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Weltraumsalat aus dem Wedding

6. August 2021
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Im Gemein­schafts­gar­ten Him­mel­beet am Leo­pold­platz gibt es seit die­ser Sai­son ganz exklu­si­ven Space Salat, Welt­raum­sa­lat. Die Blät­ter wach­sen in einem ver­ti­ka­len hydro­po­ni­schen Gar­ten. Ein Rohr mir Löchern an der Sei­te, aus denen Pflan­zen wach­sen, unten drun­ter eine Kis­te mit Nähr­stof­fen und Was­ser, ein klei­ner Motor pumpt regel­mä­ßig die Flüs­sig­keit zu den Wur­zeln der Pflan­zen. Erde gibt es nicht. Das ist eine Anbau­me­tho­de, die tat­säch­lich mit dem Welt­raum zu tun hat. „Die moder­ne Hydro­po­nik kommt aus der Raum­fahrt“, sagt Andre­as Horn. Sie wur­de dafür ent­wi­ckelt, Astro­nau­ten auf lan­gen Welt­raum­flü­gen mit Lebens­mit­teln zu ver­sor­gen. Jetzt ist der Welt­raum­sa­lat dank zwei jun­ger Grün­der auch im Wed­ding zu haben.

Green hydrotower
Andre­as Horn zeigt eine Pflan­ze, die im ver­ti­ka­len Pflanz­turm auf sei­nem Bal­kon gewach­sen ist. Foto: Hensel

Andre­as Horn und Alex­an­der Schirr­meis­ter hof­fen, dass die Tech­no­lo­gie bald auch auf Wed­din­ger Bal­ko­nen und dar­über hin­aus hei­misch wird. Zusam­men stel­len die bei­den Grün­der in ihrer Manu­fak­tur von Hand einen ver­ti­ka­ler Pflanz­turm für Zuhau­se her. „Der Hydro­tower rich­tet sich an alle, die der Selbst­ver­sor­ger­ge­dan­ke anspricht und er hat vie­le Vor­tei­le gegen­über her­kömm­li­chem Anbau“, sagt Andre­as Horn. Bis zu 90 Pro­zent weni­ger Was­ser­ver­brauch, weni­ger Pfle­ge­auf­wand, weni­ger Schäd­lin­ge, ein schnel­le­res Wachs­tum der Pflan­zen sind eini­ge Vor­tei­le, die er auf­zählt. Auf sei­nem Bal­kon im Brüs­se­ler Kiez expe­ri­men­tiert er schon län­ger mit hydro­po­ni­schen Sys­te­men. Vor eini­ger Zeit ist dann der selbst­ge­bau­te Hydro­tower eingzo­gen. Basi­li­kum, Chi­li­pf­an­zen, ver­schie­de­ne Sala­te, Erd­bee­ren, klein­wüch­si­ge Toma­ten – alles wächst üppig und bes­ser als man es vom Bal­kon­an­bau kennt.

Von der Universität auf den Balkon

„Mich über­zeugt an der Metho­de, dass ich die Pflan­zen nicht jeden Tag gie­ßen muss, dass es enorm platz­spa­rend ist, sehr effi­zi­ent – und es sieht auch cool aus“, sagt er. Der Green Hydro­tower aus sei­ner Manu­fak­tur ist 1,85 Meter hoch, die Grund­flä­che ist so groß wie ein A3-Blatt. 18 Pflan­zen fin­den dar­in Platz. Die Effi­zi­enz hat Andre­as Horn im Rah­men sei­ner Mas­ter­ar­beit ermit­telt. Der Grün­der hat Urban Design an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Ber­lin stu­diert und sei­ne Abschluss­ar­beit zum The­ma „Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on am Pots­da­mer Platz – Res­sour­cen­kreis­läu­fe im Quar­tier gestal­ten“ geschrie­ben. Im uni­ver­si­tä­ren Zusam­men­hang ent­stand auch der Hydrotower.

Die Zah­len aus sei­ner Uni-Arbeit bestä­tig­ten sich spä­ter in der Pra­xis auf dem Wed­din­ger Bal­kon: in einer Sai­son kön­nen in einem Hydro­tower 108 Sala­te mit ins­ge­samt 32 Kilo­gramm pro­du­ziert wer­den, bis zu sechs Ern­ten sind von Mai bis Okto­ber mög­lich. Alles was man für den Betrieb des Hydro­to­wers braucht, ist eine Steck­do­se auf dem Bal­kon. Dar­über wird die klei­ne Pum­pe ange­trie­ben, die zehn Minu­ten lang in jeder Stun­de auto­ma­tisch das Was­ser mit den Nähr­stof­fen zir­ku­lie­ren lässt. Mit einem klei­nen Gerät wird die Kon­zen­tra­ti­on der Nähr­stof­fe im Was­ser über­wacht, ein Mal die Woche müs­se das erle­digt wer­den. Das war es auch schon mit der Pflanzenpflege.

Keine Zukunftsmusik: Salatversorgung auf dem Balkon

„Hydro­po­nik ist in der Stadt die Land­wirt­schaft der Zukunft“, ist Andre­as Horn über­zeugt. Lee­re Ein­zel­han­dels­flä­chen in Shop­ping Mall eig­nen sich genau­so dafür wie unge­nutz­te Tief­ga­ra­gen. Für die Nut­zung in Innen­räu­men braucht es noch spe­zi­el­le Pflan­zen­lam­pen, die es auf dem Markt bereits gibt. „Das ist alles jetzt schon mach­bar. Es braucht nur poli­ti­schen Wil­len und För­de­rung“, sagt Andre­as Horn. Gedan­ken über die Stadt und die Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on der Zukunft gehö­ren bei den bei­den Stadt­pla­nern immer dazu. Der Green Hydro­tower aus dem Wed­ding ist natür­lich eine Dimen­si­on klei­ner, die Ernäh­rung einer gan­zen Stadt kann er nicht ermög­li­chen, aber eine Fami­lie kann er schon mit aus­rei­chend Salat, Kräu­tern oder Erd­bee­ren ver­sor­gen. Mehr zum Green Hydro­tower gibt es online unter www.hydrotower.de.

Logo Weddinger Allgemeine Zeitung

Der Text stammt aus der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung, der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Geschrie­ben wur­de er von Domi­ni­que Hen­sel. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag.

2 Comments Leave a Reply

  1. Hal­lo Dominique,
    ich hät­te ger­ne mehr Infor­ma­tio­nen über die­se Salatt­ech­nik… ist die Anla­ge schon wie­der am neu­en Stand­ort auf­ge­baut? Könn­te ich mit Andre­as und Alex­an­der in Kon­takt kommen?

    Ich habe gra­de eine Mail wg Baum­schei­ben, die nur noch Schei­ben sind an die Redak­ti­on geschrie­ben. Dort ist dann mei­ne eMail, die Du bit­te und ger­ne an die zwei wei­ter­lei­ten kannst.

    Dan­ke und Dan­ke für die Artikel.
    Gruß
    Susanne

    • Hal­lo Susan­ne, der neue Stand­ort des Him­mel­beets ist noch eine Bau­stel­le. Ob der Hydro­tower dort auf­ge­baut wird weiß ich nicht. Wenn Du Kon­takt zu Andre­as und Alex­an­der haben willst, klick doch bit­te auch den Link zu deren Web­sei­te im Arti­kel. Auf der Sei­te fin­dest Du die Kon­takt­da­ten. Der Hydro­tower ist toll, ich habe auch einen gekauft. Viel Spaß beim Stö­bern und beim Gärt­nern! Dominique

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