Ein Zettel an der Tür des Olof-Palme-Zentrums (OPZ) im Brunnenviertel weist auf eine Selbstverständlichkeit des Hauses hin: „Kaffee und Tee gegen Spende & Wasser Wärme W‑Lan umsonst“. Darunter steht in kleineren Buchstaben: Kommen Sie herein! Jochen Uhländer und das Team vom Nachbarschaftstreff hat den Zettel aufgehängt. Die Regelung gilt so schon lange, doch in diesem Winter mit den hohen Energiepreisen scheint es wichtig, Selbstverständliches sehr deutlich zu machen und weiter auszubauen. Doch für die Umsetzung dieser Idee fehlt es im OPZ vor allem am Personal.
„Wer eine kalte Wohnung hat und dort nicht allein sein möchte, kann auch zu uns kommen. Bei uns gibt es heißen Kaffee, Tee, W‑Lan und natürlich ein warmes Wort“, sagt Jochen Uhländer. Auch der Nachbarschaftskühlschrank ist zu den Öffnungszeiten des Nachbarschaftstreffs für alle zugänglich. In dem Fairteiler werden übrig gebliebene oder gerettete Lebensmittel im Kiez getauscht. „Wir sind angehalten, zu heizen und sollen dafür einen Heizkostenzuschuss erhalten. Wir sind jetzt eine Wärmestube für den Kiez“, sagt Uhländer.
Netzwerk der Wärme
Das Olof-Palme-Zentrum steht nicht allein da mit seinem Angebot. Viele andere Stadtteilzentren, Nachbarschaftshäuser, Bibliotheken, Clubs, Kirchengemeinden, Sozialeinrichtungen und interkulturelle Treffs haben sich Anfang November zu einem Netzwerk der Wärme zusammengeschlossen. Einen geheizten Raum gibt es bei allen beteiligten Stellen. Einige Treffs bieten kostenlosen Tee, Kaffee oder eine Suppe an. An manchen Stellen gibt es auch Beratungen. Das wurde bei einem symbolischen Schulterschluss im Roten Rathaus vereinbart.
Das Netzwerk der Wärme gehört zum Berliner Entlastungspaket, um die Berliner angesichts steigender Energie und Lebenshaltungskosten gut durch den bevorstehenden Winter zu bringen. Für das Netzwerk sind knapp elf Millionen Euro vorgesehen. Zum Netzwerk der Wärme gehören bereits bestehende Orte der Begegnung, für Austausch, Hilfe zur Selbsthilfe, kulturelle Betätigung und Beratung in den Kiezen.
Heißer Tee, Fairteiler und Berliner Tafel
Das Angebot im Olof-Palme-Zentrums in der Demminer Straße 28 wird laut Jochen Uhländer genutzt. Zwei Personen kämen regelmäßig, um sich aufzuwärmen, einen Tee zu trinken und etwas aus dem Fairteiler mitzunehmen. Bis zum 22. Dezember werden sie und eventuelle weitere Nutzer:innen für ein paar Stunden im OPZ Unterschlupf finden. Danach ist eine Pause über den Jahreswechsel bevor das Team ab 9. Januar 2023 wieder die Türen öffnet. Die Wärmestube im OPZ ist Montag bis Freitag von 10 bis 14 Uhr sowie Dinestag bis Donnerstag von 19 bis 21 Uhr geöffnet. Freitagnachmittag gibt es zudem eine Lebensmittelausgabe der Berliner Tafel. „Der Bedarf an diesem Angebot ist riesig. Es gibt lange Schlangen, wenn die Tafel liefert. Man muss sich inzwischen vorher anmelden“, sagt Jochen Uhländer.
Personal für Wärmestube und Schulessen-Ausgabe gesucht
Das größte Problem der Wärmestube – wie des OPZ allgmein – ist derzeit die Personalsituation. Vier geförderte Stellen könnte Jochen Uhländer an Langzeitarbeitslose vergeben. Sie sollen die Wärmestube betreuen oder die Essensausgabe an die Kinder der Vineta-Grundschule im OPZ unterstützen. „Wir finden einfach niemanden“, beschreibt Jochen Uhländer das Problem, das inzwischen alle Branchen erfasst hat, auch das Soziale. Deshalb bekämen die Kinder der Vineta-Grundschule, die schon länger im OPZ Räume fürs Mittagessen nutzen, ihr Schulessen derzeit als Lunchbeutel und wenn Jochen Uhländer vormittags mal einen Termin hat, dann muss die Wärmestube schließen. Wer sich kurzfristig (!) für eine der geförderten Stellen (16i-Stellen) interessiert, kann sich im Büro des Olof-Palme-Zentrums melden. Zeit für die Besetzung ist bis Mitte Januar.
Auf einer interaktiven Karte sollen die einzelnen Angebote des Berliner Wärmenetzwerks aufgelistet werden (www.bit.ly/3F0emew). Die Liste soll fortlaufend ergänzt werden. Das Olof-Palme-Zentrum ist telefonisch unter (030) 44 38 37 92 erreichbar, per E‑Mail unter [email protected].
Der Text entstand in Zusammenarbeit mit der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Dominique Hensel. Wir danken dem RAZ-Verlag!