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Kolumne: Ungesunde Mischung

6. Oktober 2015
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Warum Neubau keinen Jubel auslöst

Jetzt geht‘s also rich­tig los! Die lan­des­ei­ge­ne Woh­nungs­ge­sell­schaft Ges­obau errich­tet an der Ufer­stra­ße und der Born­emann­stra­ße 180 Woh­nun­gen. Das wäre ange­sichts des ange­spann­ten Woh­nungs­mark­tes auch im Wed­ding eigent­lich ein Grund zur Freu­de. Immer­hin ver­spricht die Ges­obau, dass ein Drit­tel ihrer Neu­bau­woh­nun­gen durch die Woh­nungs­för­de­rung des Lan­des Ber­lin für durch­schnitt­lich 6,50 Euro pro Qua­drat­me­ter ver­mie­tet wer­den sollen.

Doch so rich­tig will sich Jubel nicht einstellen.

Auch und vor allem des­halb nicht, weil in den soge­nann­ten Ufer­hö­fen gera­de mal 57 Woh­nun­gen auf die genann­te Art und Wei­se geför­dert wer­den. Nun war ich in Mathe­ma­tik nie eine gro­ße Leuch­te. Aber dass 57 Woh­nun­gen nicht einem Drit­tel der zu bau­en­den 180 Woh­nun­gen ent­spre­chen, kann sogar ich erken­nen. Das macht mich stut­zig und auch etwas rat­los. Denn wenn schon bei die­sem ers­ten Neu­bau-Pro­jekt nicht gehal­ten wird, was ver­spro­chen ist, war­um soll­ten sich die lan­des­ei­ge­nen Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten dann in Zukunft an die Senats­vor­ga­ben hal­ten, für bezahl­ba­ren Wohn­raum und damit auch für den Erhalt der berühm­ten Ber­li­ner Mischung zu sorgen?

Mit­tes Bezirks­bür­ger­meis­ter, Dr. Chris­ti­an Han­ke, hat­te wahr­schein­lich kei­ne Lust, nach­zu­rech­nen. Statt­des­sen gab er sei­ner Freu­de dar­über Aus­druck, dass ins­be­son­de­re die Orts­tei­le Gesund­brun­nen, Wed­ding und Moa­bit „von Stu­den­ten und jun­gen Fami­li­en ent­deckt“ wer­den. Bleibt nur die Fra­ge, wer da den Wed­ding ent­deckt. Stu­den­ten und jun­ge Fami­li­en, die nicht mehr als jene 6,50 Euro Mie­te pro Qua­drat­me­ter zah­len kön­nen, wer­den es jeden­falls nicht sein.

Autor: Ulf Teichert

Die Kolum­ne erscheint eben­falls jeden Sams­tag im Ber­li­ner Abendblatt.

Hier ein aus­führ­li­cher Bei­trag zum Bauvorhaben

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4 Comments Leave a Reply

  1. 13 von 180 wären 60 Woh­nun­gen. Da sind die 57 ja gar nicht so weit ent­fernt. Außer­dem muß die Mischung sich im Wed­ding und auch gera­de im Gesund­brun­nen erst mal her stel­len. Die par Stu­den­ten, die man hier in letz­ter Zeit sieht machen bei wei­tem noch kei­ne Gentrifizierung.

    • Wie bit­te? Die “paar Stu­den­ten”? Ich woh­ne in einem Haus in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zu den Neu­bau­pro­jek­ten – in den let­zen sechs Jah­ren wur­de hier die gesam­te Bewoh­ner­schaft gegen sol­che Stu­den­ten und Nach­fol­ger aus­ge­tauscht, ich bin mit mei­ner Frau als letz­ter Mie­ter von den alten noch da. Zah­len­ver­hält­nis aktu­ell daher: 15 Stu­den­ten, 5 Mit­tel­schicht­ler und nur noch wir zwei “Ein­ge­bo­re­ne”. Denn auch das zeigt unse­re Erfah­rung: Wenn ein­mal erst die Stu­den­ten drin waren, gehen die Woh­nun­gen anschlie­ßend garan­tiert nicht mehr an Gering­ver­die­ner, son­dern nur noch an “auf­wer­ten­de Kli­en­tel”. Und aus mei­nen Nach­bar­häu­sern, die fast alle in der Hand von Genos­sen­schaf­ten sind, weiß ich Ähn­li­ches. Also, viel­leicht bit­te erst mal Augen auf machen und sich ein biß­chen erkun­di­gen, bevor man sol­che Beschwich­ti­gungs­for­meln raus­trö­tet, ja?

  2. Die Absicht, Wohn­raum zu einem Drit­tel für 6,50€ anzu­bie­ten gilt laut der ver­link­ten Pres­se­mit­tei­lung für die Gesamt­pla­nung bis 2026, nicht für jedes ein­zel­ne Pro­jekt. Und vor wem genau fürch­ten Sie sich denn nun, Herr Tei­chert? Maro­die­ren­den Besserverdienern?

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