Braucht es den ganz großen Wurf in Sachen Klimaschutz, der von einem großen multinationalen Unternehmen, der Politik, Staatenbündnissen oder den Gerichten angestoßen wird? Oder helfen auch viele kleine Ideen und Beiträge, um die Umwelt zu schützen und zu entlasten? Bei der Verleihung des Umwelt- und Klimapreises Mitte 2023 war zu spüren, dass es viele Menschen gibt, die auch an die Wirkung der kleinen Beiträge glauben.
Allen voran äußerte sich Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann (Grüne) bei der Preisverleihung im Schul-Umwelt-Zentrum (SUZ) in der Scharnweberstraße am Mittwoch (14.6.) in diese Richtung: „Wir sind in der Klimakrise, wir müssen handeln. Wir wollen vorankommen, mehr Bäume pflanzen, entsiegeln und vieles mehr. Hier steht heute die Frage im Mittelpunkt: Was können wir im Kleinen tun? Wenn ich mich hier umschaue, dann muss ich sagen, dass ihr einen wichtigen Beitrag leistet“. Umgeschaut haben sich die Stadträtin und ihr Kollege Benjamin Fritz (CDU) sowie die Preisjury im Garten des SUZ, wo sich die Bewerberinnen und Bewerber mit ihren Projekten präsentierten. Insgesamt 14 Projekte aus dem ganzen Bezirk Mitte erklärten an den eigens an der Weddinger Eiszeitdüne aufgebauten Ständen ihre Ideen für eine bessere Welt. Insbesondere aus Alt-Mitte und Wedding kamen die teilnehmenden Personen, Schulklassen und Initiativen.
Der Umwelt- und Klimapreis wird vom Bezirk seit über 30 Jahren verliehen. In diesem Jahr haben sich vor allem Projekte aus den Bereichen Gärtnern, Umwelttechnik und Ressourcenschonung beworben. Der Preis wurde in drei Kategorien (Schulen, Initiativen, Begrünung) vergeben. Außerdem gab es einen Sonderpreis (Nachhaltigkeit). Darüber hinaus haben der Landesverband Berlin der Gartenfreunde zusammen mit dem Verlag W. Wächter für das Sonderthema „Bunte Beete – Gärtnern mit Kindern und Jugendlichen“ einen Zusatzpreis gestiftet. Am Ende erhielten alle Teilnehmenden eine Platzierung (vollständige Liste unten). Im Folgenden geht es um die teilnehmenden Projekte aus dem Wedding.
Die Weddinger Projekte
In der Kategorie Schulen hat das Lessing-Gymnasium den 1. Platz belegt. Das Schulprojekt „Automatisches Gewächshaus“ wurde vom Naturwissenschafts-Wahlpflichtkurs der 9. Klasse der Schule eingereicht. Die Schülerinnen und Schüler haben ein ressourcenschonendes Minigewächshaus gebaut, das mit Feuchtigkeits- und Temperatursensoren ausgestattet ist und das automatisch bewässert wird. Bis auf das Solarpanel und die Pumpe hat der Kurs, so war bei der Präsentation zu erfahren, alle Teile selbst gebaut, alles selbst programmiert. Das Lessing-Gymnasium ist im Bereich der Umwelt- und Klimaprojekte damit eine der besonders aktiven Schulen im Bezirk. Schon im vergangenen Jahr war die Schule positiv aufgefallen, weil sie mit gleich drei Beiträgen beim Umwelt- und Klimapreis vertreten war.
Mit dem Projekt „Lernmedien von Kindern für Kinder“ kommt ein weiteres ausgezeichnetes Projekt aus dem Wedding. Die LHS Zukunftswerkstatt (Lebenshilfe) hat in Kooperation mit der Andersen-Grundschule mit der 5. Klasse eine Projektwoche zum Thema Plastikmüll durchgeführt. Dabei entwickelten die Teilnehmenden einen Comic, einen Song (mit Video), ein Computerspiel und Arbeitsblätter zum Thema. Ein Höhepunkt des Projekts war eine Videokonferenz mit Gleichaltrigen aus Uganda zum Thema Plastikmüll. Ein weiteres Erfolgserlebnis: Die entstandenen Materialen sollen in der Schule künftig im Unterricht eingesetzt werden und für einen spielerischen und kindgerechten Zugang zum Thema Plastikmüll sorgen. Das Projekt „Lernmedien von Kindern für Kinder“ erhielt im SUZ den 2. Preis in der Kategorie Schulen.
In der Kategorie Initiativen wurde die Weddingerin Heidemarie Kunert mit ihren künstlerischen Holzarbeiten der 3. Preis zugesprochen. „Waldgeister zum Entdecken“ war ihr Projekt überschrieben. Kunert hat im Rahmen eines Praktikums im SUZ gefundene Baumreste bearbeitet und als Kunstwerke für den Umwelt- und Klimapreis eingereicht. Ihre Titel: Langnase, Baumauge, Maulschrecke. Heidemarie Kunert ist seit Jahren immer wieder beim Umweltpreis dabei und meist die einzige Teilnehmerin, die sich dem Thema Umweltschutz auf künstlerische Weise nähert. Dieses Mal gab es aber noch ein zweites künstlerisches Projekt, eine Plakatgestaltung von einem Schüler aus Alt-Mitte.
Auch in der Kategorie Begrünung ist ein Weddinger Projekt ausgezeichnet worden. Den 2. Preis in der Kategorie erhielt das Team der puk a malta gGmbH aus dem Soldiner Kiez mit „Flexibles Hochbeet aus Fundholzmaterial“. Das Team hat das Beet im Rahmen des Projekts „Essbare Stadt“ des Trägers entwickelt. Die Idee hinter dem eher kleinen Beet aus Palettenholz und Funden aus den Natur ist, dass es sowohl auf einen Balkon passt als auch im Freien aufgestellt werden kann und den Standort aufgrund der Bauart auch wechseln kann. Auch puk a malta ist ein im Bereich Umweltprojekte aktiver Träger. Im vergangenen Jahr hatte das Team mit seinen Wurmkisten aus Palettenholz ebenfalls einen Preis gewonnen.
Beim Sonderthema „Bunte Beete – Gärtnern mit Kindern und Jugendlichen“ gab es zwei Preisträger aus dem Wedding. Für ihre „Klima-Oase mit Upcycling-Ideen“ erhielt die Albert-Gutzmann-Schule (Klassen 5–10) den 3. Preis. Den 4. Preis in der Kategorie erhielt die Gustav-Falke-Grundschule für ihre „Grüne Schlucht“ (Klassen 123).
Glückwünsche für die ausgezeichneten Projekte
Alle Preisträgerinnen und Preisträger nahmen die Urkunden, Gratulationsblümchen und die Glückwünsche der Jury und der Bezirkspolitiker:in entgegen. Bezirksstadtrat Benjamin Fritz bedankte sich zum Schluss bei den Teilnehmenden. Der Bezirk Mitte sei stolz darauf, so engagierte Teilnehmer zu haben. „Es ist für unseren Bezirk sehr wertvoll, dass wir durch das Schul-Umwelt-Zentrum die Möglichkeit haben, dass unsere Schülerinnen und Schüler sich so intensiv mit dem Thema Umwelt und Bepflanzung auseinandersetzen können. Alle eingereichten Projekte zeigen, mit wie viel Leidenschaft die Beteiligten sich für Ihre Projekte eingesetzt haben und sich Gedanken für eine bessere Umwelt gemacht haben“, sagte der Bezirksstadtrat. Ganz zum Schluss verabschiedete Fritz die Teilnehmenden mit dem Zuruf: „Macht weiter so“!
Alle Preisträger:innen des Umwelt- und Klimapreises 2023
Kategorie Schulen
- Preis: Automatisches Gewächshaus, Lessing-Gymnasium (Preisgeld: 500 Euro)
- Preis: Lernmedien von Kindern für Kinder – Mülltrennung spielerisch lernen, LHS Zukunftswerkstatt in Kooperation mit der Andersen Grundschule (400 Euro)
- Preis: Plakat: Rettet unsere Welt, Jaden Cheng (9a), John-Lennon-Gymnasium (100 Euro)
Kategorie Initiativen
- Preis: Umwelt‑, Natur- und Klimabildung mit Kindern und Jugendlichen, Freizeithaus am Mauerpark (500 Euro)
- Preis: Gamification 4 Climate Action, Justus Schöller, Humboldt-Universität zu Berlin (400 Euro)
- Preis: Waldgeister zum Entdecken/Holzobjekte, Heidemarie Kunert (100 Euro)
Kategorie Begrünung
- Preis: Naturbildung, Umweltengagement und nachhaltige Stadtentwicklung in Tiergarten-Süd, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen/Garten Kultur Gemeinschaft (500 Euro)
- Preis: Flexibles Hochbeet aus Fundholzmaterial, puk a malta gGmbH (400 Euro)
- Preis: Grünes Wohnzimmer, Nachbarschaftsrat KMA II e.V. (100 Euro)
Sonderpreis Nachhaltigkeit
Nachhaltige Schulhofgestaltung, Max-Planck-Gymnasium (500 Euro)
Sonderthema „Bunte Beete – Gärtnern mit Kindern und Jugendlichen“
- Preis: Insektenfreundliches Klassenbeet, Till-Eulenspiegel-Grundschule/Klasse 3a (400 Euro)
- Preis: Neuer Schulgarten in der Auguststraße, Förderverein der Grundschule am Koppenplatz e.V. (300 Euro)
- Preis: Klima-Oase mit Upcycling-Ideen, Albert-Gutzmann-Schule/Klassen 5–10 (200 Euro)
- Preis: Grüne Schlucht, Gustav-Falke-Grundschule/Klassen 123 (100 Euro)