Im Gespräch mit unserer Leserin Alexandra
Alexandra ist einer von 12.000 Fans, die auf unserer Facebookseite “Gefällt mir” geklickt haben. Sie wohnt erst seit einem Jahr im Wedding. Doch der Stadtteil hat ihr schnell gezeigt, dass man sich auch ganz ohne Worte verständigen kann. Daraus hat sie eine Geschäftsidee entwickelt…
Vier Jahre haben Alexandra und ihr Mann in Oxford gewohnt, bevor es sie dann nach Berlin verschlagen hat. Erst hatten sie eine möblierte Wohnung in Charlottenburg, aber seit einem Jahr wohnen die beiden in der Nähe der Müller- und der Seestraße, an der wohl zentralsten Stelle im Wedding. „In Oxford lebten wir in unserer Akademiker-Blase“, erzählt die 33-Jährige. Das geht hier nicht mehr: „Ich muss ehrlich sagen, als ich den Weddinger Kiez entdeckte, dachte ich: bist du in England zum Snob geworden? So dreckig, siffig kam es mir hier vor. Der Gehwegdreck war schon ’ne andere Hausnummer als wir es bislang kannten…“ Man gewöhnt sich aber schnell daran, akzeptiert es als besonderen Charme des Wedding und beginnt die Schönheit des Kiezes entdecken, glaubt Alexandra. Auch dank des Weddingweisers, den ihr Mann Marc bei der Suche nach Infos über den neuen Kiez entdeckt hat und dessen Empfehlungen sie jetzt nach und nach ausprobieren.
„Mit meinem Kind gehe ich auf die vielen Spielplätze wie zum Beispiel dem Zeppi“, sagt die Mutter einer Zweijährigen. Erfahrungen mit anderen Kulturen und Sprachen sind ihr wichtig. So erzählt sie von der Begegnung mit einer jungen Mama mit wenig Deutschkenntnissen in der U6. „Das Baby weinte, sie schüttelte den Kinderwagen, die Anderen guckten schon“, erinnert sich Alexandra. An der Seestraße mussten beide Frauen aussteigen, und Alexandra half ohne viele Worte beim Tragen des sperrigen Wagens vom Bahnhof auf die Straße. Die Verständigung erfolgte aber nicht über die Sprache, und es waren eher die Gesten, der Blickkontakt, die positiven Zeichen, mit der Alexandra die fremde Frau überraschte.
Mit Zeichen Babies verstehen
Genau dort setzt die Neu-Weddingerin mit ihrem Geschäftskonzept an. „Schon als Au-pair in USA und später auch in England lernte ich die dort sehr verbreitete Baby-Zeichensprache kennen“, erzählt Alexandra. Auf Weddinger Spielplätzen kann man beobachten, wie sie mit ihrem Kind mit Gesten kommuniziert, dem Kind die Möglichkeit gibt, selbstbestimmt seinen Willen zu äußern. Daraus entstand die Idee, dieses in anderen Kulturen bereits wieder belebte Wissen auch im Wedding neu zu beleben.
„Babyzeichen sind keine Frühförderung, sondern ein Werkzeug, um die Eltern-Kind-Kommunikation zu stärken. Man achtet dadurch anders auf Signale“, sagt sie. Man glaubt ihr das sofort, denn die blonde Thüringerin gestikuliert viel. Wenn sie sich über etwas aufregt, bewegen sich ihre Hände und ihr Gesicht wie bei einer Spanierin. Ihr Lachen steckt sofort an. Von Haus aus ist sie Lehrerin für Deutsch-als-Fremdsprache und Anglistin, sodass sie auch die Theorie des Spracherwerbs studiert hat. Mit Gebärdensprache hat das nicht viel zu tun, denn mit kleinen Kindern kommuniziert man mit einem Zeichen pro Satz und ohne Grammatik. „Das Zeichen für Essen, für Schlaf, das Winken – all das verstehen Babies auf der ganzen Welt instinktiv“, erklärt Alexandra.
Mit Liedern können Eltern die Zeichen ihren Kindern anbieten, denn jedes Kind sucht sich nach seinen eigenen Interessen aus, mit welchen Zeichen es sich ausdrücken möchte. Ein weiteres wichtiges Modul ihres Kurses ist das gemeinsame Gespräch und die Selbstreflexion. Auf Signale achten, sie verstehen, sie einsetzen und damit zu einem besseren Umgang kommen. „Das habe ich gelernt, bei Autisten, Kindern ohne Deutschkenntnisse oder auch bei Senioren“, sagt sie.
Raus aus der selbstkonstruierten Bubble, mit Fremden kommunizieren, mit kultureller Vielfalt umgehen und auch Kinder damit vertraut machen, das ist ihr wichtig. Und auch im Wedding soll es weiterhin bunt zugehen, hofft Alexandra: „Hipster bringen zwar anderes und interessantes Essen, was ich sehr schätze, aber hoffentlich entwickelt es sich so, dass alle Gruppen miteinander interagieren. Man verurteilt Fremdes nur, wenn man es nie kennengelernt hat.“
Website von Zeichenbrücke
Kursangebot ab 7. September donnerstags von 11 bis 12 Uhr im Studio Balu, Torfstr. 13 A
Liebe Alexandra Deckers,
was heißt konkret: Die Bedürfnisse ihrer Kinder besser verstehen und nachzuvollziehen 🙂 ?
„Mit meinem Kind gehe ich auf die vielen Spielplätze wie zum Beispiel dem Zeppi“, sagt die Mutter einer Zweijährigen. Erfahrungen mit anderen Kulturen und Sprachen sind ihr wichtig. So erzählt sie von der Begegnung mit einer jungen Mama mit wenig Deutschkenntnissen in der U6. „Das Baby weinte, sie schüttelte den Kinderwagen, die Anderen guckten schon“, erinnert sich Alexandra. An der Seestraße mussten beide Frauen aussteigen, und Alexandra half ohne viele Worte beim Tragen des sperrigen Wagens vom Bahnhof auf die Straße. Die Verständigung erfolgte aber nicht über die Sprache, und es waren eher die Gesten, der Blickkontakt, die positiven Zeichen, mit der Alexandra die fremde Frau überraschte.
Und wenn ich nicht mehr sehe, dass eine Frau mit Kind und Kinderwagen Hilfe benötigt, die U‑Bahn-Treppe hochzusteigen, sorry dafür benötige ich keinen Blickkontakt, sondern den üblichen common sens oder auch einen gesunden Menschenverstand.
Und wenn ich Mütter oder Väter sehe, die zwar ihr Kleinkind im Arm halten und nur noch facebooken, dann kann ich allerdings verstehen, warum sie leider Hilfe in Kommunikation benötigen 🙂
Aber da unsere Kommunikation leider nur noch über das smartphone läuft, bemerkt man nicht mehr den Nachbarn.!!!
Es ist schon erschreckend, dass solche workshops wie Du sie anbietest nachgefragt werden 🙂
Mittlerweile können Grundschulkinder ohne ihren Navi auch nicht mehr zu ihrer Schule gehen 🙂
Dafür gibt es mittlerweile auch workshops 🙂
Vielleicht hat Manfred Spitzer zunehmend recht, wenn er von der digitalen Demenz spricht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Spitzer
Und the last child in the woods ist sicherlich als e‑book vorhanden, aber umgesetzt werden die Forderungen des Verfassers leider nicht:
https://en.wikipedia.org/wiki/Last_Child_in_the_Woods
Muß man/frau jetzt schon den Kontakt mit seinen Baby lernen? Sicherlich etwas für die Hipster due auch der Auffassung sind ihre 3jährige müsse auch schon früh Mandarin lernen.
Von müssen kann natürlich keine Rede sein! Für viele Eltern (und ihre Kinder) bedeutet es aber eine ungeheure Entlastung und Alltagserleichterung, wenn sie die Bedürfnisse ihrer Kinder besser verstehen und nachvollziehen können.
Es geht dabei also nicht um übertriebene Frühförderung, sondern eher um den Ausbau des gegenseitigen Verständnisses von Eltern und Kind in dieser Lebensphase. Wie in anderen Kursen geht es aber nicht zuletzt auch um eine Stärkung der Bindung durch Unterstützung der familiären Beziehungsarbeit, sowie darum, gemeinsam Spaß zu haben und eine gute Zeit miteinander zu verbringen. Gerade im Umgang mit Kleinkindern sind viele junge Eltern über eine solche Unterstützung dankbar und tauschen sich gerne aus. Hipster sind dabei ebenso Willkommen wie alle anderen aus dem bunten Wedding, die Kurse richten sich an Familien mit kleinen Kindern jeglichen Hintergrunds. 🙂