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Wildtiere in der Stadt: Das Wildschwein

1. September 2017
© Kate Seabrock

Im Wed­ding leben wir mit Hun­dert­tau­sen­den Mit­men­schen aller Reli­gio­nen, Haut­far­ben und Kul­tu­ren zusam­men. Doch es gibt auch Wild­tie­re in der Stadt. Zum Bei­spiel das Wildschwein.

Wild­schwein­jun­ge, „Frisch­lin­ge“, haben bis zum 4. Monat cha­rak­te­ris­ti­sche hell­gel­be Längs­strei­fen. Am liebs­ten hal­ten sich die Tie­re in aus­ge­dehn­ten Laub­wäl­dern mit dich­tem Unter­wuchs und feuch­ten Böden auf. Auch gut struk­tu­rier­te Feld­land­schaf­ten sowie Gebie­te mit Gewäs­sern und Röh­richt­zo­nen sind bevor­zug­te Lebensräume.
Die Nähe zum Was­ser spielt immer eine gro­ße Rol­le, da sich die Tie­re zur Haut­pfle­ge gern im Schlamm suh­len. Wild­schwei­ne sind tag- und nacht­ak­ti­ve Tie­re. Wer­den sie durch den Men­schen tags­über gestört, ver­la­gern sie den Schwer­punkt ihrer Akti­vi­tä­ten auf die Nachtzeit.

Als ech­ter Alles­fres­ser ernährt sich das Wild­schwein sowohl von pflanz­li­cher als auch von tie­ri­scher Nah­rung. Eicheln und Buch­eckern mit ihre hohen Nähr­wer­ten sind sehr beliebt. Wenn nicht genü­gend Wald­früch­te zur Ver­fü­gung ste­hen, wer­den auch gern Feld­früch­te wie Mais, Erb­sen, Boh­nen, Kar­tof­feln und Getrei­de ange­nom­men. Wenn erreich­bar, wer­den auch Gar­ten­ab­fäl­le, Obst- oder Brot­res­te gern gefressen.

Quel­le: SenUVK

Wild­schwei­ne leben gene­rell in Fami­li­en­ver­bän­den, „Rot­ten“, in denen eine straf­fe Rang­fol­ge herrscht. Bei gut geglie­der­ten Fami­li­en­ver­bän­den mit intak­ter Sozi­al­ord­nung syn­chro­ni­siert die ältes­te Bache (Leit­ba­che) die Paa­rungs­be­reit­schaft aller Bachen.
Fehlt der steu­ern­de Ein­fluss älte­rer Tie­re auf das Paa­rungs­ge­sche­hen, kön­nen Bachen das gan­ze Jahr über „rau­schig“ sein. Die Trag­zeit dau­ert beim Wild­schwein 4 Mona­te. Eine Bache bringt bis zu 12 Frisch­lin­ge zur Welt. Fühlt sie sich und ihren Nach­wuchs bedroht, besteht die Gefahr, dass sie angreift.

Im Ber­li­ner Raum hal­ten sich Wild­schwei­ne bevor­zugt in den Rand­be­rei­chen der Stadt auf. Beson­ders in der war­men Jah­res­zeit zieht es die Tie­re in die Stadt, weil dort viel leich­ter Nah­rung zu fin­den ist als im Wald. Mit ihren kräf­ti­gen Rüs­seln gra­ben sie den Boden auf oder drü­cken Zäu­ne hoch, um an die Nah­rung in Kom­post­hau­fen, Papier­kör­ben oder Abfall­ton­nen zu gelan­gen. Man­che Tier­lieb­ha­ber ver­mu­ten zu unrecht, dass die Tie­re Hun­ger lei­den und füt­tern des­halb. Dadurch wer­den die Wild­schwei­ne dau­er­haft in die Wohn­ge­bie­te hin­ein gelockt.

Gar­ten­be­sit­zer, die ihre Gar­ten­ab­fäl­le, Kom­post, Obst und altes Gemü­se im Wald oder des­sen Umge­bung abla­den, füt­tern neben Rat­ten auch Wild­schwei­ne. Die Tie­re gewöh­nen sich schnell an die­se Nah­rungs­quel­le. Ent­spre­chen­des gilt für Park­an­la­gen, in denen oft­mals Essen­res­te zurück­ge­las­sen wer­den. Für Wild­schwei­ne sind Gar­ten­ab­fäl­le und lie­gen gelas­se­ne Pick­nick­res­te ein gefun­de­nes Fres­sen. Ihr gutes Gedächt­nis hilft ihnen die Orte wie­der­zu­fin­den, wo der Tisch reich gedeckt ist.

Ein­zel­ne Rot­ten, die soge­nann­ten „Stadt­schwei­ne“, blei­ben dadurch ganz­jäh­rig in den Sied­lungs­ge­bie­ten. Durch jede Art von Füt­te­rung wer­den Wild­schwei­ne dau­er­haft ange­lockt, sodass damit die Grund­la­ge für die Zer­stö­rung von Gär­ten und Park­an­la­gen gelegt wird. Die Ver­hal­tens­mus­ter der Stadt­rand­be­woh­ner müs­sen sich dahin­ge­hend ändern, dass Kom­post­hau­fen im umzäun­ten Gar­ten ange­legt wer­den, Abfall­ton­nen geschlos­sen inner­halb der Umzäu­nung ste­hen und kei­ne Form von Füt­te­rung erfolgt.
 Wild­schwei­ne ver­lie­ren sonst ihre Scheu vor Men­schen. Selbst bis zu Spiel­plät­zen drin­gen Bachen mit Frisch­lin­gen vor. Das Zusam­men­tref­fen zwi­schen Mensch und Wild­tier ist die Fol­ge. Für klei­ne Kin­der, die die Lage nicht ein­schät­zen kön­nen und nur die nied­li­chen Frisch­lin­ge sehen, könn­te die Situa­ti­on dann gefähr­lich wer­den.

Das Füt­tern der Wild­tie­re ist gene­rell ver­bo­ten, bis zu 5.000 Euro Geld­stra­fe kann das kosten.

Beach­tet man alle Vor­sichts­maß­nah­men, kann es den­noch zu unlieb­sa­men Besu­chen kom­men. Gär­ten müs­sen des­halb umfrie­det sein, damit das Wild vom fol­gen­rei­chen Spa­zier­gang abge­hal­ten wird. Will man kei­nen Sockel errich­ten, hin­dert auch ein sta­bi­ler Zaun die Tie­re am Ein­drin­gen. en

Begeg­net man einem Wild­schwein, soll­te in jedem Fal­le Ruhe bewahrt wer­den. Das Tier spürt im ungüns­tigs­ten Fall genau so viel Angst und Unsi­cher­heit wie der Mensch, so dass das Aus­strah­len von Ruhe und Gelas­sen­heit die Situa­ti­on ent­schär­fen hilft. Wild­schwei­ne grei­fen kaum Men­schen an. Wich­tig ist es, den Tie­ren immer eine Rück­zugs­mög­lich­keit zu geben.Durch Hek­tik, ner­vö­ses Weg­ren­nen und Angst­be­we­gun­gen kann jedem Tier eine Gefahr signa­li­siert wer­den, so dass es regel­recht zum Angriff gedrängt wird.

Eine Bache mit Frisch­lin­gen muss in gro­ßem Abstand umgan­gen wer­den. Bei einer unver­hoff­ten Begeg­nung ste­hen­blei­ben und lang­sam zurück­zie­hen. Wild­tie­re müs­sen einen ent­spre­chen­den Lebens­raum in unse­rer Nähe – aber nicht in unse­ren Gär­ten haben.

mit Mate­ri­al der Senatsverwaltung

weddingweiserredaktion

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