Der bevorstehende Verkauf der Liesenbrücken war Thema der 52. Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung. Details zum Verkauf gab Stadtrat Carsten Spallek (CDU) im öffentlichen Teil der Sitzung am 25. Mai auf Nachfrage von Frank Bertermann (Die Grünen) bekannt. So würden drei Interessenten bei der Bahn bieten, wie Frank Bertermann nach der Sitzung berichtete. Ein Bieter würde bereits über einen Bauvorbescheid verfügen. Es ist zu vermuten, dass es sich dabei um den Vorbescheid für ein Hotel handelt, über das der Weddingweiser im Artikel “Zwei gegensätzliche Pläne für die Liesenbrücken” berichtete.
Außerdem liegt der Schluss nahe, dass sich dieser Vorbescheid ausschließlich auf die Große Brücke bezieht. Denn Stadtrat Carsten Spallek (CDU) habe erklärt, dass es für die Überbauung der Kleinen Liesenbrücke eine negative Stellungnahme der Denkmalschutzbehörde gäbe, berichtete Bertermann. Gegen eine Überbauung spräche, dass das Erscheinungsbild der Brücke durch die Überbauung beeinträchtigt würde. Das heißt, bei den rostigen Brücken handelt es sich also offenbar um zwei “Gebäude”: Die Großen und die Kleinen Liesenbrücken.
Deutsche Bahn will Liesenbrücken verkaufen
Gisbert Gahler vom Regionalbüro Berlin der Deutschen Bahn antwortet auf eine Anfrage: “Derzeit befinden wir uns im Bieterverfahren.” Der Verkauf ist für die Bahn gesetzt, denn: “Die Brücke ist für die Deutsche Bahn AG nicht mehr betriebsnotwendig.” Und: “Die Brücke steht unter Denkmalschutz. Daher ist die Deutsche Bahn AG bestrebt, diese zu veräußern.”
Aber was wird aus der Idee einer Grünverbindung, wenn veräußert wird? Seit Jahren setzt sich die Initiative Grünzüge für Berlin für die Nutzung der Brücken als Spazierweg zwischen Humboldthain und Park am Nordbahnhof ein. Gisbert Gahler: “Soweit die Belange der Deutschen Bahn AG gewahrt bleiben, hat die Deutsche Bahn AG grundsätzlich keine Einwände gegen die Grünverbindung.”
Gibt es noch Hoffnung die Grünverbindung?
Nach dem Verkauf an einen privaten Investor ist ein öffentlicher Fußweg über die Stahlriesen nicht mehr möglich. Dennoch hofft Sven Diedrich, für die Partei Die Linken im Ausschuss für Stadtentwicklung, dass über das “Programm zum Radverkehr, das jährlich nicht ausgeschöpft wird” eine Lösung im Sinne des Netzwerks Grünzüge für Berlin möglich wäre.
Von Mitgliedern der SPD ist zu hören: “Eine wichtige Bedingung sollte für eine Weiterentwicklung der Liesenbrücken erfüllt sein: der grüne Durchgang vom Park am Nordbahnhof zum Humboldthain sollte Bestandteil der Bebauungspläne sein.”
Naheliegend ist, dass auch die Grünen, wie aus der Partei zu hören war, sich weiterhin für eine Nutzung der Brücken als Parkverbindung einsetzen.
Die Idee der Grünverbindung auf den Liesenbrücken
Das “Berliner Netzwerk für Grünzüge” (bekannt als Grünzüge für Berlin) fordert seit Jahren, dass die rostigen Riesen auf der Grenze zwischen Wedding und Mitte als grüner Park genutzt werden. Der Highlinepark in New York ist für die Grünzüge offiziell nicht Vorbild für die Liesenbrücken. Doch das Beispiel zeigt eindrücklich, dass ehemalige Bahnstrecken erfolgreich als Grünflächen genutzt werden können und zum Wahrzeichen eines Stadtteils oder zumindest zu einer Touristenattraktion werden können. Solche hochfliegenden Pläne hat das Netzwerk nicht, es spricht nur von einer Grünverbindung. Aus Sicht des Netzwerkes ist die Grünverbindung über die Liesenbrücken ein wichtiger Baustein innerhalb eines gedachten Mauergrünzuges “Grünes Band für Berlin” entlang des ehemaligen Mauerstreifens.
Diesen Zielen steht ein Hotelbau entgegen. Der Weddingweiser hat über diesen Plan am 11. April berichtet unter dem Titel: “Zwei gegensätzliche Pläne für die Liesenbrücken”.
Eine Falschmeldung
Etwas zu früh hat ein privater Beobachter, der den Facebook-Kanal “Liesenbrücken” betreibt, die Meldung gebracht: “Liesenbrücken verkauft”. Doch die Deutsche Bahn ist derzeit noch Eigentümer der Stahlriesen über dem Kreisel von Scheringstraße, Gerichtstraße, Gartenstraße, Liesenstraße und Ackerstraße. Sie bestätigt aber: “Ein Verkauf ist in diesem Jahr geplant”.
Auch das “Berliner Netzwerk für Grünzüge” (bekannt als Grünzüge für Berlin) ist von der Facebook-Meldung überrascht. Antje Henning vom Netzwerk erklärt: “Dass die Brücken verkauft wurden, wissen wir nicht.”
Text: Andrei Schnell, Foto: Nachtschatt.