Wird die Welt immer schlechter, die Menschen immer egoistischer? Anna Asfandiar kann einen zunehmenden Egoismus zumindest für Wedding und Gesundbrunnen nicht bestätigen. Bei ihr stehen seit zehn Jahren Menschen Schlange, die sich für das Gemeinwohl einsetzen möchten. In ihrer Freizeit und kostenlos. Anna Asfandiar bringt mit der Freiwilligenagentur ehrenamtliche Helfer mit Initiativen und Vereine aus dem Stadtteil, die Unterstützung nötig haben, zusammen. Jetzt wird das Beratungsangebot des Vermittlungsprojekts ausgeweitet.
Immer mehr Menschen haben den Wunsch, in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles zu tun. Sie möchten helfen, wo ihre Hilfe gebraucht wird. Irgendwas mit Kindern, Hausaufgabenhilfe vielleicht oder Vorlesen in einer Schule. Oder doch lieber die Mithilfe in der Kleiderkammer, die Unterstützung eines Flüchtlings, die Begleitung eines behinderten Menschen? In der Woche abends oder eher am Wochenende? Bei der Suche nach dem passenden ehrenamtlichen Betätigungsfeld hilft seit 2004 Jahren die Freiwilligenagentur für Wedding und Gesundbrunnen, die seit einiger Zeit unter dem Namen FreiwilligenAgentur Fabrik Osloer Straße aktiv ist. Die Agentur ist ein Wegweiser für Engagierte oder die, die es sein wollen.
„Die Hilfsbereitschaft der Menschen im Bezirk Mitte ist enorm. Ihr Engagement in Vereinen, Initiativen und anderen großen und kleinen Projekten ist groß und nicht mehr wegzudenken“, sagt Anna Asfandiar. Ein zentrales Angebot der Agentur ist die Beratung von jenen, die etwas tun wollen für andere, die einen guten Zweck unterstützen möchten. Die Freiwilligenagentur Fabrik Osloer Straße, ein Projekt der NachbarschaftsEtage, wird mit Mitteln vom Bezirk finanziert und bietet diese Beratungen deshalb schon länger an ihrem Standort in der Osloer Straße 12 an. Anna Asfandiar ist dort donnerstags von 13 bis 15 Uhr Ansprechpartnerin für Interessenten.
Das Team in der Fabrik Osloer Straße bekommt nun über die Finanzierung des Bezirks hinaus Mittel aus dem Masterplan Integration und Sicherheit. Damit sind weitere offene Sprechstunden für Freiwillige eingerichtet worden. Welches bürgerschaftliche Engagement wo im Bezirk möglich und nötig ist, ist nun auch mittwochs von 10 bis 12 Uhr im Stadtschloss Moabit, Rostocker Straße 32b sowie im Nachbarschaftstreff der Stadtbibliothek Tiergarten-Süd, Lützowstraße 27 zu erfahren. Die Sprechstunde in Tiergarten findet freitags von 16 bis 18 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Kontakt
FreiwilligenAgentur in der Fabrik Osloer Straße
NachbarschaftsEtage, Osloer Straße 12 (Erdgeschoss)
Telefon: (030) 499 023 34
E‑Mail: [email protected]
Web: www.freiwilligenagentur-fabrik.de
Facebook: www.facebook.com/FreiwilligenAgenturFabrik
Text und Fotos: Dominique Hensel
Noch ein Nachtrag:
http://www.axel-troost.de/article/7720.freiwillig-zu-diensten-ueber-die-ausbeutung-von-ehrenamt-und-gratisarbeit.html
Zur Ergänzung:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/armutsreport-berlin-brandenburg-2015-berlin-trennt-sich-zunehmend-in-arm-und-reich/13020884.html
und nicht zu vergessen , dass immer noch sehr geringe Bildungsniveau im Wedding:
http://www.taz.de/!5303247/
http://www.rbb-online.de/klartext/archiv/20160629_2215/gute-noten-schlechte-bildung-berliner-schule.html
Wie hieß beim Kinderclub:
Hausaufgabenhilfe war sehr gefragt
Zum Angebot des Kinderclubs gehörte es auch, mit den Kindern Hausaufgaben zu machen. Gekommen sind auf dieses Angebot hin vor allem Grundschüler der Wilhelm-Hauff-Grundschule und der Rudolf-Wissell-Grundschule. Manch ein Kind wollte sogar über seine Grundschulzeit hinaus in den Club gehen, weil es ihm dort so gut gefallen hat. Aber der Kinderfreizeitladen war ausschließlich für Kinder da – nicht für Jugendliche.
Wer übernimmt jetzt die Hausaufgabenhilfe?
Die nicht mehr bedürftigen Eltern, die sich den privaten Nachhilfeunterricht leisten können 🙂
Es gibt Hausaufgabenhilfe im Panke-Haus, bei Al-Dar in der Soldiner Straße, bei frisbee um die Ecke und in der Fabrik Osloer Straße. Für alle die, die es sich anders nicht leisten können.
Hallo Dominique,
zum Thema ” Ehrenamt ” hier ein aufschlußreicher Artikel:
http://www.michael-opoczynski.blog.gtvh.de/blog/wir-rechnen-mit-ihnen-oder-die-ausbeutung-von-ehrenamt-und-gratisarbeit/
Und Woher, weißt Du das die ” Bedürftigkeit ” im Wedding nachlässt. Vom Sozialatlas wird die Chefredaktion des Weddingweisers auch schon einmal gehört haben:
Hier der entsprechende links zum Durchblättern:
http://daten.berlin.de/tags/sozialstruktur?page=1
http://www.morgenpost.de/berlin/article207342201/Sozialatlas-Wo-Berlin-abrutscht-und-wo-es-aufwaerts-geht.html
Hallo Moritz,
die nachlassende Bedürftigkeit wurde von der Leiterin des schließenden Kinderclubs festgestellt. Im Text ist das ja auch deutlich als Zitat erkennbar. Den Eindruck hat sie in den letzten 13 Jahren bei ihrer täglichen Arbeit mit den Kindern gewonnen. Dabei geht es aber lediglich um den Bedarf an betreuten Angeboten. Es spielt dabei sicherlich eine Rolle, dass sich der Kinderclub sehr weit an der Grüntaler Straße, also nahe dem Nachbarbezirk Pankow, befindet. Auf der anderen Seite der Soldiner Straße ist die Lage ganz sicher anders.
Danke, den Sozialatlas kenne ich. Wir gehen hier aber von den Zahlen weg und zu einem konrekten Fall in einem sehr begrenzten Sozialraum. Das kann schon mal von der Statistik abweichen. Und es kann möglicherweise einen Trend andeuten. Kann, muss nicht. Die Vorort handelnden Personen zumindest sehen es genau so. Deshalb haben sie den Kinderclub geschlossen.
Ein etwas anderer Blick auf die Dinge:
http://www.heikoherberg.de/2016/04/wo-endet-das-ehrenamt-wo-beginnt-die-ausbeutung‑2/
Viele, die sich irgendwo freiwillig engagieren kennen es: Das Engagement wird irgendwann so anstrengend, dass man einfach nicht mehr kann. Die Uhrzeiten, zu denen freiwillige Arbeit stattfindet, vertragen sich nicht mit dem Arbeitsalltag, worunter die Qualität leidet. Oder man bekommt nach einem geförderten ehrenamtlichen Projekt gesagt, dass man einen sehr guten und wichtigen Job mache, diesen jedoch bitte mit noch weniger Geld weiter machen solle.
Immer öfter zeigt sich, dass der Staat sich im Zuge von Sparmaßnahmen und Privatisierung aus der Daseinsvorsorge, der Bereitstellung von notwendigen Gütern und Leistungen, zurückzieht, dann jedoch ehrenamtliches Engagement bewirbt – als Lückenfüller, für Aufgaben, die eigentlich professionell übernommen werden sollten, um sie für alle zufriedenstellend zu erledigen.
Aber dass sind wohl immer noch Tabuthemen im Wedding oder täusche ich mich?
Es gibt wohl nur Projekte und keine Nachhaltigkeit,
denn dann dürfte doch dieser Laden auch nicht geschlossen werden oder?
https://weddingweiser.de/2016/12/13/kinderclub-sagt-auf-wiedersehen-kinder/
Das kann schon sein, dass das vorkommt. Die Aufgabe der Freiwilligenagentur ist es jedenfalls, mit den Einsatzstelle vorher zu sprechen und auch bei eventuell auftretenden Probleme zu helfen. Ich könnte mal nachfragen, ob es solche Fälle/Kritik von Seiten der Ehrenamtlichen in deren Zuständigkeitsbereich gab. Ich würde aber nicht gleich pauschal von einem Tabuthema sprechen.
Was die Schließung des Kinderclubs angeht bin ich anderer Meinung. Der Grund erscheint mir schlüssig. Wenn die Bedürftigkeit nachlässt, ist die Arbbeit getan. Dann macht es keinen Sinn, ein Projekt weiter laufen zu lassen, weil es eben einfach da ist und einfach so schön läuft. Die Betreiber haben den Club ja freiwillig und genau aus diesem Grund geschlossen. Sie wollen sich dem Vernehmen nach jetzt auf einem anderen Gebiet engagieren – wo ihre Hilfe wirklich benötigt wird.
Dominique (Weddingweiser Chefredaktion)