Meinung Sie bringen dich in jeden Winkel des Wedding, sorgen für die Feinerschließung abseits der großen Schienenverkehrsmittel U‑Bahn und S‑Bahn sowie der Straßenbahn. Nach der S‑Bahn-Krise und dem Fahrzeugmangel bei der U‑Bahn ist die große Frage: Kann man wenigstens auf die Busse der BVG bauen?
Nicht alles ist gottgegeben
Die gelben Busse der BVG fahren auf zahlreichen Linien durch jeden Kiez im Wedding. Manche Linien sind auf hohe Leistung ausgelegt – wie der Metrobus M 27, der in Spitzenzeiten laut Fahrplan alle fünf Minuten auf der wichtigen Achse Prinzenallee/Pankstraße/Reinickendorfer Straße fahren soll. Andere Busse sind eher Kiezlinien im 20-Minuten-Takt und halten als „Lumpensammler“ sozusagen an jeder Milchkanne.
Der große Fahrermangel und ein exorbitant hoher Krankenstand im Betriebshof Müllerstraße lassen auf Probleme schließen, die das Unternehmen BVG intern lösen muss. Für die Fahrgäste ist das jedenfalls kein Zustand. Allen Buslinien gemeinsam ist, dass sie horrend schlechte Pünktlichkeitswerte haben. Das kann man aus den für 2017 vorliegenden Werten schließen. Ausreden dafür lassen sich in einer Millionenstadt schnell finden: Es gibt hier viele Demonstrationen, die Baustellen sind zahlreich und ständig ähnelt der Job eines Busfahrers dank wilder Ausweichmanöver eher dem eines Geschicklichkeitskünstlers. Interessant ist, dass die einzige Linie, die vollständig im Wedding verkehrt, die höchsten Pünktlichkeitswerte bei uns hat, der 247er mit 88 Prozent.
Trotzdem: die BVG sollte sich dringend überlegen, ob die schlechten Pünktlichkeitswerte gottgegeben sind. Schließlich berechnen sie sich aus allen Tages- und Nachtzeiten – also auch aus Zeiten, in denen die Busse laut Fahrplan pünktlich sind. Wie unpünktlich sind dann die Busse erst im Berufsverkehr, wenn sie im Gesamtschnitt nur bei einer Quote von 74 Prozent Pünktlichkeit liegen? Vielleicht sind andere Ampelschaltungen, mehr und optimierte Busspuren, andere und vielleicht kürzere Linienführungen mehr als nur eine Überlegung wert. Sie müssen endlich auch einmal umgesetzt werden.
Pünktlichkeitswerte im Jahr 2017
Linie 106 78,68 %
Linie 120 79,34 %
Linie 142 80,09 %
Linie 150 82,18 %
Linie 255 83,55 %
Linie 221 83,86 %
Linie M27 83,97 %
Linie 327 85,54 %
Linie 247 88,31 %
Quelle: BZ
Nach meinen Erfahrungen mit dem Busverkehr auf den britischen Inseln kann ich nur sagen: Danke BVG! Allerdings muss ich zugestehen, dass ich beim 120er Richtung Hauptbahnhof immer so plane, dass ich notfalls auch noch mit einem Sprint zu U 6 rechtzeitig zum Bahnhof komme.
Mit dem M27 zu fahren, ist reine Glücksache. Mal kommt er, mal nicht. Mal kommen drei hintereinander. Ich schaue vorher schon gar nicht mehr, wann er theoretisch fahren sollte, sondern stelle mich einfach an die Bushaltestelle und warte. Griechische Zustände… Und ich versuche, Fahrten damit zu vermeiden, soweit es geht. Als ich mich das letzte Mal über die Unpünktlichkeit beschwert habe, hieß es, das läge an der Baustelle am Hauptbahnhof. Doch der Hauptbahnhof steht, und das seit einigen Jahren…