Bitte was? Hasenclever? Metzger? Bloch? Selbst alteingesessene Weddinger werden diese Namen vielleicht noch nie gehört haben. Dennoch kennt fast jeder die dazugehörigen Plätze und Grünanlagen, die an den Kreuzungen von Straßen im Wedding und in Gesundbrunnen entstanden sind. Wir stellen euch die drei unbekanntesten Plätze vor – zumindest nicht geläufig unter ihrem offiziellen Namen.
Sozialdemokrat: Wilhelm-Hasenclever-Platz
Erst seit 1994 hat dieser dreieckige Platz zwischen der Seestraße, der Oudenarder Straße und den Osramhöfen einen Namen. Er ist nach Wilhelm Hasenclever benannt, einem 1837 in Arnsberg und 1889 in Schöneberg verstorbenen Publizisten und Politiker.
Hasenclever erlernte den Beruf des Lohgerbers. Die Wanderschaft führte ihn 1862 durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, Oberitalien und Südfrankreich. Danach war er bis 1863 Redakteur der demokratischen “Westfälischen Volkszeitung” in Hagen. 1865 wurde er Mitglied des “Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins”, 1870 dessen Sekretär und 1871 dessen Präsident. Daneben gab er das Parteiorgan “Der Neue Sozialdemokrat” heraus. Auf dem Gothaer Vereinigungsparteitag 1875 wurde er zu einem der beiden Vorsitzenden der neugegründeten “Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands” gewählt. Gemeinsam mit Wilhelm Liebknecht gab er von 1876 bis 1878 den “Vorwärts” heraus. Von 1874 bis 1888 war er Reichstagsabgeordneter. Unter dem Sozialistengesetz wurde er mehrfach aus deutschen Städten ausgewiesen. Danach lebte er als freier Schriftsteller in Dessau. Er starb in einer Berliner Heilanstalt. Hasenclever verfasste politische Lieder und Gedichte (“Liebe-Leben-Kampf”, 1870) sowie Skizzen und Novellen (“Erlebtes”, 1879).
Widerstandspfarrer: Max-Josef-Metzger-Platz
Der zwischen Arbeitsamt, Müllerstraße und Gerichtstraße gelegene Platz hieß vorher Courbièreplatz. Er wurde 1994 umbenannt. Im Volksmund heißt der Platz seit jeher “Lausepark”. Die letzte Benennung erfolgte nach dem Theologen und NS-Widerstandskämpfer Max Josef Metzger (Pseud. Bruder Paulus), * 1887 Schopfheim (Baden), + 1944 Brandenburg, Die Erfahrungen im 1. Weltkrieg veranlassten Metzger, sich aktiv für Friedenspolitik einzusetzen. 1917 war er einer der Mitbegründer des Friedensbundes Deutscher Katholiken, bis 1944 Generalleiter desselben und gründete die Weltfriedensorganisation der Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz. 1934 wurde er erstmals inhaftiert; mehrfach wurden Zeitungen seines Christkönigsverlages verboten. 1938 gründete Metzger die Bruderschaft „Una Sancta“ mit. 1939 verhaftete ihn die Gestapo unter dem Vorwand, er wäre mit in das Attentat auf Hitler in München verwickelt. Freigelassen, siedelte er nach Berlin über und wohnte in der Weddinger Willdenowstraße 8. Als Gegner des Faschismus wurde er vom „Volksgerichtshof“ 1943 zum Tode verurteilt. In der Willdenowstraße 8 befindet sich seit 1984 eine Gedenktafel.
Fischforscher: Blochplatz
1910 wurde die kleine Grünanlage zwischen Hoch‑, Bad- und Böttgerstraße nach dem Mediziner und Fischforscher Markus Elieser Bloch benannt, * 1723 Ansbach, + 1799 Karlsbad. Bloch studierte Medizin in Berlin, promovierte in Frankfurt (Oder) und ließ sich in Berlin als praktischer Arzt nieder. Der vielseitig interessierte Mediziner und Naturforscher publizierte in dem Werk „Allgemeine Naturgeschichte der Fische“ (1782–1795, in zwölf Teilen mit 432 farbigen Kupfern), lange Zeit das umfassendste Werk über diese Tiergruppe. Weiter veröffentlichte er „Über die Eingeweidewürmer“ (1782) und „Medicinische Bemerkungen“ (1774). Seine Fischsammlung kam an das Berliner Zoologische Museum, jetzt Museum für Naturkunde. Heute ist der Bunkereingang auf dem Blochplatz beliebtes Ziel für Touristen und Führungsteilnehmern des Berliner Unterwelten e.V.