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Wenn’s um Hochprozentiges geht:
Das Offside Wedding ist eine Institution

5. Oktober 2018
Foto: Andreas Oertel

Man kann es kaum glau­ben: 2018 ist das Off­side 18 Jah­re alt gewor­den. Eine Datum, wel­ches die Besit­zer Nina und Lars ger­ne als ihren per­sön­li­chen Natio­nal­fei­er­tag bezeich­nen. Eine stol­ze Leis­tung, wenn man bedenkt, dass das Pub die ein­zig ver­blie­be­ne Knei­pe in der Jüli­cher Stra­ße ist. Wir spra­chen mit der Crew über die Mei­len­stei­ne aus fast 2 Jahr­zehn­ten Barkultur.

Was das Offside ist – und was es nicht ist

Foto: Andreas Oertel

Ich ver­ab­re­de mich mit Nina und Lars zum Spiel Her­tha BSC vs. Schal­ke 04. Nina macht mir gleich deut­lich, dass das Off­side nicht nur Her­tha-Fans vor­be­hal­ten ist. Das Pub ste­he den Unter­stüt­zern aller Bun­des­li­ga-Mann­schaf­ten offen. Die ca. 50 Bie­re im Sor­ti­ment oder die 1106 Whis­ky-Sor­ten, die die letz­te Inven­tur zu Tage brach­te, gehö­ren ein­fach zum Off­side. Auf­fäl­lig ist neben dem gro­ßen Anteil schot­ti­scher Mar­ken, dass dem Pär­chen loka­le Destil­le­rien und Braue­rei­en wich­tig sind. So fin­de ich auf der Kar­te die Gers­ten­säf­te des Eschen­bräus oder der Ber­li­ner Bier­fa­brik. Hoch­pro­zen­ti­ges gibt es von der in der See­stra­ße ansäs­si­gen Preu­ßi­schen Spi­ri­tuo­sen­ma­nu­fak­tur. „Uns liegt der Wed­ding am Her­zen“, betont Nina, die seit 2008 in Ber­lin lebt. Auf­fäl­lig am Off­side ist, dass es sowohl die alt­ein­ge­ses­se­nen Wed­din­ger als auch ein eher jun­ges Publi­kum anspricht. Auch wenn sich die ver­schie­de­nen Alters­grup­pen gut durch­mi­schen, gibt es tag­täg­lich eine Art Schicht­wech­sel. Wäh­rend sich die eher älte­ren Stamm­gäs­te um 20 Uhr ver­ab­schie­den, tru­deln die Stu­den­ten erst so lang­sam ein

Das wandelnde Whisky- und Wedding-Lexikon

Foto: Andreas Oertel

Wenn ich jemals bei „Wer wird Mil­lio­när“ antre­te, dann ist Lars mein Tele­fon­jo­ker für die Kate­go­rien Whis­ky und Wed­ding. Er besitzt die Gabe, die Whis­ky-Welt zu erklä­ren, ohne dich als Voll­dep­pen daste­hen zu las­sen. Da ist zunächst das soge­nann­te „Nosing Glas“, wel­ches für die Ver­kos­tung der Spi­ri­tuo­sen unab­ding­bar ist. Über das bau­chi­ge Gefäß wird das Aro­ma kon­zen­triert der Nase zuge­führt. Ich stel­le einen Ver­gleich zum Rum her, den Lars gleich rela­ti­viert. Wäh­rend Rum nur weni­gen Regeln unter­liegt und in der Regel aus Rohr­zu­cker gewon­nen wird, ent­fal­tet der Whis­ky sei­nen Geschmack durch eine Viel­zahl ver­schie­de­ner Kom­po­nen­ten wie Gers­te, Rog­gen, Mais, Wei­zen oder Hei­de­kraut. Nach dem Gespräch mit Lars ver­wun­dert mich nicht, dass das Off­side 2015 von dem Fach­ma­ga­zin Der Whis­ky-Bot­schaf­ter zu Deutsch­lands bes­ter Whis­ky-Bar gekürt wurde.

Wir kom­men auf den Wed­ding zu spre­chen und stei­gen in den Irrun­gen und Wir­run­gen um den 1. Welt­krieg ein. Im Jah­re 1914 wur­de das Haus erbaut, in dem das Off­side spä­ter sei­ne Hei­mat fand. Laut Hören­sa­gen war es schon damals eine Knei­pe, die sich die Laden­flä­che mit einer Schnei­de­rei teil­te. Lars ergänzt, dass die Woh­nun­gen in der preu­ßi­schen Zeit so schmud­de­lig waren, dass die Bevöl­ke­rung lie­ber in die Knei­pen gegan­gen ist, die sich fast in jedem Miets­haus befan­den. Wir machen einen Sprung in die Zeit, als die Mau­er fiel. Für vie­le „Ossis“ war die Loka­li­tät in der Jüli­cher Stra­ße 4 die ers­te sicht­ba­re Knei­pe nach dem Grenz­über­gang Born­hol­mer Stra­ße. Dem­entspre­chend aus­ge­las­sen kann man sich die Fei­ern vor­stel­len, die nach dem Mau­er­fall in den Räum­lich­kei­ten gefei­ert wor­den sind. Damals hieß die Knei­pe noch Bauernstube.

Beziehungspflege wird groß geschrieben

Foto: Andreas Oertel

Als wir zum Ende kom­men, betre­ten die Kicker des NNW-Stamm­ti­sches das Off­side. Es ist Nina wich­tig, dass ich die loka­len Fuß­bal­ler des SV Nord-Nord­west ken­nen­ler­ne. Ich mer­ke, dass die Bezie­hungs­pfle­ge gera­de zu den Stamm­gäs­ten hier sehr groß geschrie­ben wird. Ich erzäh­le, dass ich mich in mei­ner Jugend bewusst gegen eine Fuß­ball­kar­rie­re bei NNW ent­schie­den habe, weil es zu vie­le ego­is­ti­sche Dribb­ler gab, die den Ball nicht abga­ben. Ich ern­te dafür Schwei­gen. Ein Bier spä­ter ist mein klei­ner Faux­pas längst ver­ges­sen und es ent­ste­hen wie­der die Gesprä­che, für die ich das Off­side so mag.

Off­side Wed­ding, Nicht­rau­cher­bar

Jüli­cher Str. 4, S+U Gesundbrunnen

Mo-Fr 17 Uhr – ?

Sa / So 15 Uhr – ?

Home­page des Offside

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