Dass sie sich ärgern – U-Bahn-Fahrgäste, Fußgänger, Radfahrende, Autofahrende sowie Bus- und Straßenbahnfahrgäste – liegt an der derzeitigen Baustelle an der Seestraße. Der ehrwürdige, hundert Jahre alte U-Bahnhof wird momentan einer umfassenden Modernisierung unterzogen. Zwischen 2019 und 2024 erhielt zuerst die Ostseite einen neuen Bahnsteig, sanierte Decken und Wände, einen zusätzlichen Ausgang zur Amsterdamer Straße sowie erstmals einen barrierefreien Zugang mitsamt Fahrstuhl. Dabei ermöglichte es der Zweirichtungsbetrieb auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig, dass Züge in Fahrtrichtung Norden verkehren konnten – so hatten die Bauarbeiter auf der anderen Seite freie Bahn.
Doch jetzt ist der andere Bahnsteig an der Reihe, und hier offenbart sich das eigentliche Problem: Der vorhandene Platz reicht laut BVG schlicht nicht aus, um noch Züge der U6 in Richtung Süden anhalten zu lassen und gleichzeitig umfangreiche Sanierungsarbeiten durchzuführen. Die Folge: U-Bahnen zwischen Rehberge und Leopoldplatz fahren ohne Halt durch. Fahrgästen wird empfohlen, den relativ kurzen Weg zum Bahnhof Leopoldplatz zu Fuß, mit dem Bus oder über einen Umweg via Rehberge in Kauf zu nehmen, um dann mit dem Gegenzug in Richtung Alt-Mariendorf weiterzureisen.
Weddinger sind Zaungäste
Die Unannehmlichkeiten bleiben nicht auf den unterirdischen Bereich beschränkt. Zwischen Brüsseler Straße und Seestraße lassen zwei Reihen Bauzäune den Bürgersteig zusammenschnurren, was zu einer erheblichen Verengung für Fußgänger führt – ein Umstand, der sich negativ auf die umliegenden Geschäfte auswirken könnte. Auch der Verkehr über der Erde leidet: Die Bushaltestelle des 120ers wurde auf die Nordseite der Seestraße verlegt, und an der Kreuzung mit der Ungarnstraße wurde eine temporäre Busspur eingerichtet, die von Bussen und Fahrrädern geteilt wird. Entlang des Radwegs Müllerstraße muss auch der Radverkehr beengte Verhältnisse in Kauf nehmen – hinter dem Cittipoint wird der Weg zeitweise zur Busspur umfunktioniert.
Neue Busspur für den 120er-Bus nördlich vom Alhambra
Als ob das nicht schon genug sei, sorgt ein Wasserrohrbruch an der Seestraße/Guineastraße, der auch die Gleise beeinträchtigte, dafür, dass die Straßenbahn vorübergehend ihren Betrieb einstellen musste. Ersatzbusse kämpfen sich durch den Dauerstau, was den ohnehin gestörten Verkehrsfluss zusätzlich belastet. Die BVG macht Hoffnung, dass die Arbeiten an Tragschicht und Gleisen bereits Ende Februar abgeschlossen sein könnten – ein kleiner Lichtblick in einem ansonsten sehr angespannten Szenario.
Im neuen Jahr bestaunten die Anwohnenden das "Loch vom Wedding"
Die Sanierung eines alten U-Bahnhofs an der Seestraße zeigt: Weil diese Baumaßnahme komplex ist und den Bauleuten der BVG immer wieder neue Überraschungen ins Haus stehen können, wird das wohl der Normalzustand für einige Jahre werden. Besser, wir gewöhnen uns daran und machen das Beste daraus!
Leider sind am U-Bahnhof Seestraße durch den Aufbau der Bauzäune Höhe thoben-Bäckerei auch der am Sonntag leerende Briefkasten der DP ebenso wie der große grüne Briefkasten der PIN verschwunden. Wo sind die alternativen Orte für diese
komfortablen und zeitlich wichtigen Einwürfe?