Am 7. Februar um 12 Uhr, passend zur Kältewelle, startete das Projekt der evangelischen Kirchengemeinde ‚An der Panke‘. Bis zum 28. März stehen jeden Samstag und Sonntag die Türen für Wohnungs- und Obdachlose in der Wollankstraße 84 von 12:30 Uhr bis 16:30 Uhr offen. Die Menschen können sich hier aufwärmen und mit Kaffee und/oder Kuchen stärken.
Der vermeintlich unwichtige Teil
In der kalten Jahreszeit veröffentlichte eine Pfarrerin des evangelischen Kirchenkreises eine Ausschreibung für interessierte Ehrenamtliche, die sich an einem der Wochenendtagen zwei Stunden Zeit nehmen können, um Menschen ohne Bleibe Wärme zu spenden, physische, als auch psychische. Da ich pandemiebedingt besonders am Wochenende eher weniger zu tun habe, beschloss ich die Zeit zu nutzen und zunächst an der Zoom-Infoveranstaltung zum Projekt ‚warm und trocken‘ teilzunehmen.
Ich war erstaunt darüber, wie viele potenzielle Wärmespender:innen an der Zusammenarbeit interessiert waren und auch die Veranstalter:innen waren über die große Teilnahmebereitschaft positiv überrascht. Wie ich später erfuhr, versteckten sich unter den Teilnehmer:innen auch zahlreiche Weddinger. Obwohl wir im Laufe der Zeit zu sogenannten ‚Zoom-Experten und Expertinnen‘ geworden sind, muss ich gestehen, eine so gut organisierte Online-Veranstaltung noch nicht erlebt zu haben. Die Pfarrerin moderierte den Infoabend, wir wurden über die Arbeiten mit wohnungs- und obdachlosen Menschen aufgeklärt, über die Tätigkeiten vor Ort informiert, darüber hinaus gab es ein kurzes Gespräch in Kleingruppen, um sich schon einmal besser kennenzulernen und es blieb sogar Zeit für eine Pause. Ich berichte über diese vermeintlich unwichtige Veranstaltung, weil sie mich tatsächlich zum Mitmachen überzeugt hat, denn schon durch das World Wide Web fühlte ich mich gut aufgehoben. Das war mir, und wie sich später herausstellte, auch vielen anderen Teilnehmer:innen wichtig, denn einige von uns haben noch nie mit Menschen ohne Bleibe gearbeitet, umso schöner, dass die Veranstaltung uns zum Mitmachen motiviert hat.
Der erste Tag der Wärmestube
Am 7. Februar um 14 Uhr löste ich schließlich die erste Schicht der Wärmespender:innen ab und begann meine erste Schicht in der sogenannten Wollank84, wie das Projekt von den Veranstalter:innen fesch genannt wird. In jeder der zwei Schichten werden vier Ehrenamtliche auf eine der verschiedenen Positionen eingeteilt. In der Küche kümmert man sich um die Zubereitung von Kaffee, Tee und kleinen Snackpäckchen, am Eingang wird der Einlass reguliert. Dies ist nötig, da sich aufgrund der Pandemie nur zehn Menschen auf einmal in den Räumlichkeiten aufhalten dürfen, bleiben können sie jedoch so lange sie möchten. Insgesamt stehen drei Räume für die Besucher:innen zu Verfügung. Die Veranstalter:innen versuchten ihr Bestes, um die Räume auch optisch warm zu gestalten, was mit den strengen Abstandsregeln natürlich schwierig ist. Meine Aufgabe war an jenem Tag diese Räume zu betreuen, wie sich schnell herausstellte, war das eine sehr dankbare Position, denn obwohl sich die Besucherzahl am Eröffnungstag der Wärmestube eher in Grenzen hielt, zählten zu den wenigen Besuchern einige Polen mit Sprachbarrieren, sodass ich mit meiner Muttersprache behilflich sein konnte.
Spaß an der Sache
Es war meine erste Arbeit mit Menschen ohne Bleibe, sodass ich zugegebenermaßen etwas aufgeregt war. Das legte sich jedoch schnell, als die ersten Besucher:innen kamen. Wie schon erwähnt, waren es nicht viele, denn Projekte dieser Art bräuchten immer ihre Zeit, bis sie bei den Menschen ankommen, so eine Sozialarbeiterin der Kirchengemeinde, aber die, die schon an diesem Tag kamen waren freundlich und dankbar. Einige tranken nur einen Kaffee, wärmten sich kurz auf und gingen wieder, andere blieben aber auch länger und suchten einfach jemanden zum Plaudern.
Die meisten der Besucher:innen versicherten auch, nächstes Mal wiederzukommen, denn durch die Corona-Pandemie sind viele solcher Einrichtungen entweder geschlossen oder nur für eine begrenzte Personenanzahl geöffnet, sodass besonders in der kalten Zeit jede weitere Wärmestube ein Segen ist. Die zweistündige Schicht ging im Nu vorbei, nicht nur weil man etwas ‚Gutes‘ tun konnte, sondern weil es vor allem ehrlich Spaß gemacht hat, endlich wieder – natürlich coronakonform – mit neuen Menschen in Kontakt zu treten.
Das Projekt ist bis zum 28. März über Hilfe jeglicher Art dankbar, besonders Schlafsäcke, Decken oder Isomatten werden gebraucht. Wenn Ihr selbst noch die Kapazität habt, Wärmespenderin oder Wärmespender zu werden, könnt Ihr die Gemeinde auch jeder Zeit kontaktieren unter [email protected], es gibt nie zu wenig helfende Hände.
Wollankstr. 84, samstags und sonntags 12.30−16.30 Uhr
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