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Weddingwoche #8: Gentrifizierung – geht’s jetzt los?

19. Februar 2013
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Ein Gespenst geht um im Wed­ding – das Gespenst der Gen­tri­fi­zie­rung. Und wie das mit den Geis­tern so ist: Sie ver­hül­len sich, sind schwer greif­bar, vie­le fürch­ten sich davor und längst nicht jeder glaubt dar­an. Was hat es nun auf sich, mit dem befürch­te­ten Ansturm der zah­lungs­kräf­ti­gen Meu­te jun­ger Krea­ti­ver, die um jeden Preis den alt­eing­es­se­nen Wed­din­gern die lieb­ge­won­ne­ne Woh­nung weg­mie­ten will? Ist ein Lat­te Mac­chia­to auf der Spei­se­kar­te schon Anzei­chen für den schlei­chen­den Wan­del? Muss man sich fürch­ten vor den Gale­ris­ten, die nun lan­ge leer­ste­hen­de Laden­lo­ka­le mit Kunst­wer­ken vollhängen?

Spöt­ter behaup­ten ja, mit der Gen­tri­fi­zie­rung sei es im Wed­ding so wie mit dem Vor­spiel im Gro­schen­ro­man: Das zieht sich auch ewig hin und am Schluss pas­siert dann doch nichts Spannendes.

Ich per­sön­lich sehe die Sache ganz prag­ma­tisch: Fri­scher Wind ist immer gut, solan­ge er nicht alle fest oder auch frisch ver­wur­zel­ten Bäu­me und Büsche weg­weht und das Kli­ma nicht ganz so rau und kalt wird.

Viel­leicht bringt ja der Stadt­so­zio­lo­ge Dr. Andrej Holm ein wenig Ord­nung in den schein­bar unkla­ren Stand der Din­ge. Der Stadt­so­zio­lo­ge gas­tiert am Sams­tag, 23. Febru­ar 2013 von 15 bis17 Uhr mit sei­nem Vor­trag „Crash­kurs: Gen­tri­fi­zie­rung – nächs­ter Halt Wed­ding?“ im August Bebel Insti­tut in der Mül­lerstra­ße 163. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Ver­an­stal­tung unter http://bit.ly/mueller-163

Autor: Mar­cus Bauer

Die Wed­ding­wo­che ist eine wöchent­li­che Kolum­ne über aktu­el­le Ereig­nis­se in unse­rem Stadt­teil. Die­se erscheint auch sams­tags im Ber­li­ner Abend­blatt, Aus­ga­be Wedding.

Hier geht es zu den letz­ten Aus­ga­ben des Ber­li­ner Abendblatts

4 Comments Leave a Reply

  1. Kei­ne Fra­ge, Leu­te, die hier in den Wed­ding zie­hen sind kei­ne Gen­trfi­zie­rer sofern sie nicht mit aggres­si­ven Metho­den andere
    ver­drän­gen. Ich woh­ne seit c.a. 40 Jah­ren im Wed­ding, davon 32 Jah­re als Mie­ter in der Sol­di­ner Str.!! Was wo wohnst Du?
    Im Wed­ding inner Sol­di­ner, da wo der gan­ze Abschaum wohnt, da wür­de ich nicht mal tot übern Zaun hän­gen wol­len. So
    viel zu den Kli­schees. In den 32 Jah­ren ist nie irgend­was nen­nens­wert nega­ti­ves pas­siert. Ja man­che ent­sor­gen ihren Sperr­müll wild auf dem Bür­ger­steig, hab ich auch schon wo anders gese­hen und das in durch­aus “situ­ier­ten” Vier­teln wie
    Char­lot­ten­dorf und Zehlen­burg, wo eben die­je­ni­gen woh­nen, die halt über uns herziehen.
    Jetzt ist aber augen­schein­lich eine neue Zeit ange­bro­chen, die gut Betuch­ten haben ent­deckt, daß im Wed­ding Immobilien
    noch rela­tiv güns­tig sind. So ist, nach­dem gan­ze Kolon­nen von Inter­es­sen­ten durch mei­ne Woh­nung geschleust wur­den, diese
    nun ver­kauft wor­den. Macht das mal mit, 10 Leu­te gei­ern durch Dei­ne Woh­nung ( das alle 14 Tage) und Du weist Empa­thie: null. Selbst­ver­ständ­lich soll man zum bösen Spiel auch noch gute Mie­ne vor­täu­schen und wenn man das nicht tut, wird man ange­pö­belt, was man sich raus näh­me gegen­über dem neu­en Ver­mie­ter. Haben das Grund­buch noch nicht gese­hen deu­chen sich aber schon.Überwiegend jun­ge Leu­te denen man ansieht, das Geld ist nicht das eige­ne son­dern wahr­schein­lich von Papi.oder geerbt..
    Wie gesagt, die Woh­nung ist gekauft wor­den, die Eigen­be­darfs­kün­di­gung liegt vor. Ich soll nach 32 Jah­ren abhauen.
    Wie war das Sol­di­ner Str.: Aso­zia­le? Ja sie sind gelandet!!

  2. @Neuweddinger Die Ver­drän­gung und den gesam­ten Umwand­lungs Pro­zess, den kann man nicht direkt auf ein­zel­ne Per­so­nen beschrän­ken. Die Ber­li­ner­men­ta­li­tät ist jedoch so datt wir sagen watt wa den­ken und ditt och nicht immer in den schöns­ten Ton­la­gen. [Du bist doch gar nicht gemeint]

    Das schi­zo­phre­ne an der gan­zen Sache ist, das offt genau die Sachen die man macht um sich sel­ber zu ver­wirk­li­chen, oder um das sozia­le Umfeld und/oder/auch das grund­sätz­li­che Mit­ein­an­der zu ver­bes­sern, im nach­hin­ein zum Anzie­hungs­punkt für eine spä­ter stark kli­scheisier­te Grup­pe völ­lig unver­stan­de­ner indi­vi­du­el­ler Per­sön­lich­kei­ten wird.
    Auf einer Neu­köll­ner Büh­ne wet­tert der Mode­ra­tor über Gen­tri­fi­zie­rung, läd jedoch im sel­ben Athem­zug, aber im nächs­ten Satz, zu einer Hip-star-In- Ver­an­stall­tung 48 Stun­den Neu­köl­len ein. 

    Ich sel­ber bedine mich die­ser dum­men Begriff­lich­kei­ten und Meta­phern, wel­che einen viel­leicht als Neu­ber­li­ner, jedoch auch da kanns­te dir sicher sein, als Alt­ber­li­ner um die Ohren gehau­en bekommt. Wie stark man dar­auf ein­geht und ob man sich davon zur Ziel­schei­be machen lässt ist eine Sache. eine viel wich­ti­ge­re Sache ist das wir anfan­gen uns zu orga­ni­sie­ren. Das soll bedeuten:

    1. Holt euch Antei­le bei Woh­nungs­bau Genossenschaften
    2. Grün­det sel­ber wel­che Bsp.: http://www.syndikat.org/
    3. Fickt euch nicht nur Gegen­sei­tig an, son­dern sucht die Gemein­schaft. Der Neid auf jeman­den der sich etwas leis­tet wat du nicht hast ändert doch nichts dar­an, dass du das nicht hast, also was soll der hass. Poli­ti­ker reagie­ren nicht auf pöbel­lei. [Anmer­kung: Pöbeln gehört aber zu unse­rer Kul­tur, ergo: Zusam­men pöbeln.] 

    Ein Bei­spiel für Ver­drän­gung in Wed­ding (als auch unge­rech­ten Ber­li­ner­stolz) könnt ihr auch auf mei­nen Bewe­gungs­mel­der lesen.
    http://proxbgsm.wordpress.com/2013/03/03/13–02-2013/

    Gute Nacht …
    …und viel Glück!

  3. Wir sehen das genau­so. Und der Text sagt doch auch nichts ande­res – fri­sches Blut ist auch für den Wed­ding gut, solan­ge kei­ne Ver­drän­gung ein­setzt. Da sto­ßen wir doch in das­sel­be Horn, oder?

  4. Ich füh­le mich bei die­sen Kom­men­ta­ren mas­siv ange­grif­fen. Ist es ver­bo­ten, jun­gen Aka­de­mi­kern, die Lust auf eine gro­ße, tole­ran­te, hete­ro­ge­ne Stadt haben nach Ber­lin zu kom­men? Gehört Ber­lin nur Men­schen die hier gebo­ren sind? Schaet­zen die­se Men­schen Ber­lin als Metro­pol oder schei­ßen sie drauf?
    Ich woh­ne seit Janu­ar in Ber­lin und im Wed­ding, ich wae­re ger­ne nach Kreuz­berg 36 gezo­gen, es gibt aber nix oder es ist ein über­teu­er­tes, dunk­les Drecks­loch. Ich arbei­te teil­zeit im sozia­len Bereich und zah­le 45% mei­nes Ein­kom­mens als Mie­te, wir kön­nen uns unse­re Woh­nung als Paar gera­de so leis­ten, die bei der Neu­ver­mie­tung 40% teu­rer wur­de. Wir haben sie genom­men, wir hat­ten kei­ne Wahl! Unse­re Vor­mie­ter waren Bran­den­bur­ger, die von den “Tür­ken” weg woll­ten, nach Rei­ni­cken­dorf in ein Rei­hen­haus. Ich soll schuld­sein an der Gen­tri­fi­zie­rung. Nein. Die Poli­tik ist schuld. Und die Lat­te Mac­chia­to Wit­ze kot­zen mich an. Ich bin ein Aka­de­mi­ker, der sich kei­ne Kaf­fema­schi­ne leis­ten kann und kei­ne Monats­kar­te. Ich habe alte Fens­ter und Angst vor Miet­erhö­hung, wie alle im Wed­ding. GIVE ME A BREAK!

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