Ein Gespenst geht um im Wedding – das Gespenst der Gentrifizierung. Und wie das mit den Geistern so ist: Sie verhüllen sich, sind schwer greifbar, viele fürchten sich davor und längst nicht jeder glaubt daran. Was hat es nun auf sich, mit dem befürchteten Ansturm der zahlungskräftigen Meute junger Kreativer, die um jeden Preis den alteingessenen Weddingern die liebgewonnene Wohnung wegmieten will? Ist ein Latte Macchiato auf der Speisekarte schon Anzeichen für den schleichenden Wandel? Muss man sich fürchten vor den Galeristen, die nun lange leerstehende Ladenlokale mit Kunstwerken vollhängen?
Spötter behaupten ja, mit der Gentrifizierung sei es im Wedding so wie mit dem Vorspiel im Groschenroman: Das zieht sich auch ewig hin und am Schluss passiert dann doch nichts Spannendes.
Ich persönlich sehe die Sache ganz pragmatisch: Frischer Wind ist immer gut, solange er nicht alle fest oder auch frisch verwurzelten Bäume und Büsche wegweht und das Klima nicht ganz so rau und kalt wird.
Vielleicht bringt ja der Stadtsoziologe Dr. Andrej Holm ein wenig Ordnung in den scheinbar unklaren Stand der Dinge. Der Stadtsoziologe gastiert am Samstag, 23. Februar 2013 von 15 bis17 Uhr mit seinem Vortrag „Crashkurs: Gentrifizierung – nächster Halt Wedding?“ im August Bebel Institut in der Müllerstraße 163. Weitere Informationen zur Veranstaltung unter http://bit.ly/mueller-163
Autor: Marcus Bauer
Die Weddingwoche ist eine wöchentliche Kolumne über aktuelle Ereignisse in unserem Stadtteil. Diese erscheint auch samstags im Berliner Abendblatt, Ausgabe Wedding.
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Keine Frage, Leute, die hier in den Wedding ziehen sind keine Gentrfizierer sofern sie nicht mit aggressiven Methoden andere
verdrängen. Ich wohne seit c.a. 40 Jahren im Wedding, davon 32 Jahre als Mieter in der Soldiner Str.!! Was wo wohnst Du?
Im Wedding inner Soldiner, da wo der ganze Abschaum wohnt, da würde ich nicht mal tot übern Zaun hängen wollen. So
viel zu den Klischees. In den 32 Jahren ist nie irgendwas nennenswert negatives passiert. Ja manche entsorgen ihren Sperrmüll wild auf dem Bürgersteig, hab ich auch schon wo anders gesehen und das in durchaus “situierten” Vierteln wie
Charlottendorf und Zehlenburg, wo eben diejenigen wohnen, die halt über uns herziehen.
Jetzt ist aber augenscheinlich eine neue Zeit angebrochen, die gut Betuchten haben entdeckt, daß im Wedding Immobilien
noch relativ günstig sind. So ist, nachdem ganze Kolonnen von Interessenten durch meine Wohnung geschleust wurden, diese
nun verkauft worden. Macht das mal mit, 10 Leute geiern durch Deine Wohnung ( das alle 14 Tage) und Du weist Empathie: null. Selbstverständlich soll man zum bösen Spiel auch noch gute Miene vortäuschen und wenn man das nicht tut, wird man angepöbelt, was man sich raus nähme gegenüber dem neuen Vermieter. Haben das Grundbuch noch nicht gesehen deuchen sich aber schon.Überwiegend junge Leute denen man ansieht, das Geld ist nicht das eigene sondern wahrscheinlich von Papi.oder geerbt..
Wie gesagt, die Wohnung ist gekauft worden, die Eigenbedarfskündigung liegt vor. Ich soll nach 32 Jahren abhauen.
Wie war das Soldiner Str.: Asoziale? Ja sie sind gelandet!!
@Neuweddinger Die Verdrängung und den gesamten Umwandlungs Prozess, den kann man nicht direkt auf einzelne Personen beschränken. Die Berlinermentalität ist jedoch so datt wir sagen watt wa denken und ditt och nicht immer in den schönsten Tonlagen. [Du bist doch gar nicht gemeint]
Das schizophrene an der ganzen Sache ist, das offt genau die Sachen die man macht um sich selber zu verwirklichen, oder um das soziale Umfeld und/oder/auch das grundsätzliche Miteinander zu verbessern, im nachhinein zum Anziehungspunkt für eine später stark klischeisierte Gruppe völlig unverstandener individueller Persönlichkeiten wird.
Auf einer Neuköllner Bühne wettert der Moderator über Gentrifizierung, läd jedoch im selben Athemzug, aber im nächsten Satz, zu einer Hip-star-In- Veranstalltung 48 Stunden Neuköllen ein.
Ich selber bedine mich dieser dummen Begrifflichkeiten und Metaphern, welche einen vielleicht als Neuberliner, jedoch auch da kannste dir sicher sein, als Altberliner um die Ohren gehauen bekommt. Wie stark man darauf eingeht und ob man sich davon zur Zielscheibe machen lässt ist eine Sache. eine viel wichtigere Sache ist das wir anfangen uns zu organisieren. Das soll bedeuten:
1. Holt euch Anteile bei Wohnungsbau Genossenschaften
2. Gründet selber welche Bsp.: http://www.syndikat.org/
3. Fickt euch nicht nur Gegenseitig an, sondern sucht die Gemeinschaft. Der Neid auf jemanden der sich etwas leistet wat du nicht hast ändert doch nichts daran, dass du das nicht hast, also was soll der hass. Politiker reagieren nicht auf pöbellei. [Anmerkung: Pöbeln gehört aber zu unserer Kultur, ergo: Zusammen pöbeln.]
Ein Beispiel für Verdrängung in Wedding (als auch ungerechten Berlinerstolz) könnt ihr auch auf meinen Bewegungsmelder lesen.
http://proxbgsm.wordpress.com/2013/03/03/13–02-2013/
Gute Nacht …
…und viel Glück!
Wir sehen das genauso. Und der Text sagt doch auch nichts anderes – frisches Blut ist auch für den Wedding gut, solange keine Verdrängung einsetzt. Da stoßen wir doch in dasselbe Horn, oder?
Ich fühle mich bei diesen Kommentaren massiv angegriffen. Ist es verboten, jungen Akademikern, die Lust auf eine große, tolerante, heterogene Stadt haben nach Berlin zu kommen? Gehört Berlin nur Menschen die hier geboren sind? Schaetzen diese Menschen Berlin als Metropol oder scheißen sie drauf?
Ich wohne seit Januar in Berlin und im Wedding, ich waere gerne nach Kreuzberg 36 gezogen, es gibt aber nix oder es ist ein überteuertes, dunkles Drecksloch. Ich arbeite teilzeit im sozialen Bereich und zahle 45% meines Einkommens als Miete, wir können uns unsere Wohnung als Paar gerade so leisten, die bei der Neuvermietung 40% teurer wurde. Wir haben sie genommen, wir hatten keine Wahl! Unsere Vormieter waren Brandenburger, die von den “Türken” weg wollten, nach Reinickendorf in ein Reihenhaus. Ich soll schuldsein an der Gentrifizierung. Nein. Die Politik ist schuld. Und die Latte Macchiato Witze kotzen mich an. Ich bin ein Akademiker, der sich keine Kaffemaschine leisten kann und keine Monatskarte. Ich habe alte Fenster und Angst vor Mieterhöhung, wie alle im Wedding. GIVE ME A BREAK!