Im Gemeinschaftsgarten Himmelbeet am Leopoldplatz gibt es seit dieser Saison ganz exklusiven Space Salat, Weltraumsalat. Die Blätter wachsen in einem vertikalen hydroponischen Garten. Ein Rohr mir Löchern an der Seite, aus denen Pflanzen wachsen, unten drunter eine Kiste mit Nährstoffen und Wasser, ein kleiner Motor pumpt regelmäßig die Flüssigkeit zu den Wurzeln der Pflanzen. Erde gibt es nicht. Das ist eine Anbaumethode, die tatsächlich mit dem Weltraum zu tun hat. „Die moderne Hydroponik kommt aus der Raumfahrt“, sagt Andreas Horn. Sie wurde dafür entwickelt, Astronauten auf langen Weltraumflügen mit Lebensmitteln zu versorgen. Jetzt ist der Weltraumsalat dank zwei junger Gründer auch im Wedding zu haben.
Andreas Horn und Alexander Schirrmeister hoffen, dass die Technologie bald auch auf Weddinger Balkonen und darüber hinaus heimisch wird. Zusammen stellen die beiden Gründer in ihrer Manufaktur von Hand einen vertikaler Pflanzturm für Zuhause her. „Der Hydrotower richtet sich an alle, die der Selbstversorgergedanke anspricht und er hat viele Vorteile gegenüber herkömmlichem Anbau“, sagt Andreas Horn. Bis zu 90 Prozent weniger Wasserverbrauch, weniger Pflegeaufwand, weniger Schädlinge, ein schnelleres Wachstum der Pflanzen sind einige Vorteile, die er aufzählt. Auf seinem Balkon im Brüsseler Kiez experimentiert er schon länger mit hydroponischen Systemen. Vor einiger Zeit ist dann der selbstgebaute Hydrotower eingzogen. Basilikum, Chilipfanzen, verschiedene Salate, Erdbeeren, kleinwüchsige Tomaten – alles wächst üppig und besser als man es vom Balkonanbau kennt.
Von der Universität auf den Balkon
„Mich überzeugt an der Methode, dass ich die Pflanzen nicht jeden Tag gießen muss, dass es enorm platzsparend ist, sehr effizient – und es sieht auch cool aus“, sagt er. Der Green Hydrotower aus seiner Manufaktur ist 1,85 Meter hoch, die Grundfläche ist so groß wie ein A3-Blatt. 18 Pflanzen finden darin Platz. Die Effizienz hat Andreas Horn im Rahmen seiner Masterarbeit ermittelt. Der Gründer hat Urban Design an der Technischen Universität Berlin studiert und seine Abschlussarbeit zum Thema „Nahrungsmittelproduktion am Potsdamer Platz – Ressourcenkreisläufe im Quartier gestalten“ geschrieben. Im universitären Zusammenhang entstand auch der Hydrotower.
Die Zahlen aus seiner Uni-Arbeit bestätigten sich später in der Praxis auf dem Weddinger Balkon: in einer Saison können in einem Hydrotower 108 Salate mit insgesamt 32 Kilogramm produziert werden, bis zu sechs Ernten sind von Mai bis Oktober möglich. Alles was man für den Betrieb des Hydrotowers braucht, ist eine Steckdose auf dem Balkon. Darüber wird die kleine Pumpe angetrieben, die zehn Minuten lang in jeder Stunde automatisch das Wasser mit den Nährstoffen zirkulieren lässt. Mit einem kleinen Gerät wird die Konzentration der Nährstoffe im Wasser überwacht, ein Mal die Woche müsse das erledigt werden. Das war es auch schon mit der Pflanzenpflege.
Keine Zukunftsmusik: Salatversorgung auf dem Balkon
„Hydroponik ist in der Stadt die Landwirtschaft der Zukunft“, ist Andreas Horn überzeugt. Leere Einzelhandelsflächen in Shopping Mall eignen sich genauso dafür wie ungenutzte Tiefgaragen. Für die Nutzung in Innenräumen braucht es noch spezielle Pflanzenlampen, die es auf dem Markt bereits gibt. „Das ist alles jetzt schon machbar. Es braucht nur politischen Willen und Förderung“, sagt Andreas Horn. Gedanken über die Stadt und die Lebensmittelproduktion der Zukunft gehören bei den beiden Stadtplanern immer dazu. Der Green Hydrotower aus dem Wedding ist natürlich eine Dimension kleiner, die Ernährung einer ganzen Stadt kann er nicht ermöglichen, aber eine Familie kann er schon mit ausreichend Salat, Kräutern oder Erdbeeren versorgen. Mehr zum Green Hydrotower gibt es online unter www.hydrotower.de.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Dominique Hensel. Wir danken dem RAZ-Verlag.
Hallo Dominique,
ich hätte gerne mehr Informationen über diese Salattechnik… ist die Anlage schon wieder am neuen Standort aufgebaut? Könnte ich mit Andreas und Alexander in Kontakt kommen?
Ich habe grade eine Mail wg Baumscheiben, die nur noch Scheiben sind an die Redaktion geschrieben. Dort ist dann meine eMail, die Du bitte und gerne an die zwei weiterleiten kannst.
Danke und Danke für die Artikel.
Gruß
Susanne
Hallo Susanne, der neue Standort des Himmelbeets ist noch eine Baustelle. Ob der Hydrotower dort aufgebaut wird weiß ich nicht. Wenn Du Kontakt zu Andreas und Alexander haben willst, klick doch bitte auch den Link zu deren Webseite im Artikel. Auf der Seite findest Du die Kontaktdaten. Der Hydrotower ist toll, ich habe auch einen gekauft. Viel Spaß beim Stöbern und beim Gärtnern! Dominique