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Warst auch schon mal besser, alte Dame BVG!

13. Dezember 2018
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BVG Busbetriebshof. Entworfen von Jean Krämer. Foto Joachim Faust.

Lie­be BVG, zu dei­nem 90. Geburts­tag –am 10. Dezem­ber 1928 wur­de die BVG als Zusam­men­schluss von ver­schie­de­nen Ver­kehrs­be­trei­bern gegrün­det und nahm dann am 1.1.1929 ihren Betrieb auf – ist Dir der Glanz abhan­den gekom­men. Hach, frü­her: Nur zwei Wochen lang rund um das Kriegs­en­de 1945 war der Betrieb ganz ein­ge­stellt, nicht mal die Tei­lung in zwei Betrie­be 1949 – 1991 leg­te die BVG wirk­lich lahm. Doch das Bild, das der im Besitz des Lan­des befind­li­che Ver­kehrs­be­trieb im Moment abgibt, ist der einst so inno­va­ti­ven Ver­kehrs­me­tro­po­le unwürdig. 

Streckennetz

U-Bahn, Seestraße, Schienen, Wedding
1968 Foto: Ber­li­ner Nah­ver­kehr in Bild und Ton

Im Ver­gleich zu ande­ren Städ­ten ist das seit 1902 in meh­re­ren Pha­sen gebau­te U‑Bahn-Netz mit 146 Kilo­me­ter lan­gem Lini­en­netz gut aus­ge­baut. Den Wed­ding durch­zie­hen immer­hin drei Lini­en (U6, U8 und U9). Aber das nicht mal halb so gro­ße Mün­chen, wo man erst 1965 mit dem U‑Bahn-Bau begon­nen hat, ist auch schon bei 103 Kilo­me­tern ange­kom­men. Und bei uns war­ten gan­ze Stadt­tei­le wie das Mär­ki­sche Vier­tel bis heu­te auf den U‑Bahn-Anschluss.

Die Ent­schei­dung, die Stra­ßen­bahn 1967 im West­teil der Stadt ein­zu­stel­len, hat sich schon viel­fach gerächt. Seit 1995 pro­fi­tie­ren aus­ge­rech­net wir im Wed­ding davon, dass auf zwei Stre­cken nun, vom Osten kom­mend, leis­tungs­fä­hi­ge und schnel­le Stra­ßen­bah­nen wie­der bis zum Virch­ow­kli­ni­kum und nach Moa­bit rollen.

Note: befrie­di­gend

U‑Bahn

Foto: Joachim Faust

Jahr­zehn­te­lang wur­de der Betrieb auf Ver­schleiß gefah­ren. Nun sind die Fahr­zeu­ge teil­wei­se 60 Jah­re alt und wei­sen so gro­ße Schä­den auf, dass sie unwi­der­ruf­lich aus dem Ver­kehr gezo­gen wer­den müs­sen. Neue Fahr­zeu­ge kann man auch nicht von der Stan­ge kau­fen. In Ver­bin­dung mit dem feh­len­den Werk­statt­per­so­nal und zu weni­gen Fah­rern ist in die­sem Win­ter das U‑Bahn-Fah­ren zu einem Lot­to­spiel gewor­den. Es kann einem im Berufs­ver­kehr pas­sie­ren, dass statt im 4‑Mi­nu­ten-Takt auf der U6 und der U9 die Züge mit vier Wagen nur alle zehn Minu­ten kom­men. Für 3 Mil­li­ar­den Euro wur­den jetzt 1500 neue Wagen bestellt, doch die kom­men nach einer Aus­schrei­bung frü­hes­tens in ein paar Jahren. 

Note: man­gel­haft

Straßenbahn

Die Stra­ßen­bahn ist in den letz­ten Jah­ren sicht­bar moder­ner gewor­den. Die Hoch­flur-Stra­ßen­bah­nen der Tatra-Rei­he, die in den 1980er-Jah­ren aus der Tsche­cho­slo­wa­kei impor­tiert wur­den, sind durch moder­ne Nie­der­flur­fahr­zeu­ge ersetzt wor­den, die viel mehr Platz und einen nied­ri­gen Ein­stieg bie­ten. Lei­der hat die Ent­wick­lung des Net­zes nicht Schritt gehal­ten. Seit 2014 die letz­te, zwei Kilo­me­ter lan­ge Neu­bau­stre­cke zum Haupt­bahn­hof in Betrieb ging, sind nur ein paar klei­ne­re Bau­maß­nah­men kon­kret in Pla­nung. Ange­kün­digt sind gro­ße Netz­aus­bau­ten, doch die wer­den noch vie­le Jah­re (und viel gedul­di­ges Papier) brauchen.

Note: gut

Bus

Gro­ße Gel­be, ent­we­der Dop­pel­de­cker, Ein­de­cker oder Gelenk­bus­se, ste­hen genau­so im Stau wie die immer mehr wer­den­den Autos. Zwar sind die Fahr­zeu­ge recht neu und sie fah­ren durch Fahr­plan­ver­bes­se­run­gen der BVG öfter als frü­her, doch wirk­lich schnell und bequem ist das Bus­fah­ren heut­zu­ta­ge nicht.„Innovationen“ wie neue Bus­spu­ren, wirk­lich funk­tio­nie­ren­de Vor­rang­schal­tun­gen an Ampeln, Bus­schleu­sen oder Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten an Hal­te­stel­len? Fehl­an­zei­ge. Und so zuckeln die Bus­se, die im gro­ßen Betriebs­hof Mül­lerstra­ße behei­ma­tet sind, gemäch­lich durch unse­re Kieze, die Fah­rer ver­kau­fen sto­isch die Tickets. Elek­trisch fah­ren sie nur in ande­ren Stadt­tei­len, und das auf nur einer Linie. Hier könn­te die BVG einen Moder­ni­sie­rungs­schub gebrauchen. 

Note: aus­rei­chend

So, wir wol­len der alten Dame den run­den Geburts­tag nicht wei­ter ver­mie­sen. Wir kom­men ger­ne zum Hun­derts­ten vor­bei und hof­fen auf ein rau­schen­des Fest. Weil dann hof­fent­lich moder­ne U‑Bahnen, Stra­ßen­bah­nen und Bus­se alle paar Minu­ten und schnell durch die Stadt rauschen. 

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