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Chinese Dining:
UUU: Eine kulinarische China-Reise

Nur acht Plätze, nur ein Tisch - was steckt hinter diesem ungewöhnlichen Restaurantkonzept?

Alles hat sei­ne Zeit. Die Flei­sche­rei mit den schö­nen Wand­ka­cheln, die sich frü­her an die­sem Ort befun­den hat. Die Kunst­bar Bei Ernst, die in die­sen Räu­men bis 2018 das Nacht­le­ben berei­chert hat. Und seit 2020 beher­bergt der Laden­raum in der Spren­gelstra­ße 15 das UUU, ein mini­ma­lis­tisch ein­ge­rich­te­tes chi­ne­si­sches Restau­rant, wo es dar­um geht, mit bis zu acht Gäs­ten die gan­ze kuli­na­ri­sche Band­brei­te des Reichs der Mit­te zu erkunden.

Jonas hat sie­ben Jah­re in Bei­jing gelebt und das Reich der Mit­te aus ers­ter Hand ken­nen­ge­lernt. Sei­ne aus dem Nor­den Chi­nas stam­men­de Part­ne­rin Yuhang hin­ge­gen hat 2011 ihr Geburts­land ver­las­sen und in Deutsch­land eine Aus­bil­dung zur Köchin absol­viert. „Als Koch träumst du nun mal vom eige­nen Restau­rant“, erklärt die 32-Jäh­ri­ge. Es soll­te zwar Gerich­te aus ihrer Hei­mat geben, aber nichts mit dem zu tun haben, was in Ber­lin sonst so als chi­ne­si­sche Küche gilt. Und vor allem genau die Grö­ße haben, die ledig­lich zwei Per­so­nen allein bewirt­schaf­ten können.

Der lang­ge­zo­ge­ne Emp­fangs­raum dient dem Ankom­men an einem schwar­zen Tre­sen. Im benach­bar­ten Gast­raum hin­ge­gen steht ein Tisch aus Erlen­holz, den ein Wed­din­ger Tisch­ler in Form eines Drei­vier­tel­krei­ses ange­fer­tigt hat. „Dazwi­schen kann ich her­vor­ra­gend die ein­zel­nen Spei­sen ser­vie­ren“, erklärt der 34-jäh­ri­ge Jonas, der für den Ser­vice zustän­dig ist. Der Kreis bie­tet Platz für acht Per­so­nen, die alle, wie an einem Tre­sen außen her­um sit­zen und alle Spei­sen zeit­gleich ser­viert bekom­men. „Die run­de Form lädt dazu ein, mit­ein­an­der zu inter­agie­ren“, erklärt Jonas. Das sei aber kein Muss. Wich­tig ist den Betrei­bern die Remi­nis­zenz an die typi­schen run­den Tische in Chi­na. Schließ­lich sol­len den Gäs­ten mög­lichst vie­le ver­schie­de­ne Facet­ten der Küche Chi­nas näher­ge­bracht wer­den. Die ver­schie­de­nen Gän­ge wech­seln stän­dig und somit das Menü alle paar Mona­te voll­stän­dig. „Es soll so sai­so­nal wie nur irgend mög­lich sein“, erklärt Yuhang. Auch die Zuta­ten sind meis­tens regio­nal. „Meist hal­ten wir uns an das Ori­gi­nal­re­zept“, sagt die Köchin. Doch es hat sich bei­spiels­wei­se auch bewährt, exo­ti­sche Gemü­se­sor­ten wie die Taro-Wur­zel durch Pas­ti­na­ken zu erset­zen. Das Gemü­se selbst wird frisch auf dem Markt, zum Bei­spiel auf dem Leo­pold­platz, gekauft. Beim Fleisch ach­ten Yuhang und Jonas auf klei­ne Bio-Zuchtbetriebe.

Wie Chi­ne­sen mit Aro­men und Zuta­ten umge­hen, sei in Ber­li­ner Chi­na-Restau­rants oft nicht zu erle­ben, fin­det Yuhang. Sie wünscht sich von chi­ne­si­schen Restau­rant­be­trei­bern mehr Mut, auf­wän­di­ge Gerich­te mit hoch­qua­li­ta­ti­ven Zuta­ten auch in Ber­lin anzu­bie­ten, wohl­wis­send, dass das wesent­lich mehr kos­tet. Sich mehr zu trau­en ist ihr Appell – schließ­lich genießt die chi­ne­si­sche Küche in Asi­en ein sehr hohes Ansehen.

Wor­auf das Wed­din­ger Betrei­ber­paar des UUU setzt, ist Über­ra­schung: Sei es, weil man­che Gäs­te Essen in Chi­na ken­nen­ge­lernt haben und sich freu­en, die dort erleb­te Qua­li­tät im Wed­ding zu bekom­men. Oder weil man­che Gäs­te nur die hie­si­gen Chi­na-Restau­rants ken­nen und über die Band­brei­te der Aro­men und der regio­na­len Rezep­te erstaunt sind. Selbst­ver­ständ­lich sind auch Chi­ne­sen unter den Gäs­ten, denen im UUU oft noch ein­mal bewusst wird, wie viel­fäl­tig die Küche ihrer Hei­mat ist. 

Zu erwäh­nen sind noch die vege­ta­ri­schen Menüs, die es von Zeit zu Zeit für alle Gäs­te gibt, die in der chi­ne­si­schen Küche als etwas Beson­de­res gel­ten­den Des­serts und die kalt auf­ge­gos­se­nen und 24 Stun­den lang gezo­ge­nen Tees aus direkt aus Chi­na stam­men­den Tee­blät­tern. Alko­hol wird im UUU nicht angeboten.

Alles hat sei­ne Zeit. Und auch sei­nen Preis. Die Ein­heits­me­nüs, die don­ners­tags bis sams­tags ab 19.30 Uhr ser­viert wer­den, kos­ten 159 Euro, alles inklu­si­ve. Da dürf­ten vie­le Wed­din­ge­rin­nen und Wed­din­ger erst ein­mal schlu­cken. Dafür erwar­ten die Gäs­te auf­wän­dig zusam­men­ge­stell­te Menüs aus bes­ten Zuta­ten, ein ruhi­ges Ambi­en­te in einem hel­len, nüch­tern gehal­te­nen Gast­raum ohne jede Deko­ra­ti­on und viel­leicht auch Tisch­ge­sprä­che mit Unbekannten.

Kommt das UUU für die meis­ten Wed­din­ger allen­falls für beson­de­re Ereig­nis­se in Fra­ge, so bleibt doch fest­zu­stel­len: Das klei­ne Restau­rant hat in jeder Hin­sicht ein für den Wed­ding unge­wöhn­li­ches Kon­zept. Jeden­falls müs­sen wir für exqui­si­tes Essen nicht mehr unbe­dingt den Stadt­teil verlassen. 

Fotos: Andar­as Hahn

UUU, Do/Fr/Sa 19.30 Uhr – ? , nur mit Reser­vie­rung, Spren­gelstr. 15

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

10 Comments

  1. Das macht sprach­los. Ich bin sau­er und trau­rig zugleich. Wirk­lich ein Para­de­bei­spiel der Gen­tri­fi­zie­rung. Und der Wed­ding­wei­ser berich­tet auch noch unkri­tisch dar­über. 159€ für ein Menü. WTF!? Es soll­te wirk­lich einen demo­kra­ti­schen Pro­zess dar­über geben & die Men­schen die in den Kiezen leben, dar­über mit­ent­schei­den dür­fen, wel­che Läden dort ein­zie­hen soll­ten. Wie sehr man da den guten alten Ernst vermisst!

  2. Der Wed­ding­wei­ser berich­tet hier wirk­lich sehr unkri­tisch über die­ses Para­de­bei­spiel für Gentrifizierung.
    Das ist aus­ge­spro­chen enttäuschend.

  3. Hal­lo Jupp Schmitz

    zu Ihrer Frage

    nichts über die Zusammensetzung/Bestandteile der Speisen/des Menüs noch über das rest­li­che Geträn­ke­an­ge­bot … zu fin­den ist.

    Wer lesen kann ist klar im Vor­teil Herr Schmitz…. steht alles im Text vom Autor

    Wor­auf das Wed­din­ger Betrei­ber­paar des UUU setzt, ist Überraschung: !!!!!

    net­tes Wochen­en­de mit Grüße

    • @Reinhard: Dan­ke für die Infos!
      Also: Bevor ich „reser­vie­re“ (um so dann end­lich den Preis zu erfah­ren), will ich trotz­dem wis­sen, was mich erwartet!
      Und für 159,00 € will ich das schon wis­sen und mich NICHT über­ra­schen lassen!
      Und was alles „im Text“ steht, sind doch nur pau­scha­le Beschrei­bun­gen ohne kon­kre­te Angaben!
      Ob der Autor dort etwas geges­sen hat (lecker? Ja ‑Nein?) oder nur einen Foto­ter­min wahr­ge­nom­men hat- Man weiß es nicht! Jeden­falls erin­nert der gan­ze Text eher an eine inter­pre­tier­te Pres­se­mel­dung denn an einen authen­ti­schen Erlebnisbericht!

      • Wer so etwas anbie­tet wird schon dafür sor­gen das das was da kre­iert bzw gebo­ten wird schon lecker sein wird … also sein Preis wert sein
        Aus­ser­dem gehen da nur Leu­te hin die sich über­ra­schen las­sen wol­len… also den Kit­zel suchen … ich und vie­le Ande­re Wed­din­ger wer­den es wohl eher nicht sein … bin gespannt ob die Bei­den damit Glück haben

  4. Über die Prei­se schweigt sich der Arti­kel aus – wen inter­es­siert schon der schnö­de Mammon.
    Sieht nicht so aus, als könn­te sich das ange­stamm­te Umfeld die­sen kuli­na­ri­schen Fremd­kör­per leisten.
    Und so zieht es eben ande­re dort hin – ein Para­de­bei­spiel der Ver­drän­gung und Gen­tri­fi­zie­rung – gefei­ert vom wed­ding­wei­ser – chapeau!

  5. Ein inter­es­san­ter Bericht – scha­de nur, dass sowohl im WW als auch im Inter­net-Auf­tritt nichts über die Zusammensetzung/Bestandteile der Speisen/des Menüs noch über das rest­li­che Geträn­ke­an­ge­bot (außer­halb des Tees aus „Camel­lia sinen­sis“) zu fin­den ist.
    Und unter uuu-berlin.de ist noch nicht ein­mal der Menü-Preis (159,– € ??) zu finden!
    Scha­de – Wer kauft denn die Kat­ze im Sack??

    • Nach­trag für Herrn Schmitz

      Und unter uuu-berlin.de ist noch nicht ein­mal der Menü-Preis (159,– € ??) zu finden!

      Wie schon gesagt Wer lesen kann ist klar im Vor­teil oder in die­sem Fall wer suchet wird finden

      Kli­cken sie ein­fach mal auf reservieren !!!

      noch­mal net­te Grüße

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