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Erinnerungen an die Rote Ranke

18. Juli 2017
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Susanne Haun in ihrem Atelier. Foto: Dominique Hensel
Susan­ne Haun in ihrem Ate­lier. Foto: Domi­ni­que Hensel

Das alte Schul­ge­bäu­de in der Put­bus­ser steht wie ein organ­ge­far­be­ner Geist im Brun­nen­vier­tel. Ver­las­sen und ver­ges­sen. Für man­che ist das Haus aber ein Teil ihrer Geschich­te. Die Wed­din­ge­rin Susan­ne Haun zum Bei­spiel ist dort zur Schu­le gegan­gen und ver­bin­det mit dem Gebäu­de und dem Ran­ke-Gym­na­si­um vie­le schö­ne Erin­ne­run­gen. Ein Text aus dem brun­nen-Maga­zin zum The­men­schwer­punkt “Alte Schule”.

Susan­ne Haun wur­de im Wed­ding gebo­ren, hat hier ihre Kind­heit ver­bracht. Sie wohn­te in der Mal­plaquet­stra­ße, ihre Eltern hat­ten eine Gla­se­rei. Susan­ne wur­de 1971 in die Rübe­zahl-Grund­schu­le (heu­te: Eri­ka-Mann-Grund­schu­le) ein­ge­schult. Als eine von zwei Schü­lern ihrer Klas­se erhielt sie die Gym­na­si­al­emp­feh­lung. „Ich hat­te mich dann für das Les­sing-Gym­na­si­um bewor­ben“, erzählt sie. „Das Ran­ke-Gym­na­si­um war sehr ver­ru­fen, weil es als poli­tisch stark links galt. Es wur­de auch Rote Ran­ke genannt“, sagt die Frau, die noch heu­te im Wed­ding wohnt und als Zeich­ne­rin arbei­tet. Susan­ne Haun woll­te des­halb eigent­lich nicht auf das Ran­ke-Gym­na­si­um. Sie fürch­te­te, auf­grund des Rufs der Bil­dungs­ein­rich­tung spä­ter kei­ne Arbeit zu fin­den. Doch dann kam die Zusa­ge für die Schu­le in der Put­bus­ser Straße …

Die Aula in der alten Schule. Foto: Christian Kloss, urbanophil
Die Aula in der alten Schu­le. Foto: Chris­ti­an Kloss, urbanophil

Ihrem beruf­li­chen Weg hat die Schu­le dann doch nicht gescha­det. Susan­ne Haun begann nach dem Abitur 1983 eine Aus­bil­dung zur Daten­ver­ar­bei­tungs­kauf­frau, schrieb Com­pu­ter­pro­gram­me – anfangs noch auf Loch­kar­ten. Seit 2002 ist sie haupt­be­ruf­li­che Künst­le­rin. Stolz kann sie dar­auf ver­wei­sen, dass sie bereits seit 1999 als ver­mut­lich ers­te Künst­le­rin weit und breit eine eige­ne Web­site hat­te. „Mei­ne Vor­ge­schich­te hat mir dabei sehr gehol­fen. Ich den­ke gern an mei­ne Zeit auf der Ran­ke zurück. Sie hat mir vie­le Türen geöff­net“, sagt sie.

Sie erin­nert sich an vie­les aus der Schul­zeit. Dar­an, dass ihre Leh­rer streng und nicht sehr modern waren. Oder dar­an, dass sie wäh­rend der gan­zen Schul­zeit das­sel­be Schließ­fach für ihre Sachen hat­te. „Das war toll“, erin­nert sie sich. Auch die Biblio­thek im Haus, die sie in den Pau­sen besu­chen durf­te, gefiel ihr sehr. Vie­le Arbei­ter­kin­der waren in ihrer Klas­se und, ganz anders als heu­te, nur zwei tür­kisch­stäm­mi­ge Kin­der. „Ich habe in der Schu­le Freund­schaf­ten fürs Leben geschlos­sen“, sagt Susan­ne Haun rückblickend.

Hier hatte auch Susanne Haun ein Schließfach. Foto: Christian Kloss, urbanophil
Hier hat­te auch Susan­ne Haun ein Schließ­fach. Foto: Chris­ti­an Kloss, urbanophil

In ihrer Schul­zeit hat Susan­ne Haun durch die Fens­ter im Schul­raum, die man übri­gens nicht öff­nen konn­te, auch gese­hen, wie sich das Vier­tel ver­än­der­te. „Wir haben gese­hen, wie die Abriss­bir­ne gegen das Gemäu­er geschla­gen ist, die gan­ze Zeit. Das war schon trau­rig. Mein Klas­sen­raum ging zur Swi­ne­mün­der hin, ich konn­te den Abriss des Vier­tels sehen“, sagt die ehe­ma­li­ge Schülerin.

Ihre Schu­le hat Susan­ne Haun gefal­len: „Ich fand die­ses hoch­mo­der­ne Gebäu­de außer­ge­wöhn­lich, ich moch­te das Oran­ge, ich moch­te es auch innen. Als damals Zwölf­jäh­ri­ge hat­te ich aber erst Pro­ble­me, mich zu ori­en­tie­ren. Es sah alles so gleich aus“. Dass ihre alte Schu­le heu­te wie ver­ges­sen im Vier­tel steht, fin­det die ehe­ma­li­ge Schü­le­rin schon ein wenig traurig.

Wei­te­re Tex­te zum The­men­schwer­punkt rund um die alte Schu­le aus dem brun­nen-Kiez­ma­ga­zin (Links fol­gen nach Veröffentlichung):

Text: Domi­ni­que Hensel
Wir über­neh­men die­sen Text aus dem Kiez­ma­ga­zin brun­nen, Aus­ga­be 2/2017. Vie­len Dank! Mehr über die Bür­ger­re­dak­ti­on, die das Maga­zin her­aus­gibt, steht auf dem Redak­ti­ons­blog www.brunnenmagazin.wordpress.com

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

1 Comment

  1. Ich wech­sel­te im Som­mer 1973 von der Reh­ber­ge Grund­schu­le zum Ran­ke Gym­na­si­um, damals noch in der Lüt­ti­cher Stra­ße. Eini­ge Wochen spä­ter düs­ten wir nach Gesund­brun­nen zur Grund­stein­le­gung des neu­en Schul­ge­bäu­des und 1977 zogen wir um! Von den 3 Gym­na­si­en im Wed­ding, war die Ran­ke die abso­lut schwers­te: 2 Drit­tel der Beno­tun­gen bezo­gen sich auf münd­li­che Mit­ar­beit! DAS RANKE-GYMNASIUM HAT MICH GEPRÄGT!!!!!!!!!!!!!!!!

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