Wenn der Wedding in einem negativen Zusammenhang genannt wird, fällt oft die Bezeichnung „Tiefer Wedding“. Wo genau sich dieser befindet, ist schwer zu sagen, aber gemeint ist meist der Weddinger Bereich innerhalb des S‑Bahn-Rings und rund um den Nettelbeckplatz. Aber auch der tiefe Wedding will ganz hoch hinaus. Hochhäuser wie der ehemalige Rathaus-Neubau (heute Job-Center) oder das Scheringgebäude (heute Bayer AG) sind auch von anderen Stadtteilen aus sichtbar. Die ältesten Kirchen im Wedding sind bescheiden und haben gar keine Türme – die Schinkelkirchen Nazareth im Wedding und St. Paul in Gesundbrunnen (deren Glockenturm wurde erst nachträglich angebaut).
Humboldthain: Himmelfahrtkirche und Flakturm
Die Kirche wurde 1893 am Rand des Humboldthains an der Brunnenstraße von August Orth gebaut und hatte einen 72 Meter hohen Turm. Beim Neubau der kriegszerstörten Kirche an einem anderem Standort im Humboldthain wurde ein 22 Meter hoher Campanile aus Stahlbeton gebaut. In einem archäologischen Fenster kann man sich am alten Standort über die sinnlose Zerstörung der Kirche in den letzten Kriegstagen informieren. Die Plattform auf dem nahegelegenen Flakturm Humboldthöhe liegt immerhin 85 Meter über dem Meeresspiegel. Die Betonanlage wurde 1941⁄42 errichtet, mehrfach vergeblich gesprengt und 1952 mit aufgeschütteten Kriegstrümmern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute bietet sie die beste Aussicht auf den Wedding und Gesundbrunnen.
Wasserturm im Virchow-Klinikum
Bis 1906 wurde auf dem Gelände des Rudolf-Virchow-Krankenhauses von Stadtbaumeister Ludwig Hoffmann ein 48 Meter hoher Wasserturm angelegt – der einzige im Wedding. Auf dem Krankenhausgelände kann man den weißen Turm mit 250 m³ Fassungsvermögen gut sehen.
Neue Nazarethkirche
Nachdem die alte Nazarethkirche am Leopoldplatz zu klein für den schnell wachsenden Wedding geworden war, wurde im Straßenblock dahinter bis 1893 die Neue Nazarethkirche in neogotischen Formen, die an märkische Backsteinbauten angelehnt sind, gebaut. Im Gegensatz zu ihrer turmlosen Vorgängerin verfügt die Kirche über einen 78 m hohen quadratischen Turm mit spitzem Helm. Heute wird das Gebäude von einer evangelischen Freikirche genutzt.
Stephanuskirche
Die 1904 gebaute evangelische Kirche an der Ecke Prinzenallee/Soldiner Straße war die Taufkirche von Harald Juhnke, der ganz in der Nähe aufwuchs. Direkt an die Straßenecke wurde der Turm gesetzt. Mit 79 Metern Höhe ist der neugotische Kirchenbau durchaus stadtbildprägend. Von der Humboldthöhe, die 85 Meter über dem Meeresspiegel liegt, kann man das Gebäude sehr gut sehen.
St. Sebastiankirche
Ebenfalls im Krieg zerstört, aber bis 1950 wieder aufgebaut: die katholische Sebastiankirche ist ein sehr repräsentatives Gebäude mit einem bis zu 23 Meter hohen Hauptschiff (zum Vergleich: der Kölner Dom hat ein 43 Meter hohes Hauptschiff). Der 87 Meter hohe quadratische Turm ist mit einem Spitzhelm abgeschlossen. Doch in einem Punkt hält die Kirche am Gartenplatz einen Rekord: mit 87 Metern ist der Kirchturm der höchste Turm im Wedding.
Das ist ja wohl die Höhe!
[…] der Not eine Tugend gemacht – der Betonhochbunker im Humboldthain wurde nach dem Krieg zum Teil gesprengt, auf der Südseite mit Trümmerschutt […]