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Swinemünder Ecke Ramlerstraße:
Es fehlt was beim Kreuzungsumbau!

Bezirksamt erhöht die Verkehrssicherheit, Bürger:innen wollen aber auch Klimaanpassung
8. Februar 2022

Wo sich die Ram­ler und die Swi­ne­mün­der Stra­ße tref­fen, da geht es schon seit lan­ger Zeit ver­quer. Seit fast 15 Jah­ren enga­gie­ren sich Bewohner:innen, Schul­kin­der und vie­le Eltern für eine ver­bes­ser­te Ver­kehrs­si­cher­heit an der Stel­le. Das Quar­tiers­ma­nage­ment, das direkt an der Kreu­zung sein Büro hat, unter­stützt die Bemü­hun­gen eben­falls seit Jah­ren. 2009 hat es des­halb sogar mal eine Demons­tra­ti­on gege­ben. Jetzt end­lich soll die so lan­ge gewünsch­te Ver­kehrs­si­cher­heit an der Kreu­zung mit den drei Kitas und einer Schu­le kom­men, doch jetzt gibt es neue Pro­ble­me: die Ver­kehrs­wen­de und die Kli­ma­kri­se. Und wie­der ärgern sich die Bürger:innen.

Ab der Rügener Straße soll die Swinemünder Straße umgebaut werden.
Ab der Rüge­ner Stra­ße soll die Swi­ne­mün­der Stra­ße umge­baut wer­den. Foto: Hensel

Ein Exkurs vor­weg: Damals, Anfang der 2000er Jah­re war die For­de­rung nach mehr Ver­kehrs­si­cher­heit prak­tisch nie ein ver­steck­ter Sei­ten­hieb gegen den moto­ri­sier­ten Ver­kehr. Das Wort Ver­kehrs­wen­de war noch gar nicht erfun­den. Den Eltern der Kita- und Schul­kin­der ging es ein­fach dar­um, dass ihre Spröss­lin­ge gefahr­los über die Stra­ße kom­men. Sie hat­ten Sor­gen: Ein Mal war vor der Schu­le ein Kind beim Über­que­ren der Stra­ße leicht ver­letzt wor­den. Das Sicher­heits­ge­fühl ver­schlech­ter­te sich mit den Jah­ren immer wei­ter, je mehr Eltern ihre Kin­der mit dem Auto zur Schu­le brach­ten und je mehr PkW über die Ram­ler­stra­ßen eine Abkür­zung zur Behm­stra­ße such­ten. Eine Ampel müs­se her, Que­rungs­hil­fen, Zebra­strei­fen, irgend­was, sag­ten die Men­schen im Kiez.

Verkehrssicherheit im Fokus

Vor vier Jah­ren prä­sen­tier­te der Bezirk Mit­te sei­ne Umbau­plä­ne. Wer sie betrach­tet, kann die lang­jäh­ri­ge Dis­kus­si­on um die Sicher­heit dar­in wie­der­fin­den. „Wir haben ver­stan­den!“, sagt das gan­ze Plan­werk. Der Geh­weg wird an der Kreu­zung kom­plett mit Pol­lern gesi­chert, an allen vier angren­zen­den Stra­ßen­ab­schnit­ten wur­den Zebra­strei­fen vor­ge­se­hen, eine wei­te­re Stra­ßen­ver­en­gung, Geh­weg­vor­stre­ckung genannt, ein­ge­plant. Die Eltern aus dem Jahr 2009 wären sicher­lich sehr zufrie­den gewesen.

Doch in der Kreu­zung steckt auch wei­ter­hin der Wurm und das liegt an den lan­gen Zeit­räu­men, die zwi­schen Ideen, Pla­nun­gen und Umset­zung lie­gen. 2009 ist lan­ge her und auch zwi­schen Pla­nung und Umset­zung des aktu­el­len Umbaus (ab April) lie­gen min­des­tens vier Jah­re. Die Welt hat sich zwi­schen­durch wei­ter­ge­dreht: Schon das Wort Ver­kehrs­be­ru­hi­gung lässt heut­zu­ta­ge bei vie­len Men­schen den Puls stei­gen. Die Zei­ten haben sich geän­dert, der öffent­li­che Raum wird nach und nach neu ver­teilt – über­wie­gend zuguns­ten von Fahr­rad­fah­ren­den und Fußgänger:innen. Das Wort Kli­ma­kri­se ist auf­ge­taucht, eine Anpas­sung an sich ändern­de Umwelt­be­din­gun­gen rückt stär­ker in den Fokus des Han­delns. Vor die­sem Hin­ter­grund steht auch der geplan­te Umbau der Kreu­zung und der Swi­ne­mün­der Stra­ße ab der Rüge­ner Stra­ße plötz­lich wie­der in der Kritik.

Der Plan für den Umbau der Swinemünder Straße. Zu sehen ist die Kreuzung Swinemünder- und Ramlerstraße. Foto: Gruppe Planwerk/Bezirksamt Mitte
Des Plan für den Umbau der Swi­ne­mün­der Stra­ße. Zu sehen ist die Kreu­zung Swi­ne­mün­der- und Ram­ler­stra­ße. Foto: Grup­pe Planwerk/Bezirksamt Mitte

Bürger:innen wollen klimaangepasste Planung

Die­ses Mal führt der Brun­nen­vier­tel e.V. das Wort der Kritiker:innen. Auf­ge­schreckt wur­de er durch eine kur­ze Mit­tei­lung von Bezirks­stadt­rä­tin Dr. Almut Neu­mann. Dem­nach sol­len in Vor­be­rei­tung der Bau­maß­nah­me im Febru­ar zehn Bäu­me gefällt wer­den. Nach Abschluss der Bau­ar­bei­ten im Okto­ber 2023 sol­len laut Dr. Neu­mann vier neue Bäu­me und meh­re­re Blü­ten­sträu­cher neu gepflanzt wer­den. In einem offe­nen Brief schreibt der Stadt­teil­ver­ein: „Auch die geplan­te Nach­pflan­zung von ledig­lich vier Bäu­men ist nicht akzep­ta­bel. Damit ver­schlech­tert sich das Kiez­kli­ma wei­ter.“ Zwi­schen Bau­pla­nung und Bau­aus­füh­rung lie­gen, so der Stadt­teil­ver­ein, meh­re­re Jah­re. Inzwi­schen sei man bei der Kli­ma­po­li­tik auf einem ande­ren Stand als zur Zeit der Pla­nung. Das müs­se berück­sich­tigt werden.

Eine Kreuzung – zwei Herangehensweisen

Der Kon­flikt, der sich jetzt auf­tut, war schon bei der Bür­ger­be­tei­li­gung 2018 zu spü­ren. Die wich­tigs­te Bot­schaft, die die Amtsmitarbeiter:innen den anwe­sen­den Bürger:innen damals mit den Pla­nungs­un­ter­la­gen mit­ge­bracht hat­ten, war die Erhö­hung der Sicher­heit. Gleich danach wur­de aber betont, dass auf jeden Fall so gut wie alle Park­plät­ze für die Autos erhal­ten blei­ben. Auch wich­tig war: auf der aspha­li­tier­ten Stra­ße kön­ne man bes­ser fah­ren als auf dem Kopf­stein­pflas­ter. Für das Stra­ßen­be­gleit­grün hat­te man dage­gen wirk­lich nicht vie­le war­me Wor­te übrig. 

Dem gegen­über saßen Bürger:innen, die nach Dia­go­nal­sper­ren frag­ten und nach der Mög­lich­keit, auf der Grün­flä­che neben der Hein­rich-Sei­del-Grund­schu­le gemein­schaft­lich (auch mit der Schu­le) zu gärt­nern und die sich sehr detail­liert über die Rad­weg­füh­rung infor­mier­ten. Ihnen ging es auch um Sicher­heit – für die Rad­fah­ren­den. Sie frag­ten, ob das klei­ne Stück­chen Swi­ne­mün­der ab der Rüge­ner Stra­ße nicht Fahr­rad­stra­ße wer­den könn­te – in Ver­län­ge­rung der bereits ver­kehrs­be­ru­hig­ten Swi­ne­mün­der. Sie frag­ten, ob die klei­ne Stra­ße vor dem Quar­tiers­ma­nage­ment für den Autor­ver­kehr gesperrt wer­den könn­te. Ins­ge­samt war deut­lich zu mer­ken, dass die Planer:innen vom Bezirk ganz ande­re Prio­ri­tä­ten gesetzt hat­ten als die Bürger:innen.

Im offe­nen Brief beklagt der Brun­nen­vier­tel e.V. nun die geplan­te Ver­sie­ge­lung der Stra­ße mit Asphalt (wegen der Auf­hit­zung im Som­mer) und zu weni­ge Nach­pflan­zun­gen von Bäu­men bezie­hungs­wei­se deren Fäl­lung. Der Ver­ein denkt bei einer Umbau­maß­nah­me im Jahr 2022 offen­bar vor allem an die nöti­ge Kli­ma­an­pas­sung der Stadt. Wenn der Bezirk nicht nur flickt, son­dern mehr als 2,1 Mil­lio­nen Euro in die Hand nimmt, um einen Stra­ßen­ab­schnitt umzu­bau­en, soll­te die­ser Aspekt viel­leicht wirk­lich stär­ker Berück­sich­tung fin­den. Die Erhö­hung der Ver­kehrs­si­cher­heit ist wich­tig. Ver­kehrs­si­cher­heit allein ist bei einem Umbau heut­zu­ta­ge nicht mehr aus­rei­chend, Kli­ma­an­pas­sungs­maß­nah­men müs­sen immer mit­ge­dacht werden.

Ein Text zum sel­ben The­ma ist auf dem Redak­ti­ons­blog der Bür­ger­re­dak­ti­on im Brun­nen­vier­tel erschie­nen. Er ent­hält auch den kom­plet­ten offe­nen Brief des Brun­nen­vier­tel e.V.: Umbau der Swi­ne­mün­der in der Kritik

Ders Plan für den Umbau der Swinemünder Straße. Zu sehen ist ein Querschnitt der Swinemünder Straße auf dem umzubauenden Abschnitt. Foto: Gruppe Planwerk/Bezirksamt Mitte
Ders Plan für den Umbau der Swi­ne­mün­der Stra­ße. Zu sehen ist ein Quer­schnitt der Swi­ne­mün­der Stra­ße auf dem umzu­bau­en­den Abschnitt. Die Fahrradfahrer:innen fah­ren auf der Stra­ße, weil der Rad­strei­fen auf dem Geh­weg weg­fällt. Foto: Grup­pe Planwerk/Bezirksamt Mitte

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