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Die rot-gelben Züge gehören zum Wedding:
100 Jahre S-Bahn im Wedding

Legendär: Die S-Bahn Berlin war einst das modernste Bahnsystem der Welt. Ihr hundertster Geburtstag wird jetzt groß gefeiert - auch am Gesundbrunnen, wo alles begann.

Heute sind sie aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken, die rot-gelben Züge. Sie waren einst Symbol des modernsten städtischen Verkehrssystems der Welt, haben einen Weltkrieg und sogar die Teilung der Stadt überstanden. Vor genau 100 Jahren fand die erste Fahrt der elektrischen Züge im Linienbetrieb statt. Wusstet ihr, dass die erste Strecke auch durch den Wedding führte?

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs plante die Deutsche Reichsbahn den Ausbau des Schienennetzes in Berlin. Das Ziel war es, neue Linien mit Strom zu betreiben. Insgesamt sechs Versuchstriebwagen von AEG rollten ab dem 8. August 1924 über die Strecke vom Stettiner Vorortbahnhof, dem heutigen Nordbahnhof, über Gesundbrunnen nach Bernau. Das Datum wurde zur „offiziellen Geburtsstunde der S-Bahn“, der Endbahnhof gab den später zum Einsatz kommenden Triebwagenzügen vom Typ „Bernau“ ihren Namen.

Den Namen S-Bahn mitsamt dem bis heute bekannten Logo, dem S in einem weißen Kreis, bekam das System allerdings erst später, als die wichtigsten Strecken elektrifiziert waren. Der Grafiker Fritz Rosen entwickelte 1930 das „S“-Zeichen. Am 13. November 1930 wurde es offiziell zur Verwendung freigegeben. Alles in allem wurden Rosen dafür laut Aktenlage 800 Reichsmark ausbezahlt. Heute wird es in ganz Deutschland für S-Bahnen verwendet.

Am Anfang machten die elektrischen S-Bahnen im Bezirk Wedding lediglich am Bahnhof Gesundbrunnen Station. Diese Züge hielten am Vorortbahnsteig C. Bis 1927 war dieser elektrische Verkehr in die nördlichen Vororte auch auf Oranienburg (1925) und Velten (1927) ausgedehnt. Zwei Jahre später, am 1. Februar 1929, hielten auch am Ringbahnsteig A elektrische S-Bahn-Züge.

Foto links Gerd Danigl / Wikimedia

Der S-Bahnhof Humboldthain wurde nachträglich ab 1934 im Zuge des Baus der Nordsüd-S-Bahn errichtet, um die umliegenden Wohngebiete und den Volkspark zu erschließen. Da die vorhandene Umgebung bebaut war, stand nur wenig Gelände in einer Kurve zur Verfügung. Die Wiesenbrücke wurde neu gebaut, wobei ein Pfeiler um etwa zehn Meter zurückgesetzt wurde. Das markante achteckige Empfangsgebäude nach einem Entwurf von Richard Brademann wurde westlich der Brücke errichtet, die Fußgängerbrücke zum Bahnsteig ist daher verwinkelt angelegt. Die Züge fuhren zunächst den Stettiner Vorortbahnhof an, bevor sie ab 1936 durch den Nord-Süd-Tunnel geleitet wurden.

Und noch ein Bahnhof trägt Brademanns Handschrift. Am 1. Oktober 1935 wurde die Station Bornholmer Straße mit zwei Bahnsteigen dem Verkehr übergeben. In der Presse wurde der Bahnhof als „Berlins schönster Bahnhof“ bezeichnet; Brademann verwies darauf, dass der Bahnhof „auch repräsentieren müsse". Ab August 1961 war dann schon wieder Schluss: Da der Bahnhof genau auf der Sektorengrenze lag, wurde der Betrieb in ein Ost- und in ein Westnetz getrennt. Die Züge hielten weder auf der Ost- noch auf der Westseite; erst ab Dezember 1990 wurde wieder dort gehalten.

Auch die beiden anderen Weddinger S-Bahnhöfe können mit kuriosen Geschichten aufwarten: Der Bahnhof Wollankstraße liegt genau genommen in Pankow, was zu der Situation führte, dass der Bahnhof zu Mauerzeiten zwar in Betrieb blieb, aber nur vom Westen aus zugänglich war. Die Pankower selbst waren durch die Mauer, den Mauerstreifen und die Hinterlandmauer vom Bahnhof Wollankstraße abgeschnitten.

Der Bahnhof Wedding, der schon 1872 an der mit Dampfzügen betriebenen Ringbahn eröffnet wurde und damit der älteste Bahnhof im Stadtteil ist, wurde am 1.2.1929 zum S-Bahnhof, als die Ringbahn elektrifiziert wurde. 1980 wurde die Ringbahn im Westen nach dem Reichsbahnstreik stillgelegt, und es sollte noch bis 2002 dauern, bis der Bahnhof beim "Ringschluss" wieder eröffnet wurde. Diesmal aber um einige Meter nach Westen verschoben, um einen besseren Übergang zum U-Bahnhof Wedding zu bieten.

Heute ist die S-Bahn nicht mehr wegzudenken, weder auf der Ringbahn noch auf den Nord-Süd-Strecken. Wohl niemand im Wedding hat noch nie die Erfahrung völlig überfüllter Züge gemacht, wenn mal wieder eine Störung auf dem Ring ist. Und doch hat man sie in 100 Jahren liebgewonnen, die rot-gelben Bahnen.

S-Bahn-Festival

Das Jubiläum wird mit einem Festival gefeiert. Hier bekommt ihr mehr Infos. Und lasst euch die Sonderfahrten der Historischen S-Bahn nicht entgehen, am 8. August zwischen Nordbahnhof und Bernau.

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

1 Comment Leave a Reply

  1. Ich erinnere mich noch an den alten S-Bahnhof Gesundbrunnen. Als Kind bin ich dort oft mit meinen Eltern in die Bahn eingestiegen. Interessant war auch die Durchfahrt der Geisterbahnhöfe.

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