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Paradies für Vegetarier:innen:
Vildan: Ein Café für alle

22. Dezember 2024
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Am nordöstlichen Leopoldplatz, dort wo nun während der Adventszeit die Lichterketten in den Bäumen zum neugestalteten Maxplatz führen, versteckt sich auf der Schulstraße ein Kleinod des Weddings: das Vildan Café. Als der Autor dieses Berichts vor einem halben Jahr in den Antonkiez zog, hörte er von einem veganen Imbiss, in dem die sympathische „Gözleme-Dame“ nach Bestellaufgabe hinten in der Küche verschwinden soll und irgendwann, wenn man in der gemütlichen Atmosphäre die Eile des Alltags vergessen hat, mit frisch zubereiteten türkischen Gerichten wieder auftaucht.

Die „Gözleme-Dame“, das ist Oya Ayik, in der Nähe von Izmir geboren, mit fünf Jahren nach Reinickendorf gezogen und im Märkischen Viertel aufgewachsen. Sie heiratete und zog in den Wedding. Seit 2006 ist sie die Mieterin der Gewerbeeinheit in der Schulstraße 24. Zunächst als Büro für das Baugeschäft ihres Mannes betrieben, machte sie sich nach dessen Tod vor acht Jahren selbstständig. Erst als Bäckerin, doch die Gözleme und Manti liefen am besten und die Nachfrage nach veganen Gerichten war groß. Neben türkischen Familien und älteren Ehepaaren zieht sie damit auch das studentische Milieu an, derzeit sind glutenfreie Alternativen in Arbeit. Zugleich ist es ihr als gläubige Muslimin wichtig, für alle Menschen offen zu sein und auch die zahlreichen Bedürftigen am Platz nie "ohne etwas" hinauszuschicken: In der Winterzeit bekommt jeder seinen Tee oder Kaffee, Übriggebliebenes wird am Ende des Tages an die Tafel, die Neue Nazarethkirche oder das Kinderhilfswerk gespendet.

„Mein Traum ist es, das, was ich verwirkliche, zu teilen“, sagt Oya Ayik und man nimmt es ihr ab, dass in jeder Begegnung noch der einzelne Mensch im Vordergrund steht, und nicht das Produkt. Was sowieso das falsche Wort wäre für das köstliche Frühstücksgericht Menemen für 7,50 Euro, wahlweise mit Auberginen, Käse, Ei, Kartoffeln, Spinat, Tomaten, Champignons oder mit Fleisch. Oder die Mantı („türkische Maultaschen, wie Nudeln gekocht, mit Soße und Käse und einer Kräutermischung“) für 10,50 Euro, wahlweise mit Spinat, Käse, Kartoffeln, Grünkohl oder mit Fleisch. Oder natürlich den Klassiker: die Gözleme für 4,50 Euro, mit Fetakäse, Spinat, Kartoffeln, Gemüse oder Fleisch gefüllt. Außerdem gibt es ein wechselndes Gericht des Tages, Suppen, Rührei und Sandwiches. Zum Dessert wird Joghurt, Kuchen oder Baklava angeboten. Morgens hilft Oya Ayik eine Mitarbeiterin beim Backen, tagsüber bereitet sie dann die Gerichte auf Bestellung zu. Geöffnet ist jeden Tag von 9 bis 18 Uhr.

Es war schwer für Oya Ayik, aus den konservativen Traditionen auszubrechen und sich als Frau ohne Kinder Respekt in der Familie und auch unter der männlichen Kundschaft zu verschaffen. Auch die vielen Einbrüche und Unsicherheiten in den letzten Jahren rund um den Leopoldplatz waren herausfordernd. Doch sie hat es geschafft und ist daran gewachsen. Ihr Vildan (ein weiblicher Vorname, aus dem Arabischen für „Kind“) ist ihr Zuhause geworden. Eine diverse Kundschaft ist ihr wichtig, Frauen sollen sich wohlfühlen, ohne Sorge, belästigt zu werden und auch die Preise sollen bezahlbar bleiben. „Jeder Mensch verdient die volle Unterstützung“, sagt sie und tatsächlich kommen alle Menschen, jung und alt, mit voller Energie wieder aus dem Vildan heraus. Seitdem das Projekt zur Umgestaltung des Leopoldplatzes aktiv die Nachbarschaft einbindet, entstand eine positive Entwicklung, am runden Tisch kommt man nun regelmäßig ins Gespräch.

Ab dem 6.1.2025 wird daher auch ein Stand des Vildan auf dem Leopoldplatz eröffnen, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr. Neben Gözleme und Manti sind dort auch Lahmacun, Köfte und Suppen geplant. Und wer die Gerichte der „Gözleme-Dame“ in Ruhe genießen möchte, kann diese weiterhin am anderen Ende des Leopoldplatzes in der Wärme des Vildan finden.

Autor Text/Fotos: Tom Luca Adams

Vildan Café, Schulstr. 24, täglich 9 bis 18 Uhr

Gastautor

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2 Comments Leave a Reply

  1. Erst steht oben „Vegetarierparadies“, dann klingt der Text so als sei alles vegan, dann steht da plötzlich es gibt die Sachen auch wahlweise mit Fleisch? Ich bin verwirrt.

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