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Dark Wedding

9. Dezember 2016
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Die Sängerin Andrea Schroeder im Volkspark Rehberge. Foto: Roland Popp
Die Sän­ge­rin Andrea Schroe­der im Volks­park Reh­ber­ge. Foto: Roland Popp

Andrea wer? Schroe­der, Andrea Schroe­der. Der Name klingt nicht nach einem Pop­star. Doch eine der sechs Andrea Schroe­ders, die im Ber­li­ner Tele­fon­buch ver­zeich­net sind, ist genau das. Andrea Schroe­der ist eine in Ost­west­fa­len gebo­re­ne Sän­ge­rin, die im Wed­ding wohnt und hier sehr ele­gan­te und ein wenig düs­te­re Songs schreibt und sie auf CD, ins Radio und auf die Büh­nen bringt. Mit ihrer neu­es­ten CD „Void“ ist sie am Sonn­tag im frannz Club in der Kul­tur­braue­rei live zu erle­ben. Eini­ge Kar­ten gibt es noch.

Wer Andrea Schroe­ders Musik kennt, kennt sie viel­leicht aus dem Radio für Erwach­se­ne. Der ehe­ma­li­ge Musik­re­dak­ti­ons­chef von Radio 1, Peter Rad­s­zuhn, hat­te Andrea Schroe­der für sich und den Sen­der ent­deckt und immer wie­der ins Pro­gramm genom­men. Er schwärm­te zu recht von ihrer David Bowie-Cover­ver­si­on von „Heros“. Andrea Schroe­der singt das Lied auf Deutsch und sehr lang­sam, schaut im Video ein­fach nur in die Kame­ra. Ohne viel Tam­tam gibt sie dem Song eine ganz beson­de­re Tie­fe und Ohr­wurm­qua­li­tät, die vie­le umhaut. Ihre Ver­si­on von „Heros“ hat auf You­tube mehr als 100.000 Auf­ru­fe und unzäh­li­ge begeis­ter­te Kom­men­ta­re. Die­ser hier steht nicht dort: Das ist bestimmt einer der schöns­ten und fun­kelnds­ten Cover­ver­sio­nen der letz­ten Jahre.

Wer Andrea Schroe­ders wohl bekann­tes­ten Song dann kennt, kann gleich wei­ter zum neu­en Album „Void“ oder zu den ande­ren Tracks ihrer 2014 erschie­ne­nen CD „Whe­re the Wild Oce­ans End“ wech­seln. Denn die Songs bei­der Alben schwan­ken von wirk­lich hörens­wert bis unbe­ding­tes Pflicht­pro­gramm für Musik­fans. Auf dem ers­ten Album sticht neben „Hel­den“ das Lied „Ghosts of Ber­lin“ her­vor. Es ist ein Lied über die Ver­gäng­lich­keit des Lebens. Die Sän­ge­rin lässt im Video zu ihrem Gesang Film­sze­nen aus dem 1927er Stumm­film­klas­si­ker „Ber­lin – Die Sin­fo­nie der Groß­stadt“ von Wal­ter Rutt­mann lau­fen. Ganz in schwarz­weiß und mit ihrer dunk­len Stim­me im Rücken ent­steht ein ein­drück­li­cher musi­ka­li­scher Kom­men­tar zu Tod, Abschied und der Flüch­tig­keit des Lebens. Mehr als 55.000 Mal ist „Ghosts of Ber­lin“ bis­her auf You­tube ange­hört worden.

Die im Wedding lebende Sängerin Andrea Schroeder beim Konzert. Foto: Roland Popp
Andrea Schroe­der bei einem Kon­zert. Foto: Roland Popp

Im neu­en Album „Void“ gibt die Sän­ge­rin auch dem Wed­ding, ihrer Wahl­hei­mat, Raum. Das Video zum Titel­song spielt in der Mül­lerstra­ße und im Inne­ren der Naza­reth­kir­che am Leo­pold­platz. Hart und etwas bedroh­lich kommt der Stadt­teil rüber, Andrea Schroe­der begeg­net ihm bei Nacht, ver­steckt unter einem Kapu­zen­pul­li. Doch der Wed­ding ist für sie nicht nur düs­ter. Ihr Pres­se­fo­to (oben im Bei­trag) hat sie im Volks­park Reh­ber­ge machen las­sen. Nach dem Wed­ding kommt dann wie­der ein mini­ma­lis­tisch-wei­ßer Raum mit einem Stuhl, auf dem Andrea Schroe­der sitzt und singt. „Black­ber­ry Wine“ ist rocki­ger und wie­der irgend­wie anders, aber doch ganz im eige­nen Stil der Sängerin.

Der Stil von Andrea Schroe­ders Musik ist schwer zu beschrei­ben. Man könn­te Inde­pen­dent, Folk oder Sin­ger Song­wri­ter schrei­ben, ohne die Wahr­heit zu tref­fen. Ihre Tex­te haben etwas gedicht­ar­ti­ges und sind meist auf Eng­lisch geschrie­ben, manch­mal auch auf Deutsch. Die Musik ist irgend­wo zwi­schen allem, die Stim­me ist dun­kel und schön. In ver­schie­de­nen Kri­ti­ken in der Ver­gan­gen­heit ist ihr Gesang mit Mar­le­ne Diet­rich und Nico, die Musik mit Nick Cave und Lou Reed ver­gli­chen wor­den. Sie hat etwas sehr Eige­nes, etwas Inter­es­san­tes und Hörens­wer­tes, die­se Andrea Schroe­der aus dem Wedding.

Sel­ber hören?
Nächs­tes Kon­zert: Sonn­tag, den 11. Dezem­ber 2016, 20 Uhr, frannz Club in der Kul­tur­braue­rei, Schön­hau­ser Allee 36. Ihre Alben „Whe­re the Wild Oce­ans End“ (2014) und „Void“ (2016) kön­nen im Musik­ge­schäft gekauft oder auf ihrer Inter­net­sei­te www.andreaschroeder.com ange­hört werden.

Text: Domi­ni­que Hen­sel, Foto: Roland Popp

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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