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Tour A durch Deutschlands ersten U‑Bahn-Tunnel

27. März 2017
AEG-Versuchstunnel U-Bahn
Hol­ger Hap­pel von den Unter­wel­ten führt durch den AEG-Ver­suchs­tun­nel. Foto: And­rei Schnell

Infor­ma­ti­on 1895 bis 1897 bau­te die AEG einen Tun­nel unter die Vol­ta­stra­ße und ließ durch die­sen Wagen mit Elek­tro­mo­to­ren fah­ren. “Der Tun­nel kann somit als ers­ter U‑Bahntunnel Deutsch­lands ange­se­hen wer­den”, schreibt der Ver­ein Ber­li­ner Unter­wel­ten e.V. auf sei­ner Web­sei­te. Ab dem 8. April bie­tet der Ver­ein erst­mals regel­mä­ßi­ge Füh­run­gen durch die­sen AEG-Ver­suchs­tun­nel an. Jeden Sonn­abend um 11 und um 13 Uhr geht es mit Tour A hin­ab in den Tun­nel. 200 000 Euro hat der Ver­ein in das Denk­mal unter der Wed­din­ger Erde inves­tiert, um ihn mög­lichst orgi­nal­ge­treu zei­gen zu können.

Die ers­te ech­te U‑Bahn in Ber­lin wur­de aller­dings nicht von der AEG (All­ge­mei­ne Elec­tri­ci­täts Gesell­schaft), son­dern vom Kon­kur­ren­ten Sie­mens gebaut. Am 15. Febru­ar wur­de mit einer “Minis­ter­fahrt” vom Pots­da­mer Platz zum Bahn­hof Zoo und von dort zum Stra­lau­er Tor (heu­te etwa War­schau­er Stra­ße) die U‑Bahn in Ber­lin eröff­net. Bevor aber Minis­ter und Fahr­gäs­te die tech­ni­sche Inno­va­ti­on einer Unter­pflas­ter­bahn benut­zen konn­ten, muss­te Über­zeu­gungs­ar­beit geleis­tet wer­den. Des­halb bau­te die AEG einen Ver­suchs­tun­nel. Der Tun­nel ver­band die Fabri­ken an der Vol­ta­stra­ße mit einem klei­ne­ren Kom­plex der AEG an der Acker­stra­ße. Bis 1914 fuhr in dem Tun­nel “eine elek­tri­sche Bahn für die inter­ne Per­so­nen- und Las­ten­be­för­de­rung”, wie es auf Wiki­pe­dia heißt. Aber es war eben eine Ver­such­stre­cke, kei­ne öffent­li­che U‑Bahn.

Berliner Unterwelten haben Tunnel trocken gelegt

Verkehrsschild U-Bahn
Vor­sicht Dampf­lok im Ver­suchs­tun­nel? Foto: And­rei Schnell

Der Ver­ein Ber­li­ner Unter­wel­ten e.V. hat den engen und kur­vi­gen Tun­nel, durch den einst Wag­gons mit bis zu 30 Kilo­me­ter pro Stun­de gesaust sind, wie­der zugäng­lich gemacht. Zuletzt stand das Bau­werk unter Was­ser. Der Ver­ein hat die Anla­ge tro­cken­ge­legt. Auf 320 Metern wur­den die Schie­nen wie­der frei­ge­legt, die unter Beton und Est­rich ver­steckt lagen. Die Eigen­tü­me­rin des Tun­nels, die GSG Ber­lin (Gewer­be­sied­lungs-Gesell­schaft), unter­stütz­te den Ver­ein bei der Instandsetzung.

Tour A heißt die 90-minü­ti­ge Füh­rung, die immer Sonn­abend um 11 und um 13 Uhr ange­bo­ten wird. Das A steht dabei als Kür­zel für AEG. Die Füh­rung heißt zurecht nicht Tour V wie Ver­suchs­tun­nel. Denn Teil der Füh­rung ist eine aus­führ­li­che Prä­sen­ta­ti­on zur Geschich­te der AEG-Fabrik an der Voltastraße.

U‑Bahn-Tunnel konnte 2004 erstmals besichtigt werden

Manch einer erin­nert sich viel­leicht an Füh­run­gen durch den Ver­suchs­tun­nel, die bereits von 2004 bis 2009 bei der Lan­gen Nacht der Wis­sen­schaf­ten ange­bo­ten wur­den. Zu die­ser Zeit konn­te der Tun­nel noch kom­plett abge­lau­fen wer­den. Die weni­gen letz­ten Meter des Bau­werks wur­den erst 2009 von der Eigen­tü­me­rin des Fabrik­blocks zwi­schen Acker­stra­ße und Hus­si­ten­stra­ße mit einer Mau­er ver­schlos­sen. Gleich­zei­tig wur­den die Pum­pen abge­schal­tet und der Tun­nel begann mit Was­ser voll­zu­lau­fen. Die Nut­zun­gen des Ver­suchs­tun­nels waren in sei­ner 120-jäh­ri­gen Geschich­te sehr unter­schied­lich, wie wäh­rend der Füh­rung an vie­len Spu­ren im Mau­er­werk gezeigt wird.

Der Hin­weis, dass im Kel­ler zu jeder Jah­res­zeit nur zehn bis zwölf Grad herr­schen, soll­te ernst genom­men wer­den, dem Besu­cher wird recht schnell kühl unter Tage. Für die Tour ist ein Min­dest­al­ter von 18 Jah­ren fest­ge­legt. Auch ist der Tun­nel abschüs­sig, Flip Flops haben in die­sem Indus­trie­denk­mal nichts zu suchen.

U-Bahn
Tour A in den AEG Ver­suchs­tun­nel beginnt in der Vol­ta­stra­ße 5 und 6. Foto: And­rei Schnell

Tickets für die Füh­rung gibt es aus­schließ­lich online. Eine Kar­te kos­tet 11 Euro. Auf ihrer Web­sei­te beschrei­ben die Ber­li­ner Unter­wel­ten ihre Tour A.

Die ers­te “rich­ti­ge” U‑Bahn im Wed­ding war übri­gens die heu­ti­ge U6. Am 8. März 1923 wur­de für die aus Mit­te kom­men­de Stre­cke bis zum U‑Bahnhof See­stra­ße eröff­net. Die U8 wur­de erst 1930 vom Alex­an­der­platz bis Bahn­hof Gesund­brun­nen ver­län­gert. Die U 9 kam sogar erst 1961 in den Wedding.

Text und Fotos: And­rei Schnell

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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