Andrea wer? Schroeder, Andrea Schroeder. Der Name klingt nicht nach einem Popstar. Doch eine der sechs Andrea Schroeders, die im Berliner Telefonbuch verzeichnet sind, ist genau das. Andrea Schroeder ist eine in Ostwestfalen geborene Sängerin, die im Wedding wohnt und hier sehr elegante und ein wenig düstere Songs schreibt und sie auf CD, ins Radio und auf die Bühnen bringt. Mit ihrer neuesten CD „Void“ ist sie am Sonntag im frannz Club in der Kulturbrauerei live zu erleben. Einige Karten gibt es noch.
Wer Andrea Schroeders Musik kennt, kennt sie vielleicht aus dem Radio für Erwachsene. Der ehemalige Musikredaktionschef von Radio 1, Peter Radszuhn, hatte Andrea Schroeder für sich und den Sender entdeckt und immer wieder ins Programm genommen. Er schwärmte zu recht von ihrer David Bowie-Coverversion von „Heros“. Andrea Schroeder singt das Lied auf Deutsch und sehr langsam, schaut im Video einfach nur in die Kamera. Ohne viel Tamtam gibt sie dem Song eine ganz besondere Tiefe und Ohrwurmqualität, die viele umhaut. Ihre Version von „Heros“ hat auf Youtube mehr als 100.000 Aufrufe und unzählige begeisterte Kommentare. Dieser hier steht nicht dort: Das ist bestimmt einer der schönsten und funkelndsten Coverversionen der letzten Jahre.
Wer Andrea Schroeders wohl bekanntesten Song dann kennt, kann gleich weiter zum neuen Album „Void“ oder zu den anderen Tracks ihrer 2014 erschienenen CD „Where the Wild Oceans End“ wechseln. Denn die Songs beider Alben schwanken von wirklich hörenswert bis unbedingtes Pflichtprogramm für Musikfans. Auf dem ersten Album sticht neben „Helden“ das Lied „Ghosts of Berlin“ hervor. Es ist ein Lied über die Vergänglichkeit des Lebens. Die Sängerin lässt im Video zu ihrem Gesang Filmszenen aus dem 1927er Stummfilmklassiker „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“ von Walter Ruttmann laufen. Ganz in schwarzweiß und mit ihrer dunklen Stimme im Rücken entsteht ein eindrücklicher musikalischer Kommentar zu Tod, Abschied und der Flüchtigkeit des Lebens. Mehr als 55.000 Mal ist „Ghosts of Berlin“ bisher auf Youtube angehört worden.
Im neuen Album „Void“ gibt die Sängerin auch dem Wedding, ihrer Wahlheimat, Raum. Das Video zum Titelsong spielt in der Müllerstraße und im Inneren der Nazarethkirche am Leopoldplatz. Hart und etwas bedrohlich kommt der Stadtteil rüber, Andrea Schroeder begegnet ihm bei Nacht, versteckt unter einem Kapuzenpulli. Doch der Wedding ist für sie nicht nur düster. Ihr Pressefoto (oben im Beitrag) hat sie im Volkspark Rehberge machen lassen. Nach dem Wedding kommt dann wieder ein minimalistisch-weißer Raum mit einem Stuhl, auf dem Andrea Schroeder sitzt und singt. „Blackberry Wine“ ist rockiger und wieder irgendwie anders, aber doch ganz im eigenen Stil der Sängerin.
Der Stil von Andrea Schroeders Musik ist schwer zu beschreiben. Man könnte Independent, Folk oder Singer Songwriter schreiben, ohne die Wahrheit zu treffen. Ihre Texte haben etwas gedichtartiges und sind meist auf Englisch geschrieben, manchmal auch auf Deutsch. Die Musik ist irgendwo zwischen allem, die Stimme ist dunkel und schön. In verschiedenen Kritiken in der Vergangenheit ist ihr Gesang mit Marlene Dietrich und Nico, die Musik mit Nick Cave und Lou Reed verglichen worden. Sie hat etwas sehr Eigenes, etwas Interessantes und Hörenswertes, diese Andrea Schroeder aus dem Wedding.
Selber hören?
Nächstes Konzert: Sonntag, den 11. Dezember 2016, 20 Uhr, frannz Club in der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36. Ihre Alben „Where the Wild Oceans End“ (2014) und „Void“ (2016) können im Musikgeschäft gekauft oder auf ihrer Internetseite www.andreaschroeder.com angehört werden.
Text: Dominique Hensel, Foto: Roland Popp
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