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Wedding-Jahresrückblick April 2014: Fragen über Fragen

14. Dezember 2014

Alle zwei Tage öff­net sich hier im Wed­ding­wei­ser ein sati­risch-lite­ra­ri­sches Monats­tür­chen in das ver­gan­ge­ne Jahr mit der Wed­din­ger Lese­büh­ne Brau­se­boys. Alle Tex­te wer­den nach Erschei­nen auf der Sei­te “Wed­ding­rück­blick” gesam­melt.

APRIL 2014 

Fra­gen über Fra­gen (von Robert Rescue)

Das neue Mega­pro­jekt Berlins?

Unweit der Hal­len am Borsig­turm ent­de­cke ich an einer Stra­ße das Hin­weis­schild »Kreuz­fahrt­ter­mi­nal« und fra­ge mich, was sich dahin­ter ver­birgt? Lagern dort Aus­flugs­damp­fer, denen der Ber­li­ner groß­spu­rig die Bezeich­nung »Kreuz­fahrt­schiff« gibt? Wohin geht die Kreuz­fahrt? Von Tegel nach Wann­see? Oder ankert dort die »Queen Eli­sa­beth«, die sich müh­sam ihren Weg durch die Spree gebahnt hat? Hat Ber­lin tat­säch­lich einen Nord­ber­li­ner Hafen zum »Ter­mi­nal« aus­ge­baut, weil aus dem BER nichts wird? Ich kann es nicht sagen, ich bin an dem Schild nur vor­bei­ge­fah­ren. Zuvor hat­te ich über ein ande­res Schild nach­ge­dacht, auf dem stand: »Phos­phat-Eli­mi­na­ti­ons­an­la­ge«.

Abends beim Deli­ka­tes­sen­im­biss „Zur Mittelpromenade“

„Eine Cur­ry­wurst mit Pom­mes zum Mit­neh­men.“ Jedes Mal den­ke ich, dass mei­ne Bestel­lung ein­deu­tig for­mu­liert sein müss­te. Jedes Mal lie­ge ich falsch.
„Auf die Pom­mes was drauf?“ „Nein, nur Salz.“
„Die Wurst mit Darm oder ohne?” „Mit Darm.“
„Soll ich die Wurst schnei­den?” „Ja.“
„Nor­mal gewürzt oder spe­zi­al?” „Nor­mal.“
Ich habe mich noch nie getraut, die Spe­zi­al­wür­ze zu neh­men. So wie ich das Gericht sonst esse, ist es schon eine Qual. Die Spe­zi­al­wür­ze ätzt mir bestimmt den Magen-Darm-Trakt weg.
„Brau­chen sie eine Plas­tik­tü­te?” „Nein.“
„Gabel gefäl­lig?” „Das haben Sie mich noch nie gefragt.“
„Immer mal wie­der was Neu­es, meint der Chef. Getrennt oder zusam­men?“ „Bezah­len?“
„Nein, das Gericht. Pom­mes und Wurst auf eine Pap­pe oder getrennt?“ „Getrennt.“
Bestimmt muss man jeden Tag mehr­mals hier­her kom­men und stets das glei­che bestel­len, bis die Ver­käu­fe­rin einen erkennt und die läs­ti­ge Fra­ge­rei auf­hört. „Wol­len sie das Gericht zum Mit­neh­men oder hier essen?“, höre ich es hin­ter mir, als ich schon ein paar Schrit­te gegan­gen bin. Ich blei­be ste­hen, schaue auf das Bün­del Papier in mei­ner rech­ten Hand, über­le­ge einen Moment und gehe dann zurück.
„Zum Mit­neh­men.“ „Ach so, dann ist ja alles gut.“

Die Ver­traut­heit der Weddinger

Ich gehe die Mal­plaquet­stra­ße ent­lang. Dicht hin­ter mir geht eine Mut­ter mit ihrem Sohn und spricht mit ihm. »Ich habe die Schnau­ze voll, ich lass nicht mehr zu, dass er dich besucht. Ich rufe ihn mor­gen an und sage ihm, er soll sich fern­hal­ten. An den Wochen­en­den macht er ja auch nichts mit dir. Da kannst du die Zeit auch mit mir ver­brin­gen. Der Typ zahlt kei­nen Unter­halt, fährt aber ein dickes Auto.« Sie geht an mir vor­bei und ich habe das Gefühl, dass sie mich die gan­ze Zeit absicht­lich an ihrem Mono­log hat teil­ha­ben lassen.

»Wie sehen sie das?«, fragt sie mich plötz­lich. »Der Typ zahlt kei­nen Unter­halt, fährt aber ein dickes Auto«, wie­der­holt sie. »Eine gute Ent­schei­dung von ihnen«, stim­me ich ihr zu. An der Ecke biegt sie ab, dreht sich zu mir um und meint: »Dabei bin ich da ja nicht ganz unschul­dig. Habe ich mir ja sel­ber ein­ge­brockt, als ich mir den Typ damals ange­lacht habe.« Sie wen­det sich aber­mals ihrem Sohn zu und redet wei­ter auf ihn ein, wäh­rend sie ihren Weg fortsetzen.


Vom 11.12. bis 10.1. des neu­en Jah­res prä­sen­tie­ren die Her­ren Paul Bokow­ski, Robert Res­cue, Vol­ker Sur­mann, Frank Sor­ge und Hei­ko Wer­ning außer­dem an über 20 Ter­mi­nen ihre tra­di­tio­nel­le Jah­res­bi­lanz “Auf Nim­mer­wie­der­se­hen 2014″ im Come­dy­club Kooka­bur­ra (Schön­hau­ser Allee 184). Schau­en Sie auch dort hin­ein und hel­fen den Wed­din­ger Vor­le­sern dabei, den Prenz­lau­er Berg zu “degen­tri­fi­zie­ren”.

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