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Seit über 40 Jahren im Kiez:
Inventar des Wedding: Das Antiquariat Mackensen + Niemann

3. Dezember 2018
Antiquariat Mackensen u. Niemann, Foto von Susanne Haun
Anti­qua­ri­at Macken­sen u. Nie­mann, Foto von Susan­ne Haun

Das Anti­qua­ri­at Macken­sen & Nie­mann ist im Mal­plaquet­kiez eine Insti­tu­ti­on. Schon seit dem Herbst 1981 kön­nen dort,  zuerst in der Utrech­ter Stra­ße und nun in der Mal­plaquet­stra­ße 13 – 13a, anti­qua­ri­sche Bücher erstan­den werden.

Ein bekannter Name

Antiquariat Mackensen u. Niemann, Foto von Susanne Haun

Das Anti­qua­ri­at wird heu­te von Tom Nie­mann und Nico­le Rittstieg geführt. Der zwei­te Namens­ge­ber, Joa­chim Macken­sen, stieg vor mehr als 15 Jah­ren aus dem Geschäft aus und eröff­ne­te in Schö­ne­berg einen Buch­la­den. Weil das Anti­qua­ri­at schon bekannt war, blieb der Name auf­grund des Wie­der­erken­nungs­werts erhalten.

Antiquariat Mackensen u. Niemann, Foto von Susanne Haun
Foto von Susan­ne Haun

Der Umzug von der Utrech­ter in die Mal­plaquet­stra­ße war für Tom und Nico­le ein Glücks­fall. Die Ver­mie­ter des Ladens gaben sich sehr gro­ße Mühe, den Ver­kaufs­be­reich so zu reno­vie­ren, dass er auf die Bedürf­nis­se eines Buch­la­dens zuge­schnit­ten ist. Das gro­ße Schau­fens­ter wur­de neben einem Durch­bruch in den dahin­ter­lie­gen­den Bereich geschaf­fen, um mehr Platz für die anti­qua­ri­schen Kost­bar­kei­ten zu erhal­ten. Platz war auch der Grund für den Umzug, Toms Lei­den­schaft für Bücher ließ das Ange­bot immer grö­ßer wer­den und es muss­ten mehr Rega­le her, um alles unter­zu­be­kom­men. Noch heu­te fällt es Tom schwer, Ange­bo­te von gut erhal­te­nen Büchern der ver­schie­dens­ten Kate­go­rien abzu­leh­nen. Er kann kei­nem Anruf bei Samm­lungs­auf­ga­ben wider­ste­hen. Er freut sich immer wie­der, absei­ti­ge und rare Buch­ex­em­pla­re zu ent­de­cken. Ein­zig Lexi­ka-Wer­ke nimmt er nicht mehr an. Durch Goog­le sind star­re Nach­schla­ge­wer­ke nicht mehr gefragt.

Antiquariat Mackensen u. Niemann, Foto von Susanne Haun
Tom Nie­mann, Foto von Susan­ne Haun

Das Anti­qua­ri­at strahlt Ruhe und Gemüt­lich­keit aus. Auch wenn schon mal die eine oder ande­re Bücher­kis­te am Rand steht, so sind doch die Bücher gut sor­tiert. Links die Phi­lo­so­phie, rechts die Kunst, durch den Gang die Bel­le­tris­tik und dazwi­schen die ande­ren Kate­go­rien. Als Anek­do­te erzählt Tom von den bei­den jun­gen Frau­en, die nach einem zwei­stün­di­gen Besuch frag­ten, wie die Bücher denn sor­tiert wären und erstaunt zur Kennt­nis nah­men, dass alles alpha­be­tisch geord­net ist. Heu­te, wo für Such­ergeb­nis­se nur noch das pas­sen­de Schlag­wort im Com­pu­ter ein­ge­ge­ben wer­den muss, erscheint es wie eine neu­mo­di­sche Erfin­dung, etwas alpha­be­tisch zu sortieren.

Für jeden ist etwas dabei

Es gibt Bücher in allen Preis­klas­sen, vom Drei­gro­schen­ro­man, der gera­de die Best­sel­ler­lis­ten erobert, bis zum anti­ken Foli­an­ten. Vor dem Laden befin­den sich preis­wer­te­re Bücher, dort ist schon ein­mal ein klei­ner Schatz ver­steckt. Auch im Laden ist Lese­stoff für den schma­len Geld­beu­tel erhält­lich. Unge­fähr 20.000 Bücher fin­den sich in den Rega­len des Anti­qua­ri­ats, dar­un­ter Taschen- wie gebun­de­ne Bücher. Die gemüt­li­chen Ses­sel laden zum Hin­set­zen und Blät­tern ein. So kön­nen sich die Lese­hung­ri­gen bei der Aus­wahl Zeit las­sen, und über­le­gen, wel­ches Buch ins hei­mi­sche Regal wan­dern soll. Trau­er emp­fin­det Tom nicht, wenn er sei­ne Schät­ze ver­kauft. Er berich­tet, dass es in sei­ner Woh­nung aus­sieht wie im Laden und nur die Bücher, von denen er sich auch tren­nen kann oder die er dop­pelt hat, wan­dern in den Verkauf.

Antiquariat Mackensen u. Niemann, Foto von Susanne Haun
Anti­qua­ri­at Macken­sen u. Nie­mann, Foto von Susan­ne Haun

Das Schmuck­stück der Laden­ein­rich­tung ist ein alter sehr gro­ßer Bücher­schrank mit eigens vom vori­gen Besit­zer ent­wor­fe­nen Intar­si­en und elfen­bein­ver­zier­ten Schlös­sern. Tom und Nico­le haben den Schrank von einem Kunst­leh­rer-Ehe­paar geschenkt bekom­men. Als der Mann ver­starb, ver­kauf­te sei­ne Wit­we die Bücher, ver­schenk­te ihren rest­li­chen Besitz und ging ins Klos­ter. Neben dem Schrank gibt es vie­le ande­re Din­ge zu ent­de­cken, so auch eine Dan­te-Büs­te, die den Phi­lo­so­phie­be­reich bereichert.

Auch online präsent

Antiquariat Mackensen u. Niemann, Foto von Susanne Haun
Anti­qua­ri­at Macken­sen u. Nie­mann, Foto von Susan­ne Haun

Wer Lust hat, kann auch online im Kata­log des Anti­qua­ri­ats stö­bern. Sowohl beim Zen­tra­len Ver­zeich­nis anti­qua­ri­scher Bücher, kurz zvab.com , als auch bei book­loo­ker wer­den über 8.000 gebun­de­ne Bücher des Anti­qua­ri­ats ange­bo­ten. Im heu­ti­gen Com­pu­ter­zeit­al­ter gibt es immer weni­ger Läden die­ser Art. Tom berich­tet, dass vor allem die unmit­tel­ba­re Nach­bar­schaft bei ihm Bücher kau­fe, Stu­den­ten, Schü­ler, geflüch­te­te Fami­li­en, Vater, Mut­ter, Kind und Rent­ner, ein­fach du und ich. Die Fra­ge, ob Bücher aus der Mode kom­men, wird von Tom ver­neint. Lesen im Bett blei­be aktu­ell und es gibt immer noch vie­le Men­schen, die ihre Bücher­re­ga­le lie­be­voll befüllen.

Antiquariat Mackensen u. Niemann, Foto von Susanne Haun
Foto von Susan­ne Haun

Anti­qua­ri­at Macken­sen & Nie­mann
An- und Ver­kauf von Büchern fast aller Gebie­te
Mal­plaquetstr. 13 – 13a
13347 Ber­lin
Garan­tier­te Öff­nungs­zei­ten:
Mo-Fr 13 – 18 Uhr, Sa 12 – 16 Uhr
Haus­be­su­che nach Vereinbarung

Autorenfoto Susanne Haun

Susan­ne Haun kennt das Anti­qua­ri­at noch von der Utrech­ter Stra­ße und hat vie­le kunst­his­to­ri­sche Fach­bü­cher für ihre Mas­ter­ar­beit bei Tom und Nico­le erstanden.

Susanne Haun

Susanne Haun studierte Kunstgeschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Seit 2002 ist sie als Bildende Künstlerin und Autorin in Berlin aktiv.
Von 1993-2005 arbeitete sie als Systemanalytikerin und Entwicklerin für verschiedene ARD Sendeanstalten.

Als Autorin veröffentlicht sie seit März 2009 täglich Beiträge zur eigenen Kunst und Kunstgeschichte in ihrem Blog www.susannehaun.com und interagiert dort sowie auf weiteren Social Media Plattformen mit über 12.000 Follower. Zudem unterhält Susanne Haun einen Kunstsalon in ihrem Atelier. Hier werden regelmäßig aktuelle Themen zur Kunst von geladenen Gästen referiert und diskutiert.

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