Ein Café ist 2018 ein paar Meter weiter gezogen. Das wäre keine große Geschichte, wenn es sich nicht um das Fredericks in der Cornelius-Fredericks-Straße (früher Lüderitzstraße) handeln würde. Dessen Betreiber Eddi hatte an seinem alten Standort riesiges Pech. Aber die Geschichte ist gut ausgegangen, und am Ende ist die Lösung ein großer Glücksfall für den Kiez.
Ans Aufhören gedacht
Das alte Fredericks lag im Eckhaus Kameruner Straße/Lüderitzstraße, das von seinem Eigentümer so sehr vernachlässigt wurde, dass es am Schluss nicht einmal Wasser und Strom gab. Auf engstem Raum zusammengepferchte Wohnungsbewohner sorgten für Vermüllung und unhaltbare hygienische Zustände. „Wir solidarisierten uns und schrieben sogar an den Bürgermeister“, erzählt Cafégast Lolle Ganz. “Die Verhältnisse waren für alle unzumutbar”, sagt der Kiezbewohner mit den langen grauen Haaren. Im Winter war das Haus dann täglich in den Nachrichten: “Jeden Tag gab es irgendeine neue Schreckensmeldung, ich war am Ende mit den Nerven“, erinnert sich Eddi, der daran dachte, mit dem Fredericks aufzuhören.
Eine ganz andere Atmosphäre
Zwar ist das Lokal jetzt kleiner und hat keine Küche, aber es liegt genau in der Mitte der Lüderitzstraße mit ihren breiten Bürgersteigen und jeder Menge Läden, Ateliers und anderen Cafés. Wie das benachbarte Familiencafé Zaunkönig, mit dem das Fredericks freundschaftlich verbunden ist. Dieser Straßenabschnitt verfügt über eine ganz andere Community. „Hier sitzt man auf dem Logenplatz und genießt das Straßenleben“, sagt Stammgast Lolle, der genau gegenüber wohnt.
Zum Glück fand der seit Jahrzehnten im Kiez verwurzelte Cafébetreiber in der Lüderitzstraße 10 ganz in der Nähe eine ehemalige Puppenbauwerkstatt, und noch bevor das Problemhaus von der Polizei geräumt wurde, ging es an die Wiedereröffnung des Cafés an einem anderen Ort. „Es sollte sich genauso anfühlen wie vorher“, war Eddi wichtig, der das neue Café im August ohne viel Aufhebens wiedereröffnete.
Wenn man ein paar Minuten vor dem Café sitzt, fällt auf: Alle hier scheinen Eddi und seinen Bruder Serdal zu kennen. „Eine ganz andere Atmosphäre herrscht hier, innen wie außen“, davon ist der sichtlich erleichterte Betreiber überzeugt. An das alte Café erinnern zumindest die grünen Wände und die hübschen Vintage-Sessel im Gastraum, die man einfach nur als gemütlich bezeichnen kann. Wie früher gibt es in der familiären Café-Bar neben Kaffee, Tee und Kuchen auch Cocktails wie den „Freaky Freddy“ (nach Geheimrezept aus Rum und Kiwi) und andere alkoholische Getränke. Wer mag, kann auch Nachos dazu bestellen.
Jetzt darf der 46-jährige Eddi erst mal durchatmen, den Stress mit dem Vermieter hat er nicht mehr. Der Ortswechsel scheint sich gelohnt zu haben, denn in der lebendigen Straße, in der es in diesem Jahr auch ein Fest gab, ist das Café genau in der richtigen Umgebung. Wer das alte Fredericks kannte, sollte es sich auch einmal am neuen Ort anschauen. Und sich mit dem Betreiber über das Happy End freuen.
Fredericks Café und Bar, Cornelius-Fredericks-Str.10, Mo 18.30 – ? Di-Sa 18 – ? Uhr geöffnet (2024)
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