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Die Lebensmittelretter von der Pinnwand

20. Oktober 2016
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Der Kühlschrank ist voll. Wird auch alles verbraucht? Foto: Hensel
Der Kühl­schrank ist voll. Wird auch alles ver­braucht? Foto: Hensel

Ret­tet die Wale, ret­tet den Regen­wald, ret­tet das Huhn – das sind die drei Din­ge, die der gro­ßen Such­ma­schi­ne als ers­tes ein­fal­len, wenn es um Ret­tung geht. Auf der Wed­ding­wei­ser Pinn­wand gilt das nicht. In der öffent­li­chen Face­book-Grup­pe wer­den haupt­säch­lich Lebens­mit­tel geret­tet. Jut­ta hat geret­te­te Sup­pe zu ver­schen­ken, Fran­zis­ka hat geschro­te­ten Grün­kern abzu­ge­ben, Car­mi­ne viel Ruco­la und ein Toast­brot vor dem Müll bewahrt … Die Food­sa­ving-Com­mu­ni­ty ist in Ber­lin sehr groß – und in Wed­ding und Gesund­brun­nen offen­bar beson­ders aktiv.

Der eine oder ande­re wun­dert sich viel­leicht über die Akti­vis­ten auf der Wed­ding­wei­ser Pinn­wand, die Lebens­mit­tel ver­schen­ken. Geht es ihnen dar­um, Bedürf­ti­gen zu hel­fen? Nein, nicht in ers­ter Linie. Es geht viel­mehr dar­um, Lebens­mit­tel vor der Bio­ton­ne zu ret­ten. Die Food­sa­ver durch­fors­ten regel­mä­ßig ihre Kühl­schrän­ke nach nicht benö­tig­ten aber ess­ba­ren Din­gen, sam­meln nach Geschäfts­schluss Res­te in Läden ein, ver­wen­den die­se selbst oder ver­schen­ken sie. An Bedürf­ti­ge oder an jeden, der etwas haben möchte.

Die Statistik

Im Schnitt wirft jeder Deut­sche rund 82 Kilo­gramm Lebens­mit­tel pro Jahr weg. In die Ton­ne kom­men vor allem Obst, Gemü­se und Brot – weil zu viel gekauft wur­de oder das Min­dest­halt­bar­keits­da­tum erreicht wur­de. Auch der Han­del wirft viel weg. Pri­vat­haus­hal­te und Han­del zusam­men brin­gen es im Jahr auf eine Weg­werf­men­ge von 11 Mil­lio­nen Ton­nen. Die Lebens­mit­tel­ret­ter wol­len die­se Ver­schwen­dung reduzieren.

Das Netzwerk Foodsharing

Angebot einer Lebensmittelretterin auf der Weddingweiser Pinnwand. Screenshot: Hensel
Ange­bot einer Lebens­mit­tel­ret­te­rin auf der Wed­ding­wei­ser Pinn­wand. Screen­shot: Hensel

Vie­le der Lebens­mit­tel­ver­schen­ker auf der Wed­ding­wei­ser Pinn­wand sind über die Initia­ti­ve Foodsha­ring orga­ni­siert. Sie gehen in bestimm­te Geschäf­te in Wed­ding und Gesund­brun­nen oder auch in ande­ren Stadt­tei­len und ret­ten, was dort weg­ge­wor­fen wer­den wür­de. Die Lebens­mit­tel bie­ten sie dann ande­ren über die Web­sei­te www.foodsharing.de oder auf unse­rer Pinn­wand kos­ten­los an und geben sie auch an sozia­le Pro­jek­te wei­ter. Seit 2012 hat die Initia­ti­ve, die auf den Fil­me­ma­cher Valen­tin Thurn zurück­geht („Tas­te the Was­te“) nach eige­nen Anga­ben bereits 7 Mil­lio­nen Kilo­gramm Lebens­mit­tel geret­tet. Das Netz­werk von Ehren­amt­li­chen gibt es in Deutsch­land und Öster­reich. Ber­lin gehört zu den aktivs­ten Städ­ten im Netz­werk, gefolgt von Köln und Ham­burg. An vier­ter Stel­le des inter­nen Ran­kings steht mit 330.000 Kilo­gramm geret­te­ten Lebens­mit­tel kei­ne Stadt, son­dern der Ber­li­ner Bezirk Mitte!

Für mehr Nachhaltigkeit: Baumhaus Wedding

Im Wed­ding gibt es einen Anlauf­punkt für alle, die sich mit The­men wie Müll­ver­mei­dung oder Lebens­mit­tel­ret­tung beschäf­ti­gen, das Baum­haus in der Gericht­stra­ße 23. Im Treff­punkt für Welt­ver­bes­se­rer gibt es das Zero Was­te Café und regel­mä­ßig am Don­ners­tag gibt es auch Küfa. Küfa heißt „Küche für alle“ – gekocht wird mit geret­te­ten Lebens­mit­teln aus dem Stadtteil.

 

Text: Domi­ni­que Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

3 Comments

  1. Lie­bes Weddingweiser-Team,
    so gern ich vie­le eure­re Bei­trä­ge lese, lei­der frag ich mich auch hier beim Ver­weis auf die Wed­ding­wei­ser Pinn­wand mal wie­der, war­um Men­schen aus­ge­schlos­sen wer­den, die sich der face­book-Maschi­ne­rie ent­zie­hen möchten.

    • Es ist nicht unse­re Absicht, jeman­den aus­zu­schlie­ßen. Wir möch­ten aber auch die Men­schen auf der Pinn­wand gele­gent­lich auf dem Blog berück­sich­ti­gen. Oft tun wir das ja wirk­lich nicht. Und, was uns wich­tig ist: die­ser Bei­trag ist ja auch für alle ver­ständ­lich, die nicht bei Face­book sind, er steht auch ohne Face­book für sich. Die Pinn­wand ist hier nur der Auf­hän­ger. Wir hof­fen, dass der Bei­trag für alle Wed­ding­wei­ser-Leser inter­es­sant ist – auch ohne Face­book. Vie­le Grü­ße, Domi­ni­que (Wed­ding­wei­ser-Redak­ti­on)

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