Der Sommer ist heiß, das Wasser ruft – aber der Bezirk warnt vor drastischen Geldstrafen. Denn wer sich im Wedding außerhalb des offiziellen Strandbads ins kühle Nass des Plötzensees stürzt und dabei vom Ordnungsamt erwischt wird, muss ab sofort tief in die Tasche greifen: Stolze 228,50 Euro verlangt der Bezirk Mitte jetzt von allen, die sich erwischen lassen, wenn sie den See über das Ufer des Landschaftsschutzgebiets betreten.

Zum Vergleich: Für dasselbe Geld könntet ihr euch auch eine ganze Saison lang im Strandbad sonnen, mehrere aufblasbare Einhörner kaufen oder einmal mit dem Auto durch eine 30er-Zone brettern – mit 31 km/h zu viel natürlich (hat der Tagesspiegel berechnet).
Die neue Badeordnung: Erst wild baden, dann zahlen

Bisher gab's für Wildbaden 83,50 Euro auf den Strafzettel – das hat offenbar nicht genug abgeschreckt. Der Bezirk meint: „Vier Jahre Erfahrung zeigen, dass Menschen sich nicht vom Planschen abhalten lassen, nur weil’s 80 Euro kostet.“ Jetzt also die Holzhammer-Methode – in der Hoffnung, dass sich am See rumspricht, dass in diesem Jahr schon über 340 Bußgelder verhängt wurden.
Sparen bei Sofortkasse: Wer umgehend Reue zeigt, kommt mit einer Verwarnung von 55 Euro davon. Praktisch – aber nur, falls man genug Bargeld oder eine funktionierende EC-Karte am See dabei hat.

Steingarten – die letzte Bastion?
Bislang war das Baden an der Steintreppe – im Volksmund „Steingarten“ genannt – inoffiziell geduldet. Doch auch dort könnten die Tage des kostenlosen Vergnügens bald gezählt sein. Wenn’s dort zu voll wird oder der See ökologisch zu kippen droht, will der Bezirk - laut rbb|24 - die Duldung aufheben – und zwar mit der Androhung der „konsequenten Ahndung“. Heißt wohl: Dann wird auch da kassiert.
Fazit: Schwimmen kostet
Während draußen die Temperaturen klettern, scheint im Bezirksamt Mitte vor allem eines zu steigen: die Bereitschaft, mit Strafzetteln auf Verstöße gegen den Uferschutz zu reagieren. Die Verwaltung ist sicher auch angegrätzt, dass die den Uferweg absperrenden Bauzäune für die naturschutzbedingten Baumaßnahmen am Ufer (wir berichteten) in diesem Sommer massenhaft ignoriert wurden.
Von der Initiative free.swimming.ploetzensee, die im März bei uns einen Gastbeitrag veröffentlicht hat, haben wir bislang noch keine Stellungnahme erhalten.

Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen in den nächsten Tagen wird sich zeigen, wer sich am Ufer durchsetzt: die vielen Schwimmer oder das zahlenmäßig kleinere Ordnungsamt.
Schon in meiner Kindheit Anlaß zum Ärger. Nester der Wasservögel und Vegetation zertrampelt, oft noch Hunde dabei, die Jagd auf Rallen und Wildkaninchen machten. Lagerfeuer durften nicht fehlen. Müllhalden im Nachgang. Wer kein Geld für den Eintritt hat, kann zu Hause duschen oder seine finanzielle Lebensplanung überdenken. Die erhöhten Bußgelder werden von der Klientel wohl kaum aufgebracht werden können.
Schön, da wünsche ich viel Erfolg. Und wem das Strandbad Plötzensee mit seinen 8 Euro (10 Euro am Wochenende) zu teuer ist, kann sich auch im Kombibad Seestraße abkühlen für 5 Euro (ermäßigt 3 Euro).
Ja gut diesen Sommer war es auch mal wieder besonders schlimm. Die Leute haben sich sogar auf der Baustelle an der nördlichen Spitze des Sees breit gemacht and den Wochenenden.
Politisch wird wieder maximal dumm agiert. Einfach den Steingarten zur offiziellen Badestelle erklären und dann hat man auch den Rückhalt in der Bevölkerung den Rest des Ufers zu sperren. Das ist wieder so typisch deutsche zurückgebliebene Verwaltung: Wie wenn man einem kleinen Kind droht zu sagen wenn ihr nicht macht wie wir sagen verbieten wir euch auch das Baden am Steinstrand.
Ich finde das Vorgehen der grünen Politiker*innen aus Berlin Mitte am Plötzensee empörend. Für den angeblichen Schutz des eiszeitlichen Plötzensee s wurden massenhaft Bäume gefällt und das Ufer mit schweren Baggern und Radladern befahren und verdichtet. Die dabei entstandenen Schäden hätten die erholungssuchenden Menschen vermutlich in den nächsten 10 Jahren nicht verursacht. Und plötzlich sind Kapazitäten beim Ordnungsamt vorhanden die es nicht gibt wenn die Radstreifen auf der Müllerstraße zugeparkt sind. Ich war ja mal Grünen Wähler, bin in der links alternativen Szene sozialisiert aber diese menschenfeindliche Haltung der Grünen ggü Erholungssuchenden finde ich unerträglich.