nach der Karstadt-Schließung deutlich zu wünschen übrig. Besonderes Augenmerk wird dann die Kreativwirtschaft haben, denn durch Kultur‑, Sport- und Bildungsveranstaltungen auf dem Leopoldplatz und in den anliegenden Kultureinrichtungen erhofft man sich ein erhöhtes Besucheraufkommen und damit mehr Umsatz der lokalen Wirtschaft.
Sichere Konsumräume und Anlaufstellen haben sich in Städten auf der ganzen Welt als unglaublich wirksam erwiesen, um die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung zu verringern und die Wurzel des Suchtproblems zu beseitigen. Eine verstärkte Überwachung und polizeiliche Kontrolle bewirkt kaum etwas anderes, als dass die Süchtigen gezwungen sind, sich neue Bereiche zu suchen, zum Beispiel Wohnstraßen. Ich verstehe die Angst und die Frustration über die Ausgaben der Stadt für Menschen, die nicht unbedingt angenehm sind, aber das Geld, das für die Behandlung derselben Menschen in Krankenhäusern nach einer Überdosis und die verstärkte polizeiliche Überwachung ausgegeben wird, ist auf lange Sicht viel höher.
Ich empfehle wirklich eine Untersuchung der Wirksamkeit von sicherem Konsum und Kontaktstellen. Das hat meine Meinung völlig verändert.
Hier ein guter Link zu einem ausführlichen und viele Aspekte berührenden Artikel über Fentanyl, das 50fach stärker ist als Heroin:
https://www.gmx.net/magazine/politik/zombiedroge-deutschland-problem-39838042
Äh, im Untergeschoss können sich die Süchtigen pflegen und ausruhen. Bitte wie soll sich dann am Leopoldplatz was ändern. ?Ich mache es denen noch kuschliger. ?Tut mirvleid, da habe ich kein Verständnis für.
Ich teile ihre Ansichten zu 200%…
yup, 200%
We should stop spending our money on cozy hotels and care centers for a few dozen addicts who pollute the area for everyone, and start spending it on facilities that make the lives of thousands better every day.
Schön zu lesen, dass es anscheinend mit kleinen Schritten in die richtige Richtung geht. Gleichzeitig ist noch einiges zu tun.
Ein Auszug aus meiner Rede auf der jährlichen Demonstration am 30.4., organisiert von der Stadtteilorganisation Hände weg vom Wedding [unverwertbar.rog/aktuell/2024/9029/]:
“Was aber auch den Meisten im Kiez völlig klar ist: Bei den Problemen auf dem Platz helfen keine Law&Order Strategien wie Videoüberwachung, mobile Wachen oder einen kriminalitätsbelasteten Ort einzurichten – Aussage übrigens von der Polizei selbst.
Es ist schließlich eine Gesundheitskrise und die löst man nur mit verstärkten sozialarbeiterischen Mitteln, besserer medizinischer Versorgung und Substituten und einer diskriminierungsfreien Unterbringung. Banner, um den Spielplatz abzuschirmen sind eine erste Hilfe für Eltern und Kinder im Kiez, aber bleiben nur Symptombekämpfung und gehen nicht an die Wurzel der Probleme der Suchtkranken und Anwohner*innen am Leo.
Gleichzeitig ist mit Benko und Signa mal wieder ein schmieriger Investor pleite gegangen, das Karstadt Haus am Leo steht jetzt genauso leer auf unbestimmte Zeit, wie schon das Schillerpark Center oben Seestraße es schon seit Jahren tut. Wir fordern daher die Einrichtung eines Hauses der Gesundheit, zunächst zur Zwischennutzung im Karstadtgebäude mit Mitteln des Senats, anstatt für ein paar Millionen einen Zaum um den Görli zu ziehen.
Ein Haus der Gesundheit ist eine gemeinschaftlich genutzte Einrichtung der akzeptierenden Sucht- und Sozialberatung mit Konsum- und Aufenthaltsräumen, einer Hygienestation und Beratungsangeboten, wie Housing First.
Es gibt die Möglichkeit das Haus der Gesundheit zu einem kommunalen Kiezzentrum für Sorge und Kultur auszubauen. Die LINKE Abgeordnete Katalin Gennburg aus Treptow Köpenick setzt sich dafür im Berliner Abgeordnetenhaus ein. Stellt euch vor bitte kurz vor, was man aus dieser Bauruine alles machen könnte…
Dafür und gegen diesen räudigen Senat kämpfen wir in ganz Berlin in den Kiezen und wir werden weiter mit unseren ‚bescheidenen‘ Mitteln unsere Forderungen in der Bezirkspolitik stark machen, gehen zum vom Bezirksamt ausgerichteten Runden Tisch Leopoldplatz und sind auch im Austausch mit der Anwohner*innen- und Kleingewerbetreibenen-Initatiive ‚Wir am Leo‘ und machen weiter Haustürgespräche mit unseren Nachbar*innen. ”
Och nö. Bitte nicht.
Sehr geehrte Frau Hif,
zwingt Sie irgendwer, Kommentare, Reden oder auch nur die Infos zum Leopoldplatz zu lesen?
Nein. „ Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann sag einfach nichts. ” Frei nach Bambi.
Ihr Kommentar ist daher überflüssig. Sie dürfen sich die Energie demnächst ruhig sparen.
Möchten Sie gehört werden, versuchen Sie es mit Freundlickeit.
“räudiger Senat”? Sorry, mit der Haltung kommen wir nicht weiter. Der Senat bzw. die Abgeordneten wurden in einer demokratischen Wahl gewählt.
Das kann Dir nicht gefallen, hast Du aber zu respektieren.
Und wenn Du für Deine Vorstellungen Unterstützung suchst, dann klappt das viel besser, wenn Du den Leuten nicht eins vor den Koffer knallst.