In der Nacht hat es überfrierende Nässe gegeben – die Berliner Feuerwehr verzeichnet aufgrund von Glätte ein erhöhtes Einsatzaufkommen. Daher sind alle Fahrzeuge der Wache unterwegs und auch die Reservewagen stehen bereit, bei Bedarf auszurücken. Ausgerechnet an einem solchen Tag sind wir mit Thomas Schwarz in der Feuerwache Wedding in der Reinickendorfer Straße verabredet.
„So mancher geht gern zum Fußball, weil er Sport treiben und seine Zeit mit Freunden verbringen will. Ich gehe eben zur Freiwilligen Feuerwehr“, erklärt Thomas Schwarz. Den 37-Jährigen hat am Morgen ein Alarmruf erreicht. Per Funkmeldeempfänger werden die freiwilligen Feuerwehrleute alarmiert. Jedoch geschieht das erst, wenn viele Staffeln der Berufsfeuerwehr ausgerückt sind. Das passiert durchschnittlich zwölf Mal im Jahr. „Wir haben dann bis zu 20 Minuten Zeit, unser Fahrzeug einsatzbereit zu machen“, sagt der Hauptbrandmeister – zu bestimmten Tageszeiten ist das keine leichte Aufgabe im Großstadtverkehr. Seinen Arbeitsplatz in Charlottenburg darf Thomas Schwarz dann umgehend verlassen. Thomas Schwarz wird aber nicht nur zur Weddinger Feuerwache gerufen, sondern gehört auch zu den sieben Freiwilligen in Berlin, die die Feuerwehrleitstelle als Reserve unterstützen. Berlin gehört zu den wenigen Städten in Deutschland, in denen es eine Berufsfeuerwehr gibt. Die freiwilligen Feuerwehren ergänzen die professionellen Feuerwehrleute, wobei zwischen den A‑Wehren in weniger dicht besiedelten Stadtrandgebieten und den B‑Wehren, die die Berufsfeuerwehren unterstützen, unterschieden wird.
Die Feuerwache Wedding verfügt über zwei Löschfahrzeuge mit je 1200 Litern Wasser im Tank und zwei Rettungswagen. 16 Berufsfeuerwehrleute, die zugleich auch Rettungssanitäter sind, stehen zu jeder Tages- und Nachtzeit im Dienst. Wenn es die Wetterlage, ein Katastrophenfall oder ein Großereignis wie der 1. Mai erfordert, kommen bis zu 31 freiwillige Feuerwehrmänner dazu. Meist treffen etwa 60 % der Freiwilligen in der Feuerwache am S‑Bahnhof Wedding ein – die Übrigen sind krank, im Urlaub oder können sich nicht kurzfristig vom Arbeitsplatz entfernen. Die Freiwillige Feuerwehr löst dann die Berufsfeuerwehr ab und erledigt dann mit ihrem eigenen Fahrzeug das „Tagesgeschäft“.
„Es macht Spaß, gemeinsam mit seinen Freunden anderen Menschen zu helfen, weil man die entsprechende Technik und das Wissen hat“, beschreibt Thomas Schwarz seine Motivation für das Ehrenamt. Zehn Einsatzdienststunden und sechs Übungsstunden muss ein freiwilliger Feuerwehrmann im Monat aufbringen. Tatsächlich sind es viele Stunden mehr. „Natürlich habe ich viel seit meinem Einstieg im Jahr 1992 erlebt“, erinnert sich der Feuerwehrmann. Doch ihm sind weniger die spektakulären Einsätze in Erinnerung geblieben: „Die kleinen Katastrophen, die sozialen Dramen – das geht einem ans Herz“, sagt Thomas Schwarz. Ein alter Mensch, der in seiner Wohnung gestorben ist, eine ausgebrannte Wohnung ausräumen, die Wiederbelebung eines Patienten – in Berlin sind solche Einsätze an der Tagesordnung. Selten hört ein Feuerwehrmann im Einsatz ein Dankeschön, doch auch ein Lächeln gibt dem Lebensretter eine große Bestätigung. Nicht zuletzt entschädigen ihn auch die langjährig gewachsenen Freundschaften, die unter den Kameraden entstanden sind, für den Zeitaufwand. „Man muss sich mit den Kameraden verstehen und einander blind vertrauen – schließlich begibt man sich gemeinsam auch in Lebensgefahr.“