StattReisen Berlin feiert Geburtstag: Seit 40 Jahren organisiert der Bildungsträger aus dem Wedding thematische Stadtführungen in der ganzen Stadt. Zum Jubiläum gibt es ein Gratisprogramm.
40 Jahre kritische Aufklärungsarbeit zu Geschichte und aktueller Stadtentwicklung, Neugier und immer wieder neue Entdeckungen: Mittlerweile sind es weit über 200 Stadtspaziergänge im StattReisen-Angebot, natürlich auch im Wedding, der auch Thema der ersten Tour überhaupt war. Die Spezialisierung auf unseren Stadtteil ist übrigens kein Zufall, denn StattReisen hat auch im Wedding angefangen.
Sitz von StattReisen in der Liebenwalder Straße 35 a. Foto: StattReisen
„Statt zu verreisen, kann man auch in der Stadt bleiben und diese unter immer wieder neuen Gesichtspunkten erleben“, beschreibt Geschäftsführer Jörg Zintgraf das Konzept seiner Firma. Schon seit 1983 bietet StattReisen Stadtspaziergänge an, die gleichermaßen für Touristen von außerhalb und für Einheimische konzipiert sind.
Buchcover, Foto: StattReisen
Und so hat alles angefangen: Im März 1983 erschien ein Buch mit dem Titel: „Jetzt geht’s rund … durch den Wedding! Eine historische Stadtteilwanderung“. Herausgeber war die evangelische Versöhnungsgemeinde, die zusammen mit den Mitgliedern der Weddinger Geschichtswerkstatt das Buch erarbeitet hatte. Aus der historischen Stadtteilwanderung wurde der Tour-Klassiker. „Hallo roter Wedding“. „In den Pankehallen traf sich die Weddinger Geschichtswerkstatt, ein lockerer Studentenkreis, der angesichts der damaligen Abrisspolitik begonnen hatte, sich mit dem Vorleben der Häuser zu beschäftigen und dabei vor allem dem Mythos des Roten Wedding nachspürte, von dem so gar nichts geblieben zu sein schien“, erinnert sich Mitgründer Martin Düspohl. „Der Bezirkspolitik war das Treiben suspekt, zeitweise hatten Vereinsmitglieder sogar Hausverbot im Heimatarchiv, weil sie als Nestbeschmutzer galten, die die unrühmliche kommunistische Bezirksgeschichte wieder hervorholten, die man glücklich entsorgt zu haben glaubte.“. Und je mehr die Geschichtswerkstatt nachfragte, desto mehr verschränkten sich lokalgeschichtliche mit allgemeinen geschichtlichen Entwicklungen.
Ein Grund zu feiern
StattReisen feiert seinen Geburtstag ganz groß: Am Wochenende des 3./4. Juni werden 40 verschiedene Ortsbesichtigungen gratis angeboten. Sie stehen unter einem besonderen Motto, das den StattReisen am Herzen liegt: Offene Stadt – nachhaltiges Berlin. Das Besondere dieses Programms: Die Akteur*innen vor Ort kommen selbst zu Wort und zeigen, wie eine nachhaltige Stadtentwicklung aus ihrer Sicht praktiziert werden kann: ökologisch, sozial, gemeinwohlorientiert.
Das ganze Jubiläumsprogramm mit vielen Wedding-Touren findet ihr hier. Es geht zum Beispiel in ehemalige Fabriken, wo sich heute ein buntes soziales und kulturelles Leben tummelt. Auch StattReisen gründete sich vor 40 Jahren in der ehemaligen Tresorfabrik Arnheim. Am 3. Juni um 11.30 Uhr erzählt Mitgründer Martin Düspohl die spannende StattReisen-Story. Treffpunkt: Bibliothek am Luisenbad, Badstraße 39 ( U‑Bhf. Pankstraße)
Bei allen Jubiläumstouren gilt: Statt des sonst üblichen Teilnehmerbeitrags wird um eine freiwillige Spende für ein soziales Projekt gebeten. Alle Einnahmen gehen an das interkulturelle Netzwerk JOLIBA im Wrangelkiez. Es wurde 1997 von Katharina Oguntoye für Familien vor allem afrikanischer, afrodeutscher und afroamerikanischer Herkunft gegründet.
Auf dem Foto sind die damaligen Mitglieder der Geschichtswerkstatt zu sehen, der Keimzelle von StattReisen Berlin e.V. In der oberen Reihe steht Winfried Ripp – der Dritte von links. In der unteren Reihe neben dem kleinen Jungen sitzt Martin Düspohl. Foto: StattReisen